SPOX: Die Wirtschaftskraft der Region verkörpert genau dies. War das in den frühen Überlegungen auch eine Quelle der Inspiration?
Sanwald: Was da im Großen und flächendeckend funktioniert, sollte unsere schlaue Idee sein. Wir haben hier in der Region nicht die ganz großen Marken. Aber sehr viele mittelständische Unternehmen, die in ihrer Nische Weltmarkführer sind. Das Einzugsgebiet für uns ist groß: Der Heidenheimer Raum, der Aalener Raum, rund um Ulm, im bayerischen Grenzgebiet, im Remstal, bis nach Stuttgart - von überall kommen unsere Sponsoren und Partner her. Sie alle in unserem Sparkassen BusinessClub zusammenzubringen und zu vernetzen, damit haben wir offenbar den Nerv der Region getroffen. Es war auch ein Risiko, an einem Standort wie Heidenheim so auf die Karte Business-Logen zu setzen. Aber mittlerweile ist genau das die Grundlage für unsere wirtschaftliche Entwicklung. Und damit unweigerlich auch für das gesamte Drumherum.
SPOX: Was genau?
Sanwald: Wir haben eine zunehmend wachsende Fankultur und über 6000 Dauerkarten in der 3. Liga verkauft. Wir haben knapp 9000 Zuschauer im Schnitt, die Region honoriert also unsere Leistungen. Es gibt diese Sehnsucht nach Spitzenfußball zwischen Augsburg und Stuttgart, die wir bedienen können.
SPOX: Worauf kann sich die Liga beim 1. FC Heidenheim 1846 sportlich denn gefasst machen?
Sanwald: Ich hoffe, dass wir das gängige Klischee vom Abstiegskandidaten Nummer eins recht schnell widerlegen können. Unser Aufstieg ist kein Produkt einer überragenden Saison, in der alles gepasst hat und wir im Hauruck-Stil durch die Liga marschiert sind. Vielmehr ist unsere Entwicklung - auch außerhalb des Platzes - über viele Jahre kontinuierlich vorangeschritten. Wir bringen als Aufsteiger Euphorie und Begeisterung mit, das ist mit jedem Aufstieg verbunden. Aber wir sind auch so aufgestellt, dass es mehr als nur ein Abenteuer werden soll. Dazu bedarf es noch jeder Menge Arbeit und der Unterstützung der Menschen in unserer Region. Aber ich denke, wir sind gut aufgestellt, weil wir schon lange ein klares Konzept verfolgen und eine gewisse Kontinuität im Verein haben.
SPOX: Eine tragende Säule Ihrer Konzeption ist die Tatsache, dass sich der Kader fast ausschließlich aus Spielern mit deutschem Pass aus dem süddeutschen Raum zusammensetzt. Wird sich daran in der 2. Liga nun etwas ändern?
Sanwald: Ich sehe keine Notwendigkeit, daran nun plötzlich etwas zu ändern. Natürlich gab und wird es immer wieder Ausnahmen geben, wenn wir für eine Position keine geeigneten Spieler finden. Aus dem generellen Vorhaben wird bei uns kein Dogma. Alles andere wäre auch blauäugig und dumm. Wir wollen aber ohnehin nicht viel am Kader verändern, am Ende geht es um vier oder fünf Positionen. Wir brauchen einen scharfen Konkurrenzkampf im Kader und die Qualität sollte sich erhöhen. Aber: Die Aufstiegsmannschaft soll für ihre Arbeit auch belohnt werden. Wir bleiben bei unserer Kontinuität und setzen ein paar neue Reizpunkte. Mehr ist nicht geplant.
SPOX: Ihr Trainer Frank Schmidt besitzt noch einen Vertrag bis 2015 und hat sich - nicht zuletzt durch den souveränen Aufstieg - auch für Klubs unter anderem aus der Bundesliga interessant gemacht. Wann und wie werden Sie das Thema Vertragsverlängerung angehen?
Sanwald: Ohne Frank Schmidt hätten wir den Aufstieg in die 2. Liga nicht geschafft. Er ist der Erfolgsfaktor unserer gesamten Entwicklung. Es ist kein Geheimnis, dass wir weiter langfristig mit ihm arbeiten wollen. Das war übrigens auch in den Phasen innerhalb der letzten acht Jahre so, als es nicht so toll lief. Wir verstehen uns beide blind, unsere Zusammenarbeit ist sehr gut. Auch wenn es zwischendurch mal knistert. Wir wollen das Thema angehen, haben aber wie auch beim Kader keine Eile. Da sind wir ganz entspannt.
SPOX: Sie sind seit 20 Jahren in verantwortlicher Funktion im Klub tätig, haben den Aufstieg von der Landesliga bis in die 2. Liga vorangetrieben. Wie viele Arbeitsstunden haben Sie dem FCH in zwei Jahrzehnten wohl gewidmet?
Sanwald: Das ist für mich keine relevante Frage, weil ich mein Engagement für diesen Klub nicht als Arbeit empfinde. Der 1. FC Heidenheim 1846 ist meine Erfüllung, es macht mir einfach unendlich viel Spaß. Ehrlich gesagt wüsste ich gar nicht, wie ich die Zeit anderweitig füllen könnte. Natürlich gehen mir bestimmte Dinge auch auf die Nerven, aber das gehört dazu. Entweder macht man es mit Leib und Seele - oder man lässt es gleich bleiben. Ich sage es mal so: Ich beschäftige mich seit 20 Jahren von morgens bis abends mit diesem Klub. Und nachts träume ich noch davon.
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