Marko Arnautovic hatte ein schlechtes Gewissen. "Da ich selbst Vater von zwei Töchtern bin und mir meine Vorbildwirkung vor allem bei Kindern und Jugendlichen sehr bewusst ist, bereue ich mein Verhalten umso mehr", erklärte Arnautovic am Mittwoch auf Facebook.
Zuvor war Österreichs Kreativgeist für seine ausufernde Schimpftirade beim historischen EM-Auftaktsieg gegen Nordmazedonien von der UEFA für ein Spiel gesperrt worden. Arnautovic spendete zusätzlich 25.000 Euro für sein "Herzensprojekt" für Integrationsarbeit in Österreich.
"Damit mein schlechtes Verhalten auch eine gute Konsequenz für mehr Zusammenhalt hat", ergänzte der 32-Jährige in einer ÖFB-Mitteilung. Er wolle "ein gutes Vorbild sein". Arnautovic hatte am Sonntagabend in der 89. Minute den 3:1-Endstand erzielt und beim Torjubel Gegenspieler Ezgjan Alioski übelst beschimpft.
Am Montagabend forderte der nordmazedonische Fußballverband FFM in einem offiziellen Schreiben an die UEFA die "härteste Strafe" für den Österreicher, ehe der Dachverband am Dienstag eine Untersuchung einleitete.
Nun muss der Leistungsträger im Topspiel der Gruppe C am Donnerstag (21.00 Uhr) bei den favorisierten Niederländern wegen "Beleidigung eines anderen Spielers" auf der Tribüne Platz nehmen. "Es ist natürlich schade für Österreich. Er ist ein sehr guter Spieler", sagte "Oranje"-Trainer Frank de Boer: "Österreich wird ihn mit Sicherheit vermissen. Für uns ist das ein Vorteil, klar."
Dem deutschen Teamchef Franco Foda fehlt damit eine tragende Alternative. "Sportlich trifft uns das hart. Es war schon die Überlegung, dass er von Beginn an spielen sollte", sagte Foda, der die Nachricht der Strafe als "Hiobsbotschaft" bezeichnete.
Dennoch stellte sich der Trainer hinter seinen Schützling. Er habe "Marko als herzensguten Menschen kennengelernt", betonte Foda: "Er hat sein Fehlverhalten eingestanden und sich öffentlich entschuldigt. Die betroffenen Spieler haben sich ausgesprochen und die Hand gereicht."
Arnautovic: Rückendeckung von Foda und Alaba
Arnautovic war nach Schlusspfiff in die Umkleidekabine der Nordmazedonier gegangen, kurz darauf war alles wieder geklärt. "Direkt nach dem Spiel hat es eine Aussprache und eine gegenseitige Entschuldigung gegeben", berichtete Arnautovic von einem Gespräch mit Alioski.
Während des Spiels habe es "bedauerliche Äußerungen von beiden Seiten gegeben", aber diese Provokationen seien "keine Rechtfertigung für mein Verhalten", sagte Arnautovic: "Ich bin mit Menschen aus den verschiedensten Ländern und Kulturen aufgewachsen und stehe ganz klar für Vielfalt. Es ist mir persönlich sehr wichtig, das zu betonen."
Ihm sei Integration durch seine eigene Geschichte ein Anliegen. Arnautovic ist in Wien aufgewachsen, sein Vater kommt aus Serbien. Der China-Legionär soll gegen Alioski, einen Nordmazedonier albanischer Abstammung, laut Medienberichten einen rassistischen Begriff verwendet haben.
Arnautovic dementierte die Unterstellungen, auch Alioski habe das laut eigenen Aussagen nicht gehört, "weil die Fans beim Torjubel so laut waren".
ÖFB-Kapitän David Alaba verteidigte seinen Teamkollegen. "Ich muss ihn auch in Schutz nehmen, weil er sich im Vorfeld einiges hat anhören müssen, was tiefer war, als er gesagt hat", erklärte der langjährige Star von Bayern München und versicherte: "Die Stimmung ist weiterhin gut."
Foda freute sich auf die baldige Rückkehr seines Offensivstars. "Im abschließenden Gruppenspiel gegen die Ukraine wird Marko wieder zeigen, wie wichtig er für unsere Mannschaft ist", sagte der Nationaltrainer.