Deshalb steht es 3:3

David KreislAndreas Lehner
16. Mai 201410:02
Klopp oder Pep - wer der beiden Taktik-Füchse darf den Pott mit nach Hause nehmen?getty/spox
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Am Samstag treffen der FC Bayern und Borussia Dortmund im Finale des DFB-Pokals aufeinander (20 Uhr im LIVE-TICKER). Matthias Sammer sprach davon, dass es nach Meistertiteln in den letzten Jahren zwischen FCB und BVB 2:2 stehe, nach den beiden Bundesliga-Spielen in dieser Saison, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, stehen die Klubs bei einem 3:3. SPOX lässt die Partien mit Hilfe der Daten von OPTA noch einmal Revue passieren.

23. November 2013, 13. Spieltag

Borussia Dortmund - Bayern München 0:3 (0:0)

Die Aufstellung:

Der BVB musste ohne die verletzten Mats Hummels, Ilkay Gündogan, Marcel Schmelzer und Neven Subotic ersatzgeschwächt in das Spitzenspiel gehen. Vor allem defensiv litt die Truppe von Jürgen Klopp unter den vielen Ausfällen, so dass Neuzugang Manuel Friedrich ausgerechnet gegen die Bayern sein Startelfdebüt für Schwarzgelb feiern musste. Auf den Außenbahnen verteidigten Erik Durm und Kevin Großkreutz.

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Da bei den Münchnern neben Bastian Schweinsteiger auch Franck Ribery fehlte, schob Coach Pep Guardiola Arjen Robben auf die linke Seite, Thomas Müller rutschte auf rechts. Javi Martinez durfte im Mittelfeld ran, spielte dabei aber vorgezogen fast schon auf der Zehn, während Philipp Lahm den alleinigen Sechser gab. Mit Mario Mandzukic brachte Guardiola wie schon in den Spielen davor einen Stoßstürmer.

Das Spiel:

Die Hausherren erwischten einen überragenden Beginn und hatten durch den bärenstarken Robert Lewandowski schon nach drei Minuten die riesige Chance zur Führung, verpassten es aber - wie schon im Champions-League-Finale - ihre Überlegenheit in der ersten halben Stunde in ein Tor umzumünzen.

Nachdem die wackelige Anfangsphase aus Sicht des FCB überstanden war, entwickelte sich ein ausgeglichenes, relativ typisches Spiel zwischen beiden Teams. Die Bayern erspielten sich die Kontrolle (63,4 Prozent Ballbesitz, 591 zu 335 Pässe), der BVB blieb mit seinen Kontern stets gefährlich.

Guardiola überraschte mit der Maßnahme, das gefürchtete Dortmunder Pressing für ihn untypisch mit hohen Bällen zu überspielen. Martinez sollte als offensive Anspielstation auf der Zehn agieren und zusammen mit Mandzukic die Bälle fest machen. Viel Ertragreiches sprang dabei allerdings nicht heraus, so beorderte der FCB-Coach den Spanier nach der Pause auf die defensivere Position, nachdem er "Probleme im Mittelfeld" erkannt hatte. Eine Maßnahme, die dem Bayern-Spiel merklich Stabilität verlieh.

Javi Martinez' durchschnittliche Position gegen den BVB: Der Spanier machte seinem Ruf als Allround-Waffe alle Ehre. In der ersten Halbzeit als Zehner hauptsächlich in der Dortmunder Häfte, rutschte Martinez im Verlauf des Spiels immer weiter zurück und landete am Ende in der Innenverteidigung.

In einem sehr engen Spiel machte am Ende die Effektivität und Geduld der Münchner den Unterschied aus. Der eingewechselte Mario Götze traf zehn Minuten nach seiner Einwechslung an alter Wirkungsstätte (66.), nachdem Marco Reus und Henrikh Mkhitaryan große Chancen zum Ausgleich liegen ließen, machten Robben und Müller den Sack mit einem späten Doppelschlag zu (85./87.).

So klar, wie es das Ergebnis vermuten lässt, war der Spielverlauf aber nicht. Das sah nicht nur BVB-Coach Klopp so, der "bis zum 1:0 die größeren Chancen" auf Seiten seiner Mannschaft ausmachte, sondern auch Robben. Der Torschütze zum entscheidenden 2:0 gestand: "Es schaut aus wie ein klarer Sieg, aber es war ein Spiel auf Augenhöhe."

Die Schlüsselszene:

Die Einwechslungen von Götze und Thiago entschieden das Duell. Klopp sprach nach dem Spiel von einem "coolen Move" seines Gegenübers und musste sich eingestehen, von Guardiola ausgecoacht worden zu sein. Nach einer knappen Stunde nahm der Bayern-Trainer Mandzukic runter und brachte Götze. Für den Gelb-Rot-gefährdeten Boateng kam Thiago (64.), Martinez rückte dafür in die Innenverteidigung und machte den Weg für die quirligen Offensivakteure frei.

Mario Götzes durchschnittliche Position gegen den BVB: Warum der BVB den Ex-Dortmunder nicht greifen konnte, macht die Heatmap klar. Götze war sehr aktiv und quasi auf dem ganzen Feld unterwegs.

Mit Götze (Führungstor) und Thiago (Assitst zum entscheidenden 2:0) "haben wir das Spiel besser kontrolliert", analysierte Guardiola hinterher, der den BVB mit der radikalen Umstellung der Spielweise vor unlösbare Probleme stellte.

Auch Klopp sah im Doppelwechsel den entscheidenden Faktor im eng umkämpften Spiel: "Erst bearbeiten die uns mit langen Bällen, dann bringen die die 1,70-Meter-Jungs, das kann man auch machen."

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12. April 2014, 30. Spieltag

Bayern München - Borussia Dortmund 0:3 (0:1)

Die Aufstellung:

Die Münchner traten trotz der schon entschiedenen Meisterschaft in Bestbesetzung an. Nur Müller und Jerome Boateng mussten auf die Bank, für den Innenverteidiger rückte Martinez an die Seite von Dante. Guardiola trat im 4-2-3-1 an, wobei Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger die Doppelsechs bildeten und Götze als Zehner ran durfte.

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Klopp wartete mit einer echten Überraschung auf: Lewandowski stand nicht in der Startelf, auf dem Papier übernahm Pierre-Emerick Aubameyang die Rolle in vorderster Front. Mit ihm bildeten Reus, Jonas Hofmann und Mkhitaryan die enorm schnelle Offensive. Im Gegensatz zum Hinspiel war mit Mats Hummels der Abwehrchef wieder an Bord.

Das Spiel:

Was der BVB an diesem Tag in Sachen Gegenpressing spielte, war schlicht und einfach Weltklasse. Die Gäste störten die Münchner so aggressiv und früh wie noch keine andere Mannschaft in der Allianz Arena - und zogen dem träge agierenden Meister damit den Zahn.

Nuri Sahins durchschnittliche Position gegen Bayern: Trotz des Auswärtsspiels beim Rekordmeister verteidigte der BVB ungemein hoch. Die Heatmap des Deutsch-Türken steht stellvertretend dafür: Der nominelle Sechser hielt sich fast durchgehend auf Höhe der Mittellinie auf.

Dabei war die Rollenverteilung in der Arbeit gegen den Ball ganz klar verteilt: Hofmann lief aus dem Mittelfeld an, wenn Dante an den Ball kam und setzte den Brasilianer nicht nur unter Druck, sondern stellte in seinem Schatten auch die Passwege nach außen zu Alaba und Ribery zu. Reus war im Zentrum stetiger Begleiter von Lahm und störte selbst die Innenverteidigung.

Die Sechser Sebastian Kehl und Nuri Sahin schlossen im Rücken der Offensivreihe die Lücken perfekt und schoben hoch nach vorne, so dass das System vom 4-2-3-1 zu einem 4-1-3-2 mutierte - mit Kehl als tiefstem Mittelfeldspieler. Trotz der abkippenden Sechser und einrückenden Außenverteidiger hatten die Bayern in Ballnähe so keine personelle Überzahl.

Der Aktionsradius des BVB gegen Bayern: Nimmt man das tatsächlich gespielte System des BVB, zeigt sich schnell, dass Sahin auf einer Linie mit Mkhitaryan und Hofmann verteidigte, um das Mittelfeld dicht zu machen. Kehl agierte quasi als alleiniger Sechser.

Der BVB machte das Zentrum dicht und hinderte den Rekordmeister daran, sein Kurzpassspiel aufzuziehen. Das half zum einen, die Münchner Ballzirkulation aus der eigenen Hälfte zu verbannen, zum anderen war der Weg zum Tor nach einem Ballgewinn nicht mehr weit. Die Bayern waren in der eigenen Hälfte isoliert und schafften es selten, direkte Angriffe zu fahren.

Die Pässe von Robben und Ribery: Kein Durchkommen gab's für die bayerische Flügelzange. Fast alle Pässe des Niederländers und des Franzosen gingen die Außenlinie entlang nach hinten oder kurz zur Mitte. Zur Grundlinie kamen die Offensivakteure quasi nicht durch.

"Wenn du gegen Bayern spielst, ist es schwer, in einem 4-2-3-1 zu bleiben, weil du vorne - gegen Dante oder Boateng - die Passwege zustellen musst. Da muss die ganze Mannschaft vorrücken", sagte Reus dem "Kicker" und beschrieb den einen Schlüssel zum Erfolg. "Nur so kannst du gegen sie bestehen. Wenn du dich hinten reinstellst, dann kriegst du irgendwann ein Tor."

Der andere Faktor war die Eiseskälte beim Torabschluss. Verzweifelten die Borussen in der Hinrunde lange Zeit an ihrer Chancenverwertung, so brachte Mkhitaryan die Borussen mit der ersten guten Chance in Front (20.). Reus und Hofmann sorgten kurz nach der Pause (49./56.) für die Vorentscheidung. Die Bayern fanden an diesem Tag keine Mittel gegen die schwarzgelbe Pressingmaschine, zu allem Überfluss leistete sich Rafinha eine Tätlichkeit und flog in der Nachspielzeit vom Platz.

Szene des Spiels:

Das 0:1 mit der ersten Chance der Gäste, dann die verletzungsbedingte Auswechslung von Manuel Neuer - an diesem Tag lief vieles gegen die Bayern. Trotzdem hatten sich die Münchner "in der Halbzeit für die zweiten 45 Minuten einiges vorgenommen", so Thomas Müller nach dem Spiel. "Dann kommst du raus und kriegst sofort das 0:2 nach einem Konter. Damit war das Spiel vom Kopf her durch."

In der Tat war Reus' Treffer nur vier Minuten nach Wiederanpfiff nicht nur die Vorentscheidung, sondern auch die Demonstration der Konterstärke der Borussia. Franck Ribery vertändelte den Ball nach einer Ecke und der Gegenangriff rollte. Mkhitaryan mit einem 50-Meter-Sprint und dem Pass auf den noch schnelleren Aubameyang, der in der Mitte den freien Reus bediente - ein Konter wie aus dem Lehrbuch.

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Seite 3: Fazit vor dem Finale

Fazit vor dem Finale:

Hätten die beiden Bundesligaspiele im Europapokal stattgefunden, wäre die Partie in München in der Verlängerung gegangen. Diese gibt es nun im Finale in Berlin. Der BVB weist die Favoritenrolle von sich, scheint aber zumindest die besseren Karten zu haben.

Zwar sind Duelle zwischen den beiden besten deutschen Mannschaften immer eine 50:50-Angelegenheit, aber die Dortmunder haben in beiden Spielen gezeigt, dass sie Mittel gegen das Münchner Spiel besitzen.

Die Analyse des Hinspiels zeigt, dass dieses bei etwas besserem Spielverlauf für Dortmund auch zugunsten des BVB hätte ausgehen können oder zumindest ein Unentschieden im Bereich des Möglichen war.

Das Spiel in München war dagegen eine klare Sache. Die Bayern hatten erst in der Schlussphase einige Chance, da hätte der BVB aber auch noch höher führen können.

Die Bundesliga-Saison des FC Bayern und von Borussia Dortmund im Vergleich

Erstaunlich, dass der BVB unabhängig von seiner personellen Besetzung - in beiden Partien fehlten Schlüsselspieler - gegen die Bayern auf Augenhöhe agieren konnte. Das Kollektiv funktioniert im Klopp-Team scheinbar immer gegen den FCB.

Bei den Münchnern musste Sportvorstand Matthias Sammer den Teamgeist als Grundlage des Erfolgs erst nochmal anmahnen, damit das auch im Finale funktioniert.

Stellen die Bayern ihre individuelle Qualität aber komplett in den Dienst der Mannschaft, können sie Dortmund besser kontrollieren. Das haben die Spiele in der Saison 2012/13 und das Hinspiel gezeigt. Gelingt das nicht, wird es gegen Dortmunds Pressing und Umschaltspiel schwer werden.

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