Nach acht Pleiten in Serie gegen den Rekord-Pokalsieger wirkte der 4:2 (0:0)-Triumph von Bayer Leverkusen im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Bayern München wie ein Befreiungsschlag.
"Wenn ich den Torjubel meiner Jungs sehe, dann lohnt es sich, Trainer zu sein", sagte Labbadia sichtlich bewegt, nachdem seine junge Truppe zuletzt in der Bundesliga mit zwei Niederlagen in Folge einmal mehr für die fehlende Konstanz kritisiert worden war.
Der Erfolg am Mittwoch in Düsseldorf, aber vor allem die Art und Weise, wie er zustande kam, dürfte ein Meilenstein in der Entwicklung der Bayer-Mannschaft gewesen sein. "Unser ältester Spieler, der auf dem Feld stand, war 27 Jahre alt. Wir müssen einfach Geduld haben, Schwankungen sind nicht zu vermeiden. Aber ich werde mein Ding durchziehen, ich bin von dem Weg überzeugt", sinnierte der Bayer-Coach, der laut eigener Aussage nur "eine Feinjustierung" nach den jüngsten Pleiten vorgenommen habe: "Wir haben mehr aus der Ordnung heraus gespielt."
"Fast perfekter Fußball"
Das genügte, um die desolaten Bayern teilweise vorzuführen. "Leverkusen hatte einen fantastischen Tag und bis zur 70. Minute fast perfekten Fußball gespielt", sagte Premiere-Experte Hitzfeld.
Mit 3:0 führte die Werkself nach den Toren von Tranquillo Barnetta (54.), Arturo Vidal (61.) und Patrick Helmes (70.). Dann kehrte der Bayer-Schlendrian wieder ein.
Der Ex-Leverkusener Lucio (72.) und Miroslav Klose (74.) machten die Begegnung nochmals spannend, ehe Stefan Kießling (90.+2) für die Entscheidung sorgte. "Es passte alles, wir sind aggressiv in die Zweikämpfe gegangen und haben den Bayern keine Luft zum Atmen gegeben", kommentierte Helmes, den die Bayern nie unter Kontrolle brachten.
Berlin ist das Ziel
"Wenn man aber die richtige Einstellung hat, und die haben wir, wird man auch belohnt. Das war ein Pokal-Fight, anders als ein Bundesliga-Spiel", analysierte Sportchef Rudi Völler, der mit einer deftigen Schelte in Richtung von Nationaltorwart Rene Adler nach dem 0:1 in Hannover am vergangenen Samstag für Aufsehen gesorgt hatte.
Gegen Bayern war Adler bis auf den Patzer beim Lucio-Treffer auf dem Posten und machte einige hochkarätige Chancen des Rekordmeisters zunichte. "Wir dürfen nicht Typen im Team fordern und sie dann nicht bestärken", sagte Labbadia mit Blick auf seinen Keeper, der sich im Prozess zur Persönlichkeit befinde.
Erstmals seit 2003 stehen die Leverkusener nun im Pokal-Halbfinale (21./22. April), den Pott holen konnte Bayer nur 1993. "Wir haben miteinander gesprochen, dass wir mehr Mut zeigen müssen und dass wir zusammenrücken, auch wenn es nicht so gut läuft. Das ist uns gegen die Bayern gelungen, jeder hat für jeden gekämpft, die Fehler des anderen wettgemacht. Und wir haben vor der ersten Runde gesagt, dass Berlin unser Ziel ist", sagte Kapitän Simon Rolfes und denkt bereits an einen angenehmen Nebeneffekt: "Wenn wir über Berlin dann nach Europa kommen, ist es auch gut."