"Es gibt keine Geheimnisse mehr"

David Wagners Vertrag bei Borussia Dortmund wurde im November bis 2018 verlängert
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SPOX: Rangnick und Jürgen Klopp sind beide Verfechter des ballorientierten Verteidigens. Wie entscheidend war es für Sie nach Ihren vier Jahren in Hoffenheim, bei Ihrem nächsten Arbeitgeber eine ähnliche Spielphilosophie umzusetzen?

Wagner: Wäre das nicht die Spielidee, von der ich überzeugt bin, dann wäre meine Person vielleicht gar nicht so attraktiv für den Job in Dortmund gewesen. Für mich war der Einstieg beim BVB deshalb relativ einfach. Von der Spielidee her sind sich Ralf Rangnick und Jürgen Klopp ziemlich nah, auch wenn sie sich von der Art und Weise der Mannschaftsführung wiederum unterscheiden. Sie haben einen anderen Zugang, wie sie mit Menschen umgehen und eine Gruppe führen.

SPOX: Ist es als Trainer im Umgang mit jungen Spielern wichtiger, eine Gruppe führen zu können, als taktisch besonders gewieft zu sein?

Wagner: Das ist für mich fast grundsätzlich der Schlüssel. Einer Gruppe deine eigene Spielidee so zu vermitteln, dass alle Mann Lust darauf haben, sie umzusetzen - das ist in meinen Augen der entscheidende Faktor, noch vor dem bloßen Vermitteln taktischer Marschrouten. Es gibt in dieser Hinsicht auch keine Geheimnisse mehr. Ein Trainer muss vielmehr überzeugen können. Ich muss als Coach in alle Köpfe der Gruppe hineinkommen, damit der Einzelne überzeugt ist: Das, was der Trainer erzählt, macht die Mannschaft besser.

SPOX: Sie haben mit der U 23 des BVB bislang den Aufstieg in die 3. Liga und dort im Anschluss den Klassenerhalt geschafft. Dadurch wurden auch andere Vereine auf Sie aufmerksam, Ihnen lagen Angebote vor. Wäre das Arbeiten mit einer Profimannschaft anders?

Wagner: Das wäre zu diskutieren. Als Trainer einer zweiten Mannschaft arbeite ich ja bereits im Seniorenbereich, nur eben mit den Unwägbarkeiten, Spieler abstellen zu müssen. Ich stelle es mir daher eher einen Tick einfacher vor, weil man bei einer ersten Mannschaft mehr Kontinuität und Planungssicherheit im Kader hätte. Man ist nicht so sehr von den Entwicklungsschritten seiner Spieler abhängig. Als Beispiel: Wir haben vor der Saison fest mit Erik Durm geplant, seine Entwicklung ging aber so nach oben, dass er bei uns quasi gar keine Rolle mehr spielt. Man ist dann als Improvisationskünstler gefragt.

SPOX: Auch der Druck würde sicherlich eine neue Dimension annehmen.

Wagner: Definitiv. Negative Resultate stünden viel mehr im Fokus der Öffentlichkeit und die Zeit, diese zu regulieren, bliebe unter Umständen nicht. Wir haben mit der U 23 bereits mehrfach drei Spiele am Stück verloren. Als Trainer einer ersten Mannschaft könnte die vierte Partie schon über deine Zukunft entscheiden. Diese Stressmomente habe ich derzeit nicht. Ansonsten sehe ich aufgrund der Professionalität, die in unserer U 23 im und auch außerhalb des Kaders herrscht, keinen eklatanten Unterschied zwischen Senioren- und Juniorenfußball.

SPOX: Wie sehr nervt dann eigentlich das Abstellen mancher Spieler "nach oben"?

Wagner: Gar nicht. Es beeinträchtigt meine Arbeit, keine Frage. Aber ich persönlich kann mich wunderbar damit anfreunden, die Spieler im Profikader bei Kloppo zu beobachten und freue mich für sie, wenn sie dort eine Chance bekommen. Das ist ja auch das Ziel, so schwierig das dann auch mal für mich als Trainer sein kann. Es ist eher interessant und mittlerweile auch keine Rede mehr wert. Ich kenne es auch nicht anders (lacht).

SPOX: Sie kennen Klopp schon seit gemeinsamen Mainzer Zeiten und sind sein Trauzeuge, er ist der Pate Ihrer jüngsten Tochter. Hat er Sie eigentlich angehauen und gefragt, ob Sie zum BVB kommen wollen?

Wagner: Nein, der erste Anruf kam von Michael Zorc. Daraufhin habe ich Jürgen angerufen und er meinte, dass er von den Entwicklungen natürlich schon erfahren habe (lacht).

SPOX: Mussten Sie bei diesem Angebot lange nachdenken?

Wagner: Meine grundsätzliche Überlegung war damals, ob ich überhaupt weiterhin im Fußballbusiness mit den wöchentlich extremen Ausschlägen nach oben und nach unten bleibe oder doch lieber Gymnasiallehrer werde. Die Antwort war mir aber relativ schnell klar: Ich bin ein Fußballverrückter, der diese Ausschläge braucht. Zumal der BVB ja nicht irgendein Verein ist und ich die Leute hier schon ziemlich lange kenne.

SPOX: In Mainz waren Sie lange Zeit Klopps Zimmergenosse. Hat er bei Ihnen auch auf dem Zimmer geraucht wie später bei Torsten Lieberknecht?

Wagner: Torsten hatte Glück. Ich habe Kloppo ja zuvor vier Jahre lang erzogen und ihm quasi beigebracht, nur auf der Toilette zu rauchen (lacht). Mit meinem Grundverständnis als Profi war das nie in Einklang zu bringen. Kloppo konnte trotzdem laufen ohne Ende und hat sich nebenbei noch die Kippen reingepfiffen. Eigentlich unglaublich!

Seite 1: Wagner über die Abschaffung der U 23 und seinen Einstieg in Hoffenheim

Seite 2: Wagner über das Abstellen von Spielern und Laufwunder Klopp

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