Guido Burgstaller vom FC Schalke 04 im Interview: "Ich knattere gerne durch den Wald"

Guido Burgstaller ist der beste Torschütze in der Bundesliga beim FC Schalke 04.
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SPOX: Es gab eine Phase, in der Sie über zwei Jahre lang nicht für die österreichische Nationalelf zum Einsatz kamen. Teamchef Marcel Koller schien nicht auf Ihren Spielertyp zu stehen. Wie sehr hat Sie das ins Grübeln gebracht?

Burgstaller: Ich habe schon darüber nachgedacht, weil ich zu der Zeit in meinen Augen eigentlich gute Leistungen gebracht habe und ordentliche Scorerwerte aufweisen konnte. Ich war nur nicht der einzige Spieler, der für diese Position in Frage kam und so hat sich der Trainer eben für die anderen entschieden. Das ist legitim im Fußball und auch so eine Sache, aus der ich für mich kein riesiges Problem gemacht habe.

SPOX: Als Sie 2014 von Rapid zu Cardiff City wechselten, war dort ManUnited-Legende Ole Gunnar Solksjaer Ihr Trainer. Er sagte, er habe Sie schon auf seiner vorherigen Station bei Molde FK beobachtet. Wussten Sie das?

Burgstaller: Nein. Zu meiner Rapid-Zeit war ich schon sehr heiß auf den nächsten Schritt und habe nach England geschielt. Plötzlich kam im Frühjahr das Angebot und Cardiff spielte noch in der Premier League. Ich flog rüber, schaute mir alles an und war von dem Projekt auch wirklich überzeugt. Leider stieg man am Ende noch ab und zwei Monate nach meiner Ankunft wurde Solksjaer entlassen. Das war der Anfang vom Ende für mich.

SPOX: Sie durften anschließend nur noch bei der zweiten Mannschaft trainieren. Wie wurde Ihnen das mitgeteilt?

Burgstaller: Ich bin ganz normal zum Training gefahren und habe dort einen Brief in die Hand gedrückt bekommen. Darin stand, dass ich künftig nicht mehr für die erste Mannschaft spielen darf. Das war die Anordnung des Klub-Besitzers. Daraufhin habe ich letztlich fast sechs Monate keinen Fußball mehr gespielt. Das war ein echter Schlag ins Gesicht und eine sehr schwierige Zeit für mich.

SPOX: Wie wurde diese Entscheidung begründet?

Burgstaller: Während einem in Deutschland jede Entscheidung teils haarklein erklärt wird, gibt es auf der Insel keine Begründungen. Dort stehen 35 bis 40 Spieler im Kader. Man ist dort nur eine Nummer und muss funktionieren, auf das Menschliche wird nicht viel Wert gelegt. Diese ganze Erfahrung hat mich unter dem Strich ruhiger und nachdenklicher gemacht. Man lernt, dass es nicht immer nur bergauf geht im Leben und man nicht alles in sich hineinfressen darf.

SPOX: Wie schnell ist Ihnen denn die Lust vergangen, wenn klar war, dass eine Rückkehr zur ersten Mannschaft aussichtslos ist?

Burgstaller: Ich hatte einen Monat, in dem gar nichts ging und ich deprimiert herumgelaufen bin. Meine Frau war Gott sei Dank vor Ort, sie hat mich in dieser Zeit sehr gut unterstützt. Nach einer gewissen Phase habe ich mich neu ausgerichtet und auf einen Wechsel im Winter konzentriert, so dass ich viele Extraschichten absolviert habe, um den Rückstand so gut es geht wettzumachen.

SPOX: Haben Sie jetzt überhaupt noch Lust auf eine Erfahrung im nicht-deutschsprachigen Ausland?

Burgstaller: Momentan nicht. Ich weiß, was ich an Schalke habe und fühle mich hier pudelwohl. Aktuell kann ich mir nichts anderes vorstellen als für Schalke zu spielen. Ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit. Ich will hier so lange bleiben, wie es geht. Wenn ich mal 34 oder 35 bin und ein Angebot aus den USA oder Australien bekomme, dann höre ich mir das sicherlich mal an. Das wäre bestimmt ganz cool.

Burgstaller träumt von Karriereende in Australien oder USA

SPOX: Sie sagten einmal über Ihre Frau, dass Sie ohne sie nicht dort wären, wo Sie jetzt sind. Betraf das vor allem die Erlebnisse in Wales?

Burgstaller: Nein. Seit ich sie habe, hat sich mein kompletter Tagesablauf verändert. Wie es eben so ist, wenn man eine Beziehung führt. Ich habe das Junggesellenleben hinter mir gelassen und dadurch sicherlich auch weniger Blödsinn im Kopf. Meine Konzentration gilt seitdem der Familie und dem Fußball, das ist für mich das absolut Wichtigste geworden. Sie hat mir zum idealen Zeitpunkt dabei geholfen, mich in die richtige und vor allem auch in eine professionelle Spur zu bringen.

SPOX: Ihre Frau arbeitet als Sportjournalistin, sie lernten sich in Nürnberg kennen. Sind Sie dort eigentlich einmal von ihr interviewt worden, als sie schon Ihre Freundin war?

Burgstaller: Ja. Wir haben sehr grinsen müssen. Es hat ein paar Versuche gebraucht, bis alles im Kasten war. (lacht)

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