Die deutsche U19-Nationalmannschaft hat auch das zweite Gruppenspiel der Heim-Europameisterschaft verloren. Gegen Portugal setzte es eine 3:4 (1:1)-Pleite. Deutschland hat somit keine Chancen mehr auf das Halbfinale.
Vor 7.250 Zuschauern in der Mechatronik Arena in Großaspach ging die DFB-Elf zunächst in Führung. Philipp Ochs sorgte bereits in der 12. Minute für das 1:0.
In der Folge verlor die Elf von Coach Guido Streichsbier jedoch den Faden und ließ sich oft weit in die eigene Hälfte drücken. Asumah Ankrah (37.) und Goncalo Rodrigues (48.) drehten das Spiel zugunsten der Portugiesen. Zwar brachte Ochs (67.) Deutschland kurzzeitig zurück ins Spiel, doch Portugal schlug erneut zurück. Alexandre Silva (70.) und Buta (73.) erzielten die Treffer drei und vier. Ochs' drittes Tor in der Nachspielzeit war lediglich Ergebniskosmetik.
Nach zwei Pleiten aus zwei Spielen ist Deutschland weiterhin Letzter in der Gruppe A und hat somit keine Chance mehr auf das Halbfinale. Der dritte Rang, der für ein Spiel um Platz fünf und somit ein Playoffspiel um die U20-WM qualifizieren würde, ist allerdings noch möglich. Am letzten Spieltag trifft Deutschland auf Österreich (zwei Punkte).
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: DFB-Coach Streichsbier verändert sein Team im Vergleich zur 0:1-Niederlage gegen Italien lediglich auf einer Position. In der Innenverteidigung spielt Gül für Boeder. Das bedeutet auch, dass Mittelstädt wieder in der defensiven Rolle hinten links startet.
Bei Portugal nimmt Trainer Emilio Peixe im Vergleich zum Auftakt gegen Österreich (1:1) gleich mehrere Veränderungen vor. Dalot, Delgado und Ankrah beginnen. Dafür sitzen Empis, Goncalves und Almeida nur auf der Bank.
8.: Starker Konter der Portugiesen nach einem Ballverlust. Aus dem Mittelfeld heraus wird ein idealer Steilpass auf Carvalho gespielt. Kurz bevor dieser abschließen kann, geht Neumann in letzter Sekunde 13 Meter vor dem Tor dazwischen.
12., 1:0, Ochs: Von der linken Seite kommt der Ball an die Grenze des Strafraums zu Serra, der mit einem Kontakt weiterlegt auf Ochs. Aus elf Metern lässt der Hoffenheimer dem Keeper keine Chance und netzt hoch ein.
32.: Bei einem Konter springt der Ball zu Besuschkow. Dessen Hammer aus gut 20 Metern klatscht gegen das linke Lattenkreuz.
37., 1:1, Ankrah: Zuerst unterläuft den Deutschen ein Fehler auf der linken Abwehrseite, weshalb es im Strafraum hektisch wird. Einen abgeblockten Schuss legt Gimber unglücklich genau zu Ankrah, der sofort mit links aus 14 Metern schießt. Noch leicht abgefälscht, schlägt der Schuss links im Tor ein.
48., 1:2, Rodrigues: Die DFB-Elf ist noch nicht voll da, hat auf der linken Seite Unterzahl. Deutschland bekommt den Ball nicht geklärt, vor dem Strafraum hat Goncalo Rodrigues genug Zeit, den Ball anzunehmen. Der folgende Schuss findet seinen Weg in den rechten Winkel.
67.: Elfmeter für Deutschland! Dalot schiebt ganz leicht Teuchert, der im Sechzehner zu Boden geht.
68., 2:2, Ochs: Ochs wählt die untere, rechte Ecke aus und trifft genau neben den Pfosten.
70., 2:3, Silva: Ein Steilpass aus dem Mittelfeld findet den Weg durch die Lücke zu Alexandre Silva, dessen erster Versuch noch von Reimann abgewehrt wird. Doch im Nachschuss hat der Keeper vom BVB keine Chance.
73., 2:4, Buta: Auf dem rechten Flügel unterläuft Gül ein Fehler, sofort wird der Ball von Carvalho in die Mitte geflankt. Silva tritt drüber, so gelangt die Kugel zu Buta, der eiskalt vollstreckt.
90.: Noch ein Elfmeter für Deutschland! Pachenco hält Neumann fest.
90., 3:4, Ochs: Und wieder bleibt Ochs ganz cool. Er bugsiert das Leder in die linke obere Ecke.
Fazit: Deutschland kommt gegen starke Portugiesen trotz der frühen Führung überhaupt ins Spiel, wirkt zu hektisch in den Aktionen und verliert völlig zurecht.
Der Star des Spiels: Joao Carvalho. Vor allem Portugals Mittelfeldblock war bärenstark, äußerst variabel und setzte den DFB vor eine unlösbare Aufgabe. Carvalho stach dabei noch heraus. Leitete zahlreiche Spielzüge ein und war mit seinen Dribblings und seinen einzigartigen Pässen stets Unruheherd.
Der Flop des Spiels: Gökhan Gül. Ausgerechnet die empfindliche Innenverteidigung stellte DFB-Coach Streichsbier um und schmiss den jungen Gül hinein. Er machte in der ersten Halbzeit eine ordentliche Partie, musste in der Folge jedoch vor allem das 2:4 auf seine Kappe nehmen. Nach 77 Minuten musste er vom Feld.
Der Schiedsrichter: Bart Vertenten (Niederlande). Hatte vor allem in ersten Durchgang mit zahlreichen Nickligkeiten von beiden Teams zu kämpfen. Schritt früh ein und zeigte noch im ersten Durchgang zwei Mal Gelb. Schaffte es damit, das Spiel etwas zu beruhigen. Den ersten Elfmeter für Deutschland zu geben, war die falsche Entscheidung.
Das fiel auf:
- Der DFB zeigte sich im Spielaufbau leicht verbessert. Statt hohe Bälle nach vorne zu spielen, wurde bei eigenem Ballbesitz vor allem im ersten Durchgang gut nach vorne kombiniert. Fast immer ließ sich Henrichs zwischen Innenverteidiger Gimber und Linksverteidiger Mittelstädt fallen und baute von dort das Spiel auf. Während Besuschkow sich daraufhin kurz anbot, schoben Serdar und Neumann auf dem gegenüberliegenden Flügel weit nach vorne und lauerten auf den Ball aus dem Halbfeld.
- Defensiv agierte das DFB-Team, das in einem 4-4-2 auflief, längst nicht so aggressiv und druckvoll wie noch zum Auftakt gegen Italien. Da Portugal im Mittelfeld oft Überzahl schuf, fehlte den Deutschen der Zugriff aufs Spiel oft komplett. Das führte dazu, dass die Gäste sich alleine im ersten Durchgang zahlreiche Chancen herausspielte. Das Ergebnis zur Pause war noch schmeichelhaft.
- DFB-Coach Streichsbier baute nach der Führung um. Besuschkow rutschte in die Spitze und diente in der Folge als Wandspieler, der die Bälle verteilen sollte. Der nominelle Stürmer Ochs rutschte eine Linie zurück, wechselte mit Serdar jedoch häufig die Flügel. Vor allem in der ersten Halbzeit präsentierte sich die Offensive der Deutschen recht variabel.
- Bei Portugal initiierten meist die Innenverteidiger die Angriffe von hinten heraus. Ferreira und Dias machten das Spiel oft breit und suchten schnell Mittelfeldmotor Carvalho, der sich immer weit nach links fallen ließ. Ihn bekamen die Deutschen oft nicht in den Griff.
- Das Tor unmittelbar nach der Pause warf den DFB komplett aus der Bahn. Kontrollierte Angriffe waren meist gar nicht mehr zu sehen. Stattdessen führten hektische Aktionen und Unkonzentriertheiten dazu, dass kaum noch Torchancen herausgespielt wurden.
Deutschland - Portugal: Die Statistik zum Spiel