SPOX: Herr Heller, die Hinrunde ist fast vorbei, Sie sorgen mit dem SV Darmstadt weiter für Furore, auch wenn es zuletzt einen Dämpfer gab. Welche Schulnote würden Sie ihrer eigenen Leistung bisher geben?
Heller: Das ist eine fiese Frage. Ich bewerte mich selbst nur sehr, sehr ungern. Das sollen lieber andere Leute machen. Natürlich bin ich glücklich, wenn ich der Mannschaft mit meinen bisherigen fünf Toren und der einen Vorlagen helfen konnte. Ich hoffe natürlich auch, dass noch ein paar mehr Scorerpunkte dazu kommen.
SPOX: Und welche Note würden Sie der erste Bundesliga-Hinrunde der Darmstädter seit 33 Jahren geben?
Heller: Ich gebe uns eine 3+. Wir haben uns als Team mit dem geringsten Etat richtig gut geschlagen bisher und haben in jedem Spiel immer wieder etwas gelernt. Aber die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen, es gibt noch einiges zu verbessern.
SPOX: Abermals schlugen die Neuzugänge wie beispielsweise Luca Caldirola oder Sandro Wagner am Böllenfalltor voll ein. Doch auch die, die noch nicht zum Zug kommen, wie Slobodan Rajkovic sind ruhig und murren nicht...
Heller: Es weiß jeder, was ihn in Darmstadt erwartet. Insofern holen Dirk Schuster und seine Assistenten auch immer die richtigen Spieler. Als Stinkstiefel wird man keinen Erfolg haben. Das weiß jeder, der für den SV Darmstadt spielt. Natürlich gibt's auch bei uns mal den einen oder anderen unzufriedenen Spieler, das ist ganz normal. Aber alle Mann wissen, dass wir nur als Team erfolgreich sein können und wenn jeder seine Rolle annimmt.
SPOX: Woher hat denn der Trainer eigentlich seine unfassbare Menschenkenntnis? Die Jungs passen meist perfekt in die Mannschaft...
Heller: Ganz ehrlich: Das würde ich auch gerne wissen. (lacht) Er hat einfach ein goldenes Händchen bei den Neuzugängen. Er hat nun auch wieder eine Mannschaft zusammengestellt, die sich in jedem Spiel zerreißt und versucht das Maximale zu erreichen.
SPOX: Die ganze Saison über wurde über den Spielstil der Lilien diskutiert. Er sei altmodisch, es sei Fußball aus den 80er. Wie wird diese Diskussion in der Mannschaft aufgenommen?
Heller: Wir bekommen das natürlich zum einen über die Medien mit und zum anderen unterhält man sich nach dem Spiel mit dem einen oder anderen Spieler. Da bekommt man dann schon mal zuhören, dass wir gar nicht versuchen würden, Fußball zu spielen und nur darauf aus seien, das Spiel der anderen zu zerstören. Für uns ist das ein Stück weit eine Anerkennung. So ist eben unser Spielstil und wird sind damit erfolgreich.
SPOX: Als Sie das letzte Mal im Sommer mit SPOX sprachen, sagten Sie, dass Sie sich am meisten auf das Derby gegen Eintracht Frankfurt freuten. War der Sieg im Derby bislang das Highlight?
Heller: Das war natürlich ein ganz besonderes Spiel für mich persönlich, keine Frage. Immerhin hatte ich vier tolle Jahre bei der Eintracht. Aber auch für unsere Fans war dieser Erfolg natürlich eminent wichtig. Mal abgesehen von den Emotionen, die sich rund um diese Partie abspielen, war für uns der Dreier nach fünf Spielen ohne Sieg von großer Bedeutung. Dass uns das ausgerechnet im Derby gelingt, ist umso schöner. Das war der perfekte Zeitpunkt.
SPOX: Wieviel Kraft gibt so ein Befreiungsschlag?
Heller: Siege geben immer Selbstvertrauen. Aber wir haben auch in den Phasen, in denen es jetzt nicht so lief, immer an uns geglaubt.
Marcel Heller im Steckbrief