EM

Portugal dank Ronaldo im Halbfinale

Von Markus Matjeschk / Fabian Huwe
Cristiano Ronaldo schoss Portugal mit seinem dritten Turniertreffer ins Halbfinale
© spox

Portugal ist der erste Halbfinalist der EM 2012. Gegen ein in der zweiten Halbzeit enttäuschendes Tschechien setzte sich das Team von Paulo Bento verdient mit 1:0 durch. Gegner im Halbfinale ist am 27. Juni der Sieger aus dem Viertelfinalspiel zwischen Spanien und Frankreich (Sa., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER).

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Vor 55.590 Zuschauern im nicht ganz ausverkauften Warschauer Nationalstadion (Polen) erzielte Cristiano Ronaldo in der 79. Minute das Tor des Tages. Zuvor war Portugals Superstar zweimal am Aluminium gescheitert (45., 49.).

Reaktionen:

Nani (Portugal): "Wir sind sehr zuversichtlich. Wir haben die entscheidenden Spiele gewonnen. Cristiano Ronaldo ist sehr wichtig für uns. Er hat die entscheidenden Tore gemacht. Aber er hat auch eine gute Mannschaft hinter sich. Das ist ebenfalls sehr wichtig."

Cristiano Ronaldo (Portugal): "Die Mannschaft war fantastisch. Wir hatten sehr gute Chancen in der ersten und in der zweiten Halbzeit. Ich bin mir sicher, dass wir es verdient haben, ins Halbfinale einzuziehen. Wir hatten die bessere Mannschaft auf dem Rasen und sind sehr, sehr glücklich."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Keine Überraschungen in Sachen Personal. Portugal tritt, wie schon in allen drei Gruppenspielen, in Bestbesetzung an. Bei den Tschechen reicht es bei Kapitän Rosicky aufgrund von Achillessehnen-Problemen nur für die Bank. So kommt Darida von Viktoria Pilsen zu seinem EM-Debüt.

18.: Ganz gefährliche Aktion der Tschechen! Rosicky-Ersatz Darida wird rechts steil geschickt und flankt dann präzise in die Mitte, wo Baros angerauscht kommt und den Ball nur um Zentimeter verpasst.

33.: Erstes Kabinettstück von Ronaldo! Gefühlvoller Heber von halblinks auf den zweiten Pfosten. Limbersky pennt beim Rauslaufen und hebt so das Abseits auf. Ronaldo setzt am Fünfer zum Fallrückzieher an - knapp rechts vorbei.

40.: Helder Postiga muss mit Oberschenkel-Problemen frühzeitig runter, für ihn rückt Hugo Almeida ins Sturmzentrum.

45.: Weiter Diagonalball halbrechts in den Strafraum. Ronaldo mit der blitzschnellen Drehung gegen Kadlec und sofort der Abschluss mit rechts. Glück für Cech und Tschechien, der Ball klatscht an den rechten Pfosten!

46.: Keine 20 Sekunden sind in Hälfte zwei gespielt, da gibt es schon die erste Chance für Portugal. Nach einer Meireles-Flanke von links setzt Almeida einen Kopfball hauchdünn über den Querbalken.

49.: Wieder Aluminium! Freistoß für Portugal. Ronaldo legt sich 23 Meter vor dem Tor den Ball zurecht und hämmert die Kugel erneut an den rechten Pfosten.

64.: Moutinho kommt aus 17 Metern zum Schuss. Cech muss sich unglaublich strecken, um die Fackel mit den Fingerspitzen über die Latte zu lenken.

74.: Wunderbarer Pass von Meireles rechts rein in den Sechzehner auf Nani. Der ist frei durch und schließt ab, aber Kadlec bekommt ein Bein dazwischen. Ganz krummes Ding, mit Effet fliegt die Kugel knapp über den linken Giebel!

79., 0:1, Ronaldo: Doppelpass zwischen Nani und Moutinho, der den Ball rechts von der Grundlinie in die Mitte hebt. Gebre Selassie ist einen Moment unaufmerksam, Ronaldo kommt von hinten angerauscht und köpft den Ball unhaltbar aus sechs Metern in die Maschen! Sein 3. Turniertreffer.

Fazit: Portugal zieht völlig verdient ins Halbfinale ein. Tschechien blieb gerade in der zweiten Hälfte weit hinter den Erwartungen zurück.

Der Star des Spiels: Cristiano Ronaldo ließ sich in der Anfangsphase nahezu komplett von Tschechiens Gebre Selassie aus dem Spiel nehmen, um dann auf beeindruckende Art und Weise den Schalter umzulegen. Jeder Angriff lief über Portugals Hoffnungsträger, der gleich zweimal am Aluminium scheiterte. Der Lohn für seine Arbeit: der Siegtreffer, der Portugal ins Halbfinale bringt.

Der Flop des Spiels: Milan Baros hatte als einzige Spitze natürlich einen schweren Stand. Doch wie schon in den Gruppenspielen wurden auch gegen Portugal Baros' Defizite hinsichtlich seines Fitnesszustandes offensichtlich und Tschechiens Angriffsbemühungen zum Verhängnis. Kein Entgegenkommen und in den entscheidenden Situationen immer einen Schritt zu langsam. Am Ende konnte Baros keinen einzigen Torschuss verbuchen.

Der Schiedsrichter: Howard Webb aus England hielt sich in der fairen Partie zunächst angenehm zurück, um dann nach einer knappen halben Stunde mit den Gelben Karten gegen Nani und Veloso im richtigen Augenblick ein Zeichen zu setzen. Ebenfalls richtig lag Webb mit seinen Entscheidungen, bei Limberskys Tackling gegen Nani nicht auf Elfmeter zu entscheiden und Almeidas Abseitstor die Anerkennung zu verweigern.

Die Trainer:

Michal Bilek setzte im 4-2-3-1 auf der Zehn mit Darida auf einen EM-Debütanten, nachdem Kapitän Rosicky mit Achillessehnen-Problemen wiederum nur auf der Bank Platz nehmen und Rosickys eigentlicher Ersatzmann Kolar im letzten Gruppenspiel gegen Polen nicht überzeugen konnte.

Paulo Bento vertraute im 4-3-3 auf die gleiche Elf, die schon in den ersten drei Gruppenspielen von Beginn an auf dem Platz gestanden hatte. Brachte kurz vor der Pause Hugo Almeida für Helder Postiga, der frühzeitig mit Oberschenkelproblemen runter musste und sorgte damit unverhofft für deutlich mehr Action im Angriffszentrum.

Das fiel auf:

 

  • Beide Team mit nervösem Beginn. Statt die jeweils brandgefährlichen Außen zu suchen, wählten beide zunächst den Weg durchs Zentrum. Dort waren die Räume aber dermaßen eng, dass spätestens der dritte Pass beim Gegner landete.
  • Sinnbildlich für den schweren Stand der Flügelspieler stand Ronaldo. Nachdem er die ersten drei direkten Duelle allesamt an Gegenspieler Gebre Selassie verloren hatte, holte sich Portugals Superstar auf den anderen Offensivpositionen seine Sicherheit und drehte von Minute zu Minute mehr auf.
  • Youngster Darida ließ sich zunächst einige Male tief ins Mittelfeld fallen, war dort in den Zweikämpfen mit Portugals Dreier-Mittelfeldreihe sofort präsent und fand so von Beginn ans ins Spiel.
  • Tschechien versuchte es im ersten Durchgang fast ausschließlich über die rechte Seite, wo das Duo Gebre Selassie/Jiracek deutlich mehr Offensivdrang versprühte als Limbersky und der enttäuschende Pilar.
  • Nach dem Seitenwechsel setzte Portugal Tschechien schon früh in der eigenen Häfte unter Druck. Die Folge waren unzählige Ballgewinne und drückende Überlegenheit.
  • Tschechien setzte fortan nur noch auf Konter, in der Defensive verließ man sich auf ein Bollwerk aus einer Vierer- und einer Fünferkette.
  • Portugal ließ nicht locker, setzte am Sechzehner weiter auf Kurzpassspiel und fand so immer wieder Lücken. So fiel dann auch folgerichtig der 1:0-Siegtreffer.

Tschechien - Portugal: Daten zum Spiel