"Tuchel hat mich schon besiegt"

Zlatan Alomerovic absolvierte bislang 93 Einsätze für Borussia Dortmund II in der 3. Liga
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SPOX: Gibt es aus der damaligen Zeit eine Anekdote, die Sie bis heute noch im Kopf haben?

Alomerovic: Eine Anekdote nicht, aber ich weiß noch genau, wie fasziniert ich anfangs von den deutschen Sportplätzen war. Es gab mehrere Spielfelder, sogar Kunstrasenplätze - meine Kumpels und ich dagegen waren früher froh, wenn wir irgendwo eine schiefe Wiese gefunden haben, auf der man halbwegs vernünftig kicken konnte.

SPOX: Standen Sie auf der schiefen Wiese auch schon zwischen den Pfosten?

Alomerovic: Ja. Vor meiner Zeit in Deutschland habe ich aber nicht im Verein, sondern nur mit Freunden gespielt. Da ich der Jüngste war, haben sie mich immer ins Tor gestellt. Das hat mir aber immer mehr Spaß gemacht. Ich wurde sozusagen zu meinem Glück gezwungen.

SPOX: Viele Kinder und Jugendliche wollen in diesem Alter lieber in der Offensive spielen und Tore schießen.

Alomerovic: Mein Vater hatte auch versucht, mich umzustimmen und meinte: Überlege doch einfach mal, für Feldspieler gibt es zehn Plätze und für einen Torhüter nur einen Platz. Das hat mich aber nicht beeindruckt. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass ich ein etwas skeptischer Mensch bin. Ich konnte die Defensivarbeit sozusagen nicht mehr verlassen, da ich dem Braten sonst nicht getraut hätte. Ich wollte die Verantwortung für den Kasten nicht mehr abgeben.

SPOX: Hatten Sie damals ein Vorbild?

Alomerovic: Oliver Kahn hat mich inspiriert. Seine Mentalität, sein Charakter, der unbändige Siegeswille - davon war ich als Jugendlicher schon sehr angetan.

SPOX: Gleich nach Ihrer Ankunft in Deutschland haben Sie sich dem TuS Heven, einem Stadteilklub aus Witten, angeschlossen. Ab 2003 sind Sie dann noch jeweils ein Jahr in Bommern, Herbede und beim FSV Witten geblieben, bis es zum BVB ging. Wie wurde die Borussia auf Sie aufmerksam?

Alomerovic: Dass ich damals für mehrere Vereine auflief, hing mit dem Stadtsportverband in Witten zusammen. Ziel war, dass die besten Spieler des jeweiligen Jahrgangs in der höchsten Liga in Witten spielen sollten. In der D-Jugend war das eben im Stadtteil Bommern der Fall und im jungen C-Jugend-Jahrgang im Stadtteil Herbede. Im Januar 2006 stand ich für den FSV bei einem Hallenturnier im Kasten und habe ganz ordentlich gehalten. Das hat ein Scout des BVB gesehen.

SPOX: Und dann ging das den klassischen Weg?

Alomerovic: Eigentlich schon. Ich wurde noch einmal auf dem großen Feld beobachtet und daraufhin zum Probetraining eingeladen. Da war ich dann drei Mal. Danach fragte man mich, ob ich Lust hätte, für den BVB zu spielen. Ich habe dann noch etwas gezockt und mich geziert, weil ich noch ein Angebot des VfL Bochum hatte.

SPOX: War das Ihr Lieblingsverein als Sie nach Deutschland kamen?

Alomerovic: Nein. Ich hatte anfangs Sympathien für den VfL, weil ich aufgrund der Nähe oft mit meinem Vater in Bochum im Stadion war. Wir sind dort auch häufig problemlos an Tickets gekommen. Letztlich habe ich mich für Dortmund entschieden, weil das für die eigene Karriere der richtige Weg war.

SPOX: Sie besitzen neben der serbischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft, haben aber nie ein Spiel für eines der deutschen U-Teams absolviert. Wieso nicht?

Alomerovic: Als ich in der A-Jugend eine gute Saison gespielt habe, kam Horst Hrubesch als Trainer der deutschen U-19-Nationalelf auf mich zu und lud mich einige Male zu Lehrgängen ein. Das Problem war, dass ich kein Spiel machen konnte, weil mir damals noch die deutsche Staatsbürgerschaft fehlte. Die Initiative, den deutschen Pass zu bekommen, ging dann vom BVB aus, der DFB half natürlich auch mit. Ich bekam den Pass im April 2010 und sollte dann das nächste anstehende Spiel im Mai machen. Leider habe ich mir beim Osterturnier in Düsseldorf das Brustbein und eine Rippe gebrochen - und dann war die Geschichte vorbei.

SPOX: Weshalb?

Alomerovic: Es standen damals die letzten drei Spiele der U19-EM-Qualifikation an. Wir sind so verblieben, dass ich im Falle einer Qualifikation, wovon alle ausgegangen sind, im Juli zur Vorbereitung auf das Turnier wieder zum Team stoße. Leider haben wir uns aber doch nicht qualifiziert und Horst Hrubesch wurde wieder U-15-Trainer. Danach ist dann nichts mehr passiert.

SPOX: Vielleicht passiert ja etwas in der bosnischen Nationalmannschaft. Dort ist Asmir Begovic von Stoke City als Nummer eins gesetzt, die Plätze dahinter sind aber offen. Welche Beziehung haben Sie heute noch zu Ihrem Geburtsland?

Alomerovic: Ich habe Familie sowohl in Serbien, als auch in Bosnien. Ich bin jedes Jahr meistens im Sommerurlaub dort, mache eine kleine Tour und besuche alle. Das ist keine kleine Gruppe, Opa und Oma sind dort und auch einige Tanten und Onkel. Das ist mir sehr wichtig, für mich gibt es nichts Schöneres, als mit der Familie zusammen zu sein. Was die Nationalelf angeht: Ich kann mir sehr gut vorstellen, eines Tages für die bosnische Nationalmannschaft aufzulaufen und bin für alles offen. Allerdings hängt dies auch mit dem Standing zusammen. Als Torhüter in der 3. Liga ist es wohl etwas schwieriger, dort dauerhaft im Fokus zu bleiben.

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