Dänemark: "Können alle schlagen - außer Deutschland und Spanien"
Es ist gerade einmal etwas mehr als ein Jahr her, da lag der dänische Fußball am Boden. Nach dem peinlichen Vorrunden-Aus bei der WM in Südafrika malten die Experten schwarz und der Boulevard fragte laut, ob Trainer Morten Olsen noch der richtige für den notwendigen Neuaufbau sei. Olsen blieb - und leitete in Rekordgeschwindigkeit die "Wiedergebut" (die Zeitung Berlingske Tidende) seiner "Bande" ein.
Nach der letztlich souveränen Qualifikation vor Portugal und Norwegen ist das Selbstvertrauen zurück beim Europameister von 1992, der mit fünf Siegen in Serie zum Jahresende 2011 einen Landesrekord aufgestellt hat."Das Viertel- oder Halbfinale ist möglich", sagt Star Nicklas Bendtner. Und William Kvist vom VfB Stuttgart meint: "Wir können alle schlagen - außer vielleicht Deutschland und Spanien." 2010 verlor "Danish Dynamite" noch in der Vorrunde gegen Japan und musste vorzeitig nach Hause.
Olsen setzt auf Talente
Als dann auch noch Größen wie Jon Dahl Tomasson, Jesper Groenkjær und Daniel Jensen erklärten, künftig nicht mehr zur Verfügung zu stehen, war die Verunsicherung groß.
Doch Olsen, seit 2000 verantwortlich für das Landshold, trieb den schon begonnenen Umbau umso energischer voran und vertraute fortan einigen jüngeren, talentierten Spielern - allen voran Christian Eriksen. Der Profi von Ajax Amsterdam war zwar schon bei der WM dabei, eine tragende Rolle erhielt er jedoch erst danach.
Mittlerweile ist der 19-Jährige in Amsterdam und bei Olsen als Regisseur unverzichtbar. Ajax-Coach Frank de Boer ist derart überzeugt von den Qualitäten des Youngsters, dass er ihn seinem Kumpel Pep Guardiola empfohlen hat.
"Und ich traue mir Barcelona auch zu", versicherte Eriksen. Der Mittelfeldspieler passt perfekt in Olsens auf Ballbesitz ausgelegtes System, das so gar nichts mit dem "hoch-und-weit"-Spiel zu tun hat, wie es in Skandinavien lange vorherrschte. "Spil den nærmeste!", bekommen dänische Kicker schon in der Jugend eingeimpft - den Ball immer dem Nächststehenden zuspielen. Olsens Team profitiert jetzt davon.
Eriksen und Kvist als Hoffnungsträger
Neben Eriksen gilt Kvist als zweite Königspersonalie. Der Stuttgarter hat den früheren Schalker Christian Poulsen im defensiven Mittelfeld verdrängt.
Weitere Stützen sind Kapitän Thomas Soerensen (Stoke) im Tor, der ehemalige Wolfsburger Simon Kjær und Daniel Agger (Liverpool) in der Abwehr, sowie Rekord-Feldspieler Dennis Rommedahl (Bröndby) und Bendtner (Sunderland) im Angriff.
Anders als häufig in der Vergangenheit stimme diesmal auch der Geist im Team, meint Rommedahl. "Wir haben einen besseren Zusammenhalt in der Mannschaft, das spiegelt sich auf dem Rasen wider. Wir sind Kameraden, Freunde, ja fast eine Familie", sagt der 113-malige Nationalspieler.
Alkoholeskapaden und Rassismusskandal
In einer Umfrage der Boulevardzeitung Ekstrabladet sagte wohl auch deshalb jeder fünfte Däne, er traue der "Olsen-Bande" bei der achten Teilnahme den zweiten Titel zu. "Das ist vielleicht etwas hochgegriffen", meinte Agger.
Denn trotz aller Verbesserungen gibt es auch Probleme, wenngleich die eher neben dem Platz liegen.
Bendtner und Agger sollen nach dem Länderspiel gegen Schweden im November im Teamhotel in stark alkoholisiertem Zustand einen anderen Gast beleidigt (Agger) und tätlich angegriffen (Bendtner) haben. Und Olsen hat Ärger, weil er mit unglücklichen Aussagen Rassismus im Fußballverharmlost hat.
All das soll aber bis zum kommenden Sommer vergessen sein. Dann, da sind sich Bendtner, Kvist und Olsen einig, soll Dänemark die EURO rocken.
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