Fünf gegen Felix?

SPOX
26. Oktober 201709:32
Felix Zwayer stand beim Duell zwischen Leipzig und dem FC Bayern mehrfach im Blickpunktgetty
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Der FC Bayern hat sich nach einer intensiven und teils dramatischen Partie mit 6:5 n.E. gegen RB Leipzig durchgesetzt und das Achtelfinale im DFB-Pokal erreicht. Vor allem die Entscheidungen von Schiedsrichter Felix Zwayer standen mehrfach im Blickpunkt. Ein Überblick.

34. Minute, Spielstand 0:0, Zwayer nimmt Elfmeter für Leipzig zurück

"Sie haben Hochgeschwindigkeitsfußballer, die wirklich hervorragende Konter spielen. Da war Leipzig die bessere Mannschaft, da hätten sie das 1:0 machen können oder müssen", sagte Bayerns Mats Hummels nach der Partie.

Der beste Moment für ein Leipziger Kontertor war in der 34. Minute, als Emil Forsberg auf die Reise geschickt wurde und daraufhin im Laufduell von Arturo Vidal erst am Trikot gezupft und dann umgegrätscht wurde. Das alles fast im Millimeter-Bereich der Strafraumgrenze.

Schiedsrichter Felix Zwayer pfiff aus "voller Überzeugung" (Leipzig-Trainer Ralpf Hasenhüttl) und geringer Entfernung zum Tatort Elfmeter. Eine Entscheidung, die in der Bundesliga zwingend den Videobeweis zur Folge hätte. Zwayer entschied sich jedoch, eine Art Linienrichterbeweis einzuführen.

Er befragte seinen Kollegen Arno Blos und wechselte anschließend auf Freistoß für RBL. Weil Zwayer wohl Blos' besserer Perspektive auf die Szene vertraute. Die hauptsächliche Frage in der Bewertung: Wo ist Vidals Foul tatsächlich wirksam geworden - unabhängig davon, wo es begann?

Die Leipziger beschwerten sich bitterlich, doch letztlich ließen selbst zahlreiche Zeitlupen noch Restzweifel an der Szene. Dass Vidal für sein Vergehen nicht Rot sah, lag einerseits an dem die Szene begleitenden Jerome Boateng. Und auch die Intensität des Foulspiels war etwas zu gering, Vidal attackierte nicht in höchster Geschwindigkeit.

Halbzeitpause, Spielstand 0:0, Rangnick stürmt Spielfeld mit Handy

Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick begab sich rechtzeitig zum Halbzeitpfiff von der Tribüne in den Innenraum des Stadions. Mit seinem Smartphone wedelte er vor dem Schiedsrichterteam umher, offenbar mit der Intention, den Unparteiischen einen Screenshot der vermeintlichen Elfmeterszene zu zeigen.

Diese Art der Beweisführung brachte die Bayern um Hummels in Aufruhr, blitzschnell kam es zu einer Rudelbildung. "Es geht nicht, dass er mit dem Handy zum Schiedsrichter geht, um ihm Szenen zu zeigen. Ich habe Herrn Rangnick gesagt, dass er das nicht nötig hat und dass es unsportlich ist", erklärte Hummels später.

Die Szene sorgte nicht nur bei Mats Hummels für Aufregung: Ralf Rangnick erfindet den Handybeweisgetty

Rangnick wurde mit einem Innenraumverbot belegt und dürfte wohl auch nicht von weiteren Ermittlungen seitens des DFB überrascht sein. Bei seinem Kollegen Rudi Völler setzte es bereits neben erneutem Innenraumverbot auch eine Geldstrafe.

Rangnick wird sich jedenfalls erklären müssen, weshalb er über das Ziel hinaus schoss.

51. Minute, Spielstand 0:0, Duell zwischen Boateng und Augustin

Gefühlt der kleinste Aufreger der Partie, doch ebenso eine interessante, weil grenzwertige Szene. Nach Steilpass Keita und einer tollen Drehung in vollem Lauf von Jean-Kevin Augustin kam es zum Aufeinandertreffen mit Boateng im Strafraum.

Augustin spitzelte den Ball zuerst, doch auch Boatengs Bewegung kam so gut wie gleichzeitig. Der Bayer berührte den Ball gerade so, Augustin kam zu Fall.

Zwayer entschied auf Ball gespielt und legte damit die Regel sehr großzügig, aber nicht falsch aus. Die zweite Szene, bei denen die Gäste einem Elfmeter nur knapp entkamen.

54. Minute, Spielstand 0:0, Gelb-Rote-Karte für Keita

Zwayer verpasste es in Halbzeit eins gleich zwei Mal, Corentin Tolisso Gelb zu zeigen. Auch Vidal wandelte wie gewohnt an der Grenze. Doch außer bei Tolisso lag Zwayer nur selten total verkehrt, seine Linie verrutschte allerdings ein wenig.

Bestimmte Szenen hätten durchaus ein paar weitere Karten zur Folge haben können. Keitas erstes Foulspiel an Thiago dagegen war unstrittig, auch das Duell mit Robert Lewandowski beim Platzverweis war kein grobes, aber natürlich ein taktisches Foul.

Hier hätte Zwayer theoretisch noch ein Auge zudrücken können, aber beileibe nicht müssen. "Ein über 55 Minuten überragendes Spiel wurde in einem Moment zerstört", empörte sich Hasenhüttl. "Die zweite Gelbe Karte für Keita war mit ein bisschen Fingerspitzengefühl nicht zu geben. Keita bekommt für das erste Foul Gelb und wird davor dreimal gefoult ohne Konsequenzen."

68. Minute, Spielstand 0:0, Elfmeter für Leipzig

Zweikampf zwischen Yussuf Poulsen und Boateng am linken Rand des Bayern-Sechzehners. Der Däne legt den Ball vorbei, Boateng macht eine Bewegung nach vorne, dreht seine Hüfte hinein und Poulsen läuft auf.

Hier hätte der Innenverteidiger wissen müssen, dass Poulsen dieses Dribbling in den Strafraum sucht. Er wäre schon deutlich früher zu verteidigen gewesen. Das Foul war kein übles, ein Elfmeter jedoch vertretbar - und der kam in der Hitze des Gefechts auch nicht mehr extrem überraschend.

"Aus meiner Sicht war das die Königin der Konzessionsentscheidungen", sagte Hummels. "Das habe ich Herrn Zwayer auch so gesagt. Ich glaube, dass er wusste, dass er vielleicht einen geben musste."