Er sei fokussiert wie nie, sehr engagiert und sorge dennoch für die gute Stimmung im dänischen Nationalteam. Die Spieler schätzen Olsens Art. Christian Eriksen sagt: "Wenn der Trainer spricht, hängen alle an seinen Lippen."
Und wieder einmal hat er aus einer nominell eher durchschnittlichen Mannschaft einen unangenehmen Gegner für die vermeintlich großen Teams geformt. Vor dem Spiel am Sonntag (20.45 Uhr in Lwiw) gegen Deutschland ist der Traum der Dänen vom Viertelfinale bei der Europameisterschaft noch nicht ausgeträumt.
Da ist es nicht verwunderlich, dass Olsen offenbar heiß begehrt ist. Jim Stjerne Hansen, Generalsekretär des dänischen Fußball-Verbandes DBU, sorgte zuletzt für etwas Aufregung mit seiner Aussage: "Es gibt vier andere Nationen, die bei der EM teilnehmen, die ihn sehr gerne verpflichtet hätten."
Namen nannte er nicht. Olsen selbst hatte seinen Vertrag erst kürzlich bis 2014 verlängert. "Wir werden 2013 schon das Gespräch suchen. Unser Ziel ist es, langfristig zu verlängern", sagte Hansen.
In Deutschland gefragt
Der Hamburger SV unter Sportchef und Olsen-Freund Frank Arnesen galt zu Beginn der vergangenen Saison als Kandidat für ein Engagement, beim 1. FC Köln werfen Zeitungen quasi bei jeder Trainersuche den Namen Olsen in die Runde. Doch noch bleibt er seinem Verband treu, wohl auch, weil dieser ihm eine Doppelfunktion als National- und Vereinstrainer untersagt.
Vor allem in Deutschland und in den Niederlanden genießt er nach wie vor große Anerkennung. Olsen debütierte 1986 im Alter von 37 Jahren in der Bundesliga beim 1. FC Köln, von 1993 bis 1995 trainierte er die Rheinländer dann, bevor er nach einer erfolgreichen weiteren Station bei Ajax Amsterdam zum Nationalcoach in seiner Heimat aufstieg.
Er gewann als Spieler 1983 den UEFA-Pokal mit dem RSC Anderlecht und führte die Nationalmannschaft Dänemarks 1984 als Kapitän ins EM-Halbfinale gegen Spanien (4:5 i.E.); neben dem sensationellen EM-Triumph 1992 der größte Erfolg der Dänen. Wegen seiner souveränen und erhabenen Spielweise als Libero wurde er oft als der "Beckenbauer Dänemarks" bezeichnet.
Olsen galt lange als ein Trainer der alten Schule, der unbedingte Disziplin einfordert und seine Mannschaften stets streng geführt hat. Mit den Jahren sei er ruhiger geworden, sagen ehemalige Nationalspieler wie Stig Töfting: "Er ist noch immer ein Hardliner, aber auch er wurde etwas milder und relaxter. Davon profitiert er."
Morten Olsen im Steckbrief