"Vielleicht wird jetzt richtig was vorangetrieben"

Mats Hummels zeigte bis zu seiner Auswechslung gegen den BVB eine überragende Leistung
© getty

Mats Hummels zeigte im Pokalhalbfinale gegen Borussia Dortmund bis zur 61. Minute eine überragende Leistung, musste dann aber von der Bank mit ansehen, wie seine Teamkollegen den Finaleinzug noch verspielten. In der Mixed Zone sprach der Ex-Borusse über den Grund für seine Auswechslung, die Bewertung einer Saison mit "nur" einem Titel und seinen verhaltenen Torjubel.

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Frage: Herr Hummels, wie bitter ist das Ausscheiden gegen Borussia Dortmund, wenn man das Spiel eigentlich schon mehr oder weniger im Sack hatte?

Mats Hummels: Nein, wir hatten es noch nicht im Sack. Aber wir hätten zumindest schon einmal einen leichten Knoten in den Sack machen können, das stimmt. Wir hatten vier, fünf 100-prozentige Torchancen. Die haben wir nicht genutzt und so haben wir den BVB wieder zurück ins Spiel kommen lassen. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen, dass wir es nicht geschafft haben, zumindest für eine Vorentscheidung zu sorgen. Nur ist ein 2:1 gegen eine so offensivstarke Mannschaft weit, weit weg von einem Polster.

Frage: Normalerweise ist es der Killerinstinkt, die Fähigkeit, den Sack zuzumachen, der die Bayern auszeichnet.

Hummels: Das ist tatsächlich so. Das ist eine Sache, die uns diese Saison und die Bayern fast immer in den vergangenen Jahren ausgezeichnet hat. Immer wieder kommt es aber vor, dass es nicht klappt. Heute haben wir uns dafür nicht das allerbeste Timing ausgesucht.

Frage: Vor zwei Wochen haben Sie gegen den BVB auch 2:1 zur Halbzeit geführt und am Ende 4:1 gewonnen.

Hummels: Wenn wir das 3:1 machen, dann wäre der Sack wohl zu gewesen. Das ist schwierig zu vergleichen. Vor zwei Wochen gab es eine Szene, in der Auba fast das 2:3 macht und wir im Gegenzug das 4:1 machen. So schnell können sich Partien drehen. Vor zwei Wochen lief es in der Hinsicht ganz gut, heute war es negativ für uns. Das kommt vor.

Frage: Bis zur 61. Minute haben Sie ein überragendes Spiel gemacht, dann wurden Sie ausgewechselt. Welchen Hintergrund hatte Ihre Auswechslung?

Hummels: Heute war der Akku schon zur Halbzeit leer. Es war wie schon im Mainz-Spiel. Meine rechte Seite musste wegen der Verletzung einiges kompensieren. Es war irgendwann einfach nichts mehr drin. Ich konnte nicht mehr zum Sprint anziehen. Ich hatte Hüfte, Adduktoren, Oberschenkel, Wade - das komplette Programm. Ich habe zur Halbzeit schon gesagt, dass es schwierig wird, aber ich wollte es noch einmal versuchen, sodass es sich vielleicht noch einmal rausläuft. Aber es ging einfach nicht mehr.

Frage: Bräuchten Sie eine richtige Pause?

Hummels: Wir werden sehen, wie es sich bis Freitag entwickelt. Zumindest ein Thema wird es sicherlich sein, ob es dann nochmal geht. Ich habe gemerkt, dass man eine zeitlang etwas kompensieren kann, aber irgendwann muss man sich vollständig auskurieren.

Frage: Haben Sie es auch so empfunden, dass mit Ihrer Auswechslung ein Bruch ins Spiel kam?

Hummels: Naja, wir hatten danach auch noch eine große Chance. Ich glaube, das war die Szene, in der sich das Spiel gedreht hat. Als wir da das Tor nicht gemacht haben, gab es auf der Gegenseite direkt eine gute Chance für den BVB. Da hat man richtig gemerkt, dass bei ihnen der Glaube wieder aufkommt. Dann haben wir zwei herausragende Tore kassiert. Das ist der Klassiker: Wenn Du vorne die Tore nicht schießt, dann fängst Du Dir irgendwann einen ein und dann kommt so ein Spiel zustande.

Frage: Sind Sie frustriert, dass Sie selbst so eine super Leistung gezeigt und ein Tor erzielt haben, die Mannschaft nach Ihrer Auswechslung das Spiel aber noch aus Hand gegeben hat?

Hummels: Das ist mir völlig egal. Heute ging es mir nur darum, ins Finale einzuziehen. Das ist der enttäuschende Teil, dass wir das hier nicht geschafft haben.

Frage: Besonders bitter ist das Ausscheiden sicher für Philipp Lahm.

Hummels: Klar hätte er sehr gerne in Berlin seine Karriere beendet, am besten mit dem Pokal in der Hand. Für uns ist es schade, für ihn natürlich auch. Es wäre ein sehr würdiges Ende für seine Karriere gewesen.

Frage: Sie haben in Mittelstürmermanier Ihr Tor gemacht, anschließend aber nicht gejubelt.

Hummels: Das dürfte niemanden überraschen, dass ich nicht exzessiv juble, wenn ich ein Tor gegen den BVB erziele.

Frage: Es wird immer viel davon geredet, dass dem FC Bayern ein Titel in einer Saison nicht reicht. Ist das Ihrem Eindruck nach so?

Hummels: Die Meisterschaft wollen wir holen und die wäre, wenn wir es dann schaffen, auch ein sehr wichtiger Titel für uns. Aber angesichts dessen, dass wir heute nach einem schwierigen Beginn sehr viele Chancen hatten, ins Finale einzuziehen, muss man das auf jeden Fall so formulieren. Wir haben das Finale heute ein bisschen fahrlässig sausen lassen und logischerweise ist das für uns eine große Enttäuschung.

Frage: Vor acht Tagen hätten Sie noch drei Titel holen können, nun wird es nur einer. Gehört es da einfach zum Business, dass dann sehr viel in Frage gestellt wird?

Hummels: Ich bin in der ersten Saison hier, habe es aber von außen mitbekommen. Ich weiß zwar nicht genau, welche Rädchen da anfangen, sich zu drehen, aber vielleicht wird es auch dafür sorgen, dass da wieder richtig was vorangetrieben wird, wie 2012, als wir das mit dem Double hier ausgelöst haben.

Frage: Ist die Situation ähnlich gravierend wie 2012?

Hummels: Das müssen die beurteilen, die hier waren.

Frage: Aber Sie wissen, dass die kommenden Tage etwas turbulenter werden.

Hummels: Ja, auf jeden Fall. Das ist klar.

Frage: Wie bekommen Sie jetzt die Köpfe wieder hoch für die Partie gegen Wolfsburg?

Hummels: Es ist auf jeden Fall wichtig, dass wir das irgendwie hinbekommen. Nachdem wir heute die Chance auf einen möglichen Pokalsieg verspielt haben, wollen wir da mit einem Sieg die Vorentscheidung in der Meisterschaft herbeiführen. Es wird vom Kopf her natürlich ein schwieriges Spiel, aber ich bin mir sicher, dass wir alles daran setzen werden, in der Liga nicht noch ein Fünkchen Spannung aufkommen zu lassen.

FC Bayern München - Borussia Dortmund: Die Statistik zum Spiel