Vor 75.708 Zuschauern im ausverkaufen Berliner Olympiastadion erzielten Julian Draxler (18.), Klaas-Jan Huntelaar (22.), Benedikt Höwedes (42.), Jose Manuel Jurado (54.) und noch einmal Huntelaar (70.) die Tore. Für die ersten drei Vorlagen zeichnete der starke Jefferson Farfan verantwortlich, den vierten Treffer leitete er ein.
Damit endet für Schalke die sechs Spiele währende Niederlagenserie - und dem Verein gelingt nach einer in jeder Hinsicht extremen Saison ein gelungener Abschluss.
Reaktionen:
Ralf Rangnick (Trainer Schalke 04): "Wir freuen uns sehr. Die Jungs können heute ausgiebig feiern. Wir wussten, dass es vielleicht auch ein bisschen Geduld erfordert. Mich hat es riesig gefreut für Julian Draxler, dass er dieses Tor gemacht hat, aber auch dass wir es geschafft haben, das Bollwerk sehr früh zu knacken."
Horst Heldt (Manager Schalke 04): "Wir freuen uns unheimlich. Nach einer anstrengenden und intensiven Saison mit Höhen und Tiefen war es sehr wichtig, das heute krönend abzuschließen. Die Mannschaft hat das eindrucksvoll gemacht, man kann ihnen nur gratulieren. Wir sind alle stolz auf jeden Einzelnen."
Raul (Schalke 04): "Ich musste nach Deutschland kommen, um zum ersten Mal einen Pokal in den Himmel zu recken. Ich bin sehr stolz und glücklich, dass das geklappt hat. Das muss gefeiert werden."
Milan Sasic (Trainer MSV Duisburg): "Die Mannschaft hat in dieser Saison so viel geleistet. Ich will sie nicht Verlierer nennen. Wir sind schon vor diesem Spiel Sieger gewesen. Leider hat die Leistung nicht gestimmt und dann geht die Niederlage, auch in dieser Höhe, absolut in Ordnung."
Ivica Grlic (MSV Duisburg): "Die erste Halbzeit war zu einfach. Wir haben die Tore zu billig kassiert. Der Wille war da, aber jetzt kann man es nicht mehr ändern."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Schalke mit einer überraschenden Änderung: Uchida nur auf der Bank, dafür rückt Papadopoulos in die Innenverteidigung, Höwedes nach rechts hinten. Im Mittelfeld bildet Jurado neben Kluge die Doppel-Sechs, Draxler spielt am linken Flügel.
Duisburg wie erwartet: Maierhofer wurde nicht rechtzeitig fit, sitzt auf der Bank und wird durch Schäffler vertreten. Dafür in der Startelf: Die vormals ebenfalls angeschlagenen Grlic und Kern.
18., 1:0, Draxler: Jurado spielt einen klugen Pass auf Farfan, der direkt auf Draxler weiterleitet. Erst schlägt er einen Haken gegen Reiche, dann zieht Draxler wuchtig aus 18 Metern ab - das Ding schlägt links oben ein, Yelldell ist chancenlos.
22., 2:0, Huntelaar: Wunderschöner Pass von Farfan in den Strafraum auf Huntelaar. Der Niederländer braucht aus acht Metern nur noch die Fußspitze in den scharfen Pass zu halten und Yelldell ist geschlagen.
42., 3:0, Höwedes: Ecke von links von Farfan, in den Fünfer gezogen. Yelldell kommt raus, aber Höwedes ist vorher am Ball und wuchtet die Kugel ins Tor.
55., 4:0, Jurado: Farfan spielt schön in die Zentrale auf Huntelaar, der Jurado in den Strafraum schickt. Jurado sucht sich frei vor Yelldell die Ecke aus und schiebt unten rechts ein.
70., 5:0, Huntelaar: Banovic spielt den Ball quer in den eigenen Strafraum, Sukalo verstolpert den Ball. Draxler spritzt dazwischen und die Kugel landet irgendwie bei Huntelaar, der aus sechs Metern leichtes Spiel hat.
Fazit: Von einer kurzen Phase in der ersten Halbzeit abgesehen war Schalke überlegen und gewann entsprechend verdient - auch in der Höhe. Eines der wohl einseitigsten Pokal-Endspiele aller Zeiten.
Der Star des Spiels: Jefferson Farfan. Wirkte zuletzt ausgebrannt, entsprechend wohltuend war offenbar die Pause am letzten Spieltag. Sein Auftritt: Frisch, spritzig, wachsam - und vor allem wirkungsvoll. Gab die Vorlagen zu den ersten drei Toren und leitete das vierte ein, zwei weitere Flanken hätten beinahe ebenfalls zu Treffern geführt. Noch Fragen?
Der Flop des Spiels: Goran Sukalo. Positiv: sein vielversprechender Vorstoß nach etwa einer Viertelstunde. Negativ: seine sonstige Leistung. Die anderen vier Mittelfeldspieler dachten wie er primär an die Defensive, nur dass sie zwei, drei Meter vor Sukalo postiert waren. Zwei, drei Meter mit fatalen Folgen. Denn Sukalo übernahm sich als einziger reiner Sechser und kam bei vielen wichtigen Zweikämpfen zu spät, so wie bei Draxlers 0:1. Sein Stolperer vor dem 0:5 dürfte ihm selbst am peinlichsten sein.
Der Schiedsrichter: Wolfgang Stark. Irgendwann vergaß man beinahe, dass ein Schiedsrichter anwesend ist. Entsprechend eine Leistung ohne Fehl und Tadel, auch wenn er sehr viel laufen ließ.
Analyse: Schalke erinnerte mit seiner aktiven und freudigen Spielweise wieder an das Schalke von Anfang April. Der MSV hingegen mit einer konträren, auf Destruktion ausgelegten Strategie: Die Vierer-Abwehrkette und das Fünfer-Mittelfeld standen bei gegnerischem Ballbesitz extrem tief und sehr nah zueinander, um Schalke keine Möglichkeit zur Entfaltung zu geben - was auf Kosten der eigenen Torgefahr ging.
Sturmspitze Schäffler war derart isoliert, dass häufig eine 20, 30 Meter große Lücke zwischen ihm und dem Mittelfeld klaffte. Fast schon absurd, wie er sich nach 15 Minuten gut gegen Sarpei durchsetzte, aber dann abdrehen musste, weil sich der nächste Mitspieler 40 Meter weiter hinten aufhielt.
Nach einer halben Stunde aber zeigten die zuvor noch so engagierten Schalker die für diese Saison so bezeichnende Wankelmütigkeit. Plötzlich stellten sie ihre Bemühungen ein und verharrten in Apathie. Duisburg überspielte mit simplen Diagonalpässen das Mittelfeld und kam innerhalb weniger Minuten zu einigen Chancen, die jedoch vergeben wurden.
Anders als zuletzt gelang es Schalke jedoch, sich auf seine Stärken zu besinnen und das Geschehen wieder an sich zu reißen. Das 0:1 (Reiche-Fehler), 0:3 (Yelldell-Fehler) und 0:5 (Sukalo-Fehler) waren allesamt Zeugnis der fehlenden individuellen Qualität des MSV - entsprechend demütigend verlief für Duisburg der Pokal-Abend.
Duisburg - Schalke: Daten und Fakten