EM

Niederlande auf der Suche nach der Zukunft

SID
Die holländische Legende Johan Cruyff ging mit der Elftal scharf ins Gericht
© Getty

Bondscoach Bert van Marwijk war auch am Dienstag noch im Amt. Das ist eigentlich keine Neuigkeit. Aber beim Blick auf die Homepage der niederländischen Tageszeitung "Algemeen Dagblad" konnten einem doch Zweifel kommen. Dort war ein Artikel vom 28. Mai 2014 zu lesen.

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Überschrift: "Koeman nimmt van der Wiel, Kuyt und de Jong nicht mit nach Brasilien." 2014? Koeman? Brasilien? Die Journalisten hatten ein Zukunftsszenario für die WM in zwei Jahren erdacht. Van Marwijk kam darin nicht mehr vor. Trotz eines Vertrages bis 2016.

Nach dem blamablen Aus in der EM-Vorrunde wird in den Niederlanden spekuliert, analysiert und gesponnen. Die Gegenwart ist noch nicht bewältigt, der Weg in die Zukunft scheint ungewiss. Vor dem 6. Juli soll eine Entscheidung über van Marwijks Verbleib fallen.

Bis dahin will sich der niederländische Verband (KNVB) um Direktor Bert van Oostveen mit dem Trainer zur EM-Analyse getroffen haben. Danach geht van Oostveen in den Urlaub. Solche Informationen werden gern mit einem "wohlverdient" versehen. In diesem Fall wohl eher nicht.

Jobgarantie für van Marwijk setzt Verband unter Druck

Der Funktionär hat es dem KNVB schwierig gemacht. Schon nach dem 0:1 zum EM-Auftakt gegen Dänemark gab der 41-Jährige van Marwijk eine Jobgarantie. Egal, was da kommen möge. Es kamen ein 1:2 gegen Deutschland und ein 1:2 gegen Portugal.

Mit null Punkten hatte sich Oranje noch nie von einem großen Turnier verabschiedet. Folglich wächst der Druck. Auf den Trainer aber auch auf den KNVB, dem durch das Treuebekenntnis die Hände gebunden scheinen. Möglicherweise nimmt van Marwijk den Verbandsbossen die Entscheidung aber auch ab und tritt selbst zurück.

Dabei sehen viele in dem ehemaligen Dortmunder Bundesligacoach nicht den Alleinschuldigen für das Debakel. "Zu viele Spieler haben nicht die Leistung gebracht, die sie zeigen können. Damit meine ich vor allem die großen Spieler", schrieb Hollands Fußball-Idol Johan Cruyff am Dienstag in einer Kolumne für die Tageszeitung "De Telegraaf" und bemängelte die Kreativität im Mittelfeld und die Ungenauigkeiten im Passspiel.

Für Cruyff ist van Marwijk weiterhin der richtige Mann - auch wenn er den Bondscoach zum Handeln aufforderte.

Cruyff: "Bert muss nun klar entscheiden"

"Bert muss nun klar entscheiden, wer für ihn die wichtigen Leute sind", meinte Cruyff und verlangte einen personellen Schnitt im Kader: "Man kann Fehler machen und Chancen vergeben. Auf dem Platz muss man aber das tun, was von einem verlangt wird."

Das war in Polen und der Ukraine offenbar nicht der Fall. Scharmützel innerhalb der Mannschaft taten ihr Übriges. Wie der niederländische TV-Sender NOS berichtete, soll sich Bundesliga-Torschützenkönig Klaas-Jan Huntelaar derart vehement über seine Reservistenrolle beschwert haben, dass van Marwijk ihm im Quartier in Krakau mit dem Rauswurf aus dem Kader drohte.

2014 ist Huntelaar aber auf jeden Fall dabei. Zumindest, wenn man dem Allgemeen Dagblad glaubt. Allerdings spielt der Torjäger dann angeblich bei Manchester United. Dafür, dass sich einige dieser Prophezeiungen bewahrheiten, müsste aber zunächst ein anderer Wechsel erfolgen.

Der von van Marwijk zu Ronald Koeman. Der Ex-Nationalspieler trainiert derzeit den niederländischen Vizemeister Feyenoord Rotterdam. Sein künftiges Engagement beim Verband ist reine Spekulation. Wie so vieles in diesen Tagen.

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