Matchwinner Daichi Kamada stolzierte nach seiner Galavorstellung in Badelatschen über den Platz, mit schwarz-weißen Schals um den Hals bejubelten die Frankfurter Profis gemeinsam mit dem erneut stimmungsvollen Anhang eine wieder einmal denkwürdige Europapokal-Nacht.
Durch das 4:1 (2:0) im Hinspiel der ersten K.o.-Runde gegen Champions-League-Absteiger Red Bull Salzburg stehen die Hessen dicht vor dem Einzug in das Achtelfinale der Europa League - und wecken bereits Erinnerungen an die magische Reise der Vorsaison, die erst im Halbfinale ihr Ende fand.
"Wenn du 4:1 gewinnst, kannst du nicht von einer schlechten Ausgangslage reden", sagte Sportvorstand Fredi Bobic bei DAZN zwar. Der späte Gegentreffer mahnt die Eintracht vor dem Rückspiel am kommenden Donnerstag (21.00 Uhr) aber noch zur Vorsicht. "Die Runde ist noch nicht entschieden. Im Fußball ist alles möglich", stellte er klar.
Ilsanker: "Da kann man nicht stolzer sein"
Mann des Spiels war der Japaner Kamada mit einem Dreierpack (12./43./53.), zudem trug sich der zuletzt überragende Filip Kostic (56.) in die Torschützenliste ein. Einzig der Foulelfmeter durch den früheren Hamburger Hee-Chan Hwang (85.) verhinderte einen perfekten Abend.
Schlussendlich überwog aber die Freude über eine "sehr konzentrierte Leistung", Torwart Kevin Trapp lobte: "Wir haben von der ersten Minute an ein sehr gutes Spiel gemacht. Wir haben gewusst, was wir wollten." Frankfurt feierte bereits den 18. Sieg im "kleinen" Europapokal und löste damit Schalke 04 (17) als erfolgreichste deutsche Mannschaft ab.
"Wenn man sieht, dass Salzburg in einer Gruppe mit Liverpool und Neapel sieben Punkte holt und wir so eine Partie abliefern, da kann man nicht stolzer sein", meinte der frühere Salzburger Stefan Ilsanker, dessen Vater auf der Gegenseite als Torwarttrainer arbeitet.
Eintracht nach dem Seitenwechsel wie entfesselt
In einer zunächst schleppenden Partie führte die erste Chance des Spiels direkt zur Führung: Nach einem schnell ausgeführten Einwurf von Kostic bediente Almamy Toure den einlaufenden Kamada perfekt - der 23-Jährige tunnelte Salzburgs Keeper Cican Stankovic eiskalt. Salzburg, das als zweitbester Gruppendritter aus der Champions League ausgeschieden war, wurde nur durch Enock Mwepus Kopfball (27.) offensiv auffällig.
Kurz vor der Pause ließ Kamada nach einem wunderschönen Zuspiel von Djibril Sow erst Jerome Onguene stehen und lupfte dann gefühlvoll ins Tor.
Nach dem Seitenwechsel präsentierte sich die Eintracht wie entfesselt, getragen von einer wie immer lautstarken Kulisse. Kamada, der seinen glänzenden Abend mit einem platzierten Kopfball veredelte, und Kostic erhöhten. Hwang erzielte nach einem Foul von Sow an Salzburgs Kapitän Andreas Ulmer den vielleicht noch wichtigen Auswärtstreffer.
Eintracht-Fans reagieren mit "Nazis raus!"-Rufen
Nach dem Anschlag in Hanau am Mittwoch gedachten beide Teams der Opfer. Vor dem Anpfiff wurde eine Schweigeminute in der mit 47.000 Zuschauern ausverkauften Arena gehalten, die von einigen Unverbesserlichen gestört wurde.
Die Eintracht-Fans reagierten mit lautstarken "Nazis raus!"-Rufen. Beide Mannschaften liefen mit Trauerflor auf.