Leere Blicke, leerer Akku, leere Hände. Nachdem das x-te Wunder von der Weser ausgeblieben war, stand Klaus Allofs der Frust ins Gesicht geschrieben.
"Wir haben so viele Nackenschläge in dieser Partie hingenommen und hätten trotzdem weiterkommen müssen", schimpfte Werder Bremens Sportdirektor nach der emotionalen Achterbahnfahrt im Achtelfinale der Europa League gegen den FC Valencia. 4:4 (1:3) hieß es am Ende.
Die zwischenzeitliche Aufholjagd der Hanseaten wurde nicht belohnt, nach dem 1:1 im Hinspiel ist für den Vorjahresfinalisten die Europapokalsaison zu Ende. "Das war nicht nötig", sagte Allofs: "Aber wir haben so viele Fehler wie lange nicht mehr gemacht. Wir müssen uns in den kleinen Dingen verbessern und cleverer sein, um auf diesem Niveau bestehen zu können."
In der Tat. Besonders die Abwehr war gegen die äußerst quirlige und leichtfüßige Offensivreihe der Spanier um den dreimal erfolgreichen EM-Torschützenkönig David Villa überfordert. Für den vierten Treffer der Spanier sorgte Juan Mata (15.). "Vier Gegentore zu bekommen, ist einfach ein Unding", sagte Bremens Kapitän Torsten Frings.
Villa schießt Werder ab
Villa schien sich fast ein Spaß daraus zu machen, immer genau dann zu treffen, wenn es für die Platzherren am ungünstigsten war. Das 1:0 in der zweiten Minute war eine kalte Dusche, das 3:1 kurz vor dem Pausenpfiff (45.) schon fast der Todesstoß für die zuvor stärker werdenden Hanseaten.
Villas 4:3 fiel dann nur vier Minuten nachdem Werder zum 3:3 ausgeglichen und wieder Morgenluft gewittert hatte (66.). "Villa war eiskalt. Als wir dran waren, hat er zugeschlagen", sagte Außenverteidiger Clemens Fritz, und Frings ergänzte: "David Villa ist natürlich ein Klassestürmer. Aber wenn du so viel Platz bekommst, brauchst du nicht unbedingt Villa zu heißen, um zu treffen."
So erwies sich alles Aufbäumen, Kämpfen und Rackern der Bremer als vergebliche Liebesmüh. "Leider gab es kein Happy End", sagte Fritz nach dem erfolglosen Kraftakt.
Die Treffer von Hugo Almeida (26.), Frings (57., Foulelfmeter), Marko Marin (62.) und Claudio Pizarro (84.) blieben Makulatur. Einzig den Spannungsbogen hielten sie bei Werders Horror-Film aufrecht. Dabei wäre auch im Spiel nach vorne durchaus noch mehr drin gewesen.
Frings und Allofs beklagen fehlende Kaltschnäuzigkeit
"Wir hätten zehn Tore schießen können", sagte Frings, und auch Allofs bemängelte die fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Kasten: "Ich kann mich an kaum ein Spiel erinnern, in dem wir so viele klare Möglichkeiten hatten."
Geholfen hat es nichts. Der Traum von einer Endspielteilnahme am 12. Mai im Stadion des Erzrivalen Hamburger SV zerplatzte irgendwo zwischen Abwehr- und Abschlussschwäche. Gehofft wurde vor 24.200 Zuschauern trotzdem bis zum Schluss.
"Im Grunde habe ich erst nach dem Abpfiff gedacht, dass es nichts mehr wird", sagte Allofs, dessen Team allerdings nur 43 Stunden bleiben, um Enttäuschung und Ausscheiden zu verarbeiten.
Bereits am Samstagnachmittag steht das Bundesliga-Spiel gegen den VfL Bochum auf dem Programm. Am Dienstag geht es dann im DFB-Pokal-Halbfinale gegen den Zweitligisten FC Augsburg. "Natürlich wird das nicht einfach. Aber wir müssen den inneren Schweinehund überwinden", sagte Allofs.