Im "Jahrhundertduell" mit den haushoch favorisierten Katalanen versetzten Filip Kostic (4., Foulelfmeter, 67.) und Rafael Borre (36.) die rund 30.000 mitgereisten Eintracht-Fans mit ihren Treffern in Ekstase. Daran änderten auch die Gegentreffer durch Sergio Busquets (90.+1) und Memphis Depay (90.+11, Foulelfmeter) nichts. Der Frankfurter Evan N'Dicka sah noch Gelb-Rot (90.+10).
Nach dem starken Auftritt beim 1:1 im Hinspiel lieferte die SGE gegen das Starensemble von Trainer Xavi erneut einen großen Fight - und belohnte sich wie schon 2019 mit dem Einzug ins Halbfinale. Dort wartet West Ham United. "Das war ein brutales Spiel. Einen solchen Sieg gibt es für die Jungs nur einmal im Leben", jubelte Sportvorstand Markus Krösche.
Die Europa-League-Experten vom Main feierten zudem als erste deutsche Mannschaft - nimmt man Bayern München heraus - seit der Saison 1987/88 wieder einen Erfolg im Camp Nou gegen Barca. Das große Ziel der Mannschaft von Trainer Oliver Glasner bleibt das Finale am 18. Mai in Sevilla.
Barca-Ultras protestieren gegen die vielen Frankfurt-Fans im Camp Nou
"Das hat niemand erwartet. Jeder hat gedacht, Barcelona schießt uns aus dem Stadion", sagte Torhüter Kevin Trapp bei RTL. Sein Team habe gerade bei Kontern effizient und "mit Bravour" agiert. "Unser Ziel ist es, so weit wie möglich zu kommen. Wir wollen ins Finale."
Zehntausende Eintracht-Fans mit weißen Shirts hatten die katalanische Metropole in einen Ausnahmezustand versetzt - und sorgten nach einem Marsch zum Stadion auch in Barcas Fußball-Tempel für sagenhafte Stimmung. Das schmeckte den Barca-Ultras nicht, Teile der Fans ließen ihre Plätze aus Protest gegen die vielen Gäste-Fans nach dem Seitenwechsel für zehn Minuten leer.
"Wir überprüfen, was da passiert ist", sagte Xavi nach der Partie. "Ich habe mit 70.000 oder 80.000 Barca-Fans gerechnet, aber das war nicht der Fall." Glasner sprach den Fans, die nach dem Spiel noch lange mit der Mannschaft feierten, ein "Riesenkompliment" aus. "Diese emotionalen Highlights kann man mit keinem Geld der Welt kaufen", lautete sein Fazit.
Barca - Frankfurt: Kostic sorgt mit Doppelpack für die Entscheidung
Auf dem Feld brachte Glasner Almamy Toure für den gesperrten Tuta und Sebastian Rode für den verletzten Djibril Sow. In einem der größten Spiele ihrer Geschichte erwischte die Eintracht einen Traumstart. Jesper Lindström wurde von Barca-Verteidiger Eric Garcia zu Boden gerissen, Kostic ließ Nationalkeeper Marc-Andre ter Stegen vom Punkt keine Chance.
Die Katalanen brauchten vor 79.468 Zuschauern einen Moment, übernahmen nach dem frühen Schock aber wie erwartet die Kontrolle. Viel Ballbesitz, etliche Pässe - bis auf die Chancen für Pierre-Emerick Aubameyang (9.) und Ronald Araujo (18.) fehlten aber klare Abschlüsse. Das gefürchtete Tiki-Taka kam kaum zum Vorschein.
Die Eintracht verteidigte leidenschaftlich und setzte dazu immer wieder Nadelstiche. Mit einem Traumtor aus rund 20 Metern krönte Borre eine herausragende erste Halbzeit. Mit dem Ergebnis war Barca zur Pause gut bedient, Ansgar Knauff (44.) verpasste den dritten Treffer knapp.
Der fünfmalige Champions-League-Sieger kam mit Wut aus der Kabine. Aubameyang traf den Ball aus kurzer Distanz nicht (48.) und scheiterte wenig später an SGE-Torhüter Kevin Trapp (56.). Trotz des steigenden Drucks konterte die Eintracht weiter mutig, ter Stegen rettete gegen Jesper Lindström (58.).
Frankfurt kämpfte defensiv weiter um jeden Meter und setzte der spielerischen Klasse des Favoriten Wille und Leidenschaft entgegen. Als Kostic einen schnellen Gegenangriff zum dritten Treffer vollendete, brachen auf den Rängen bei den Frankfurter Fans alle Dämme.
FC Barcelona - Eintracht Frankfurt: Die Stimmen
Xavi (Trainer FC Barcelona): "Heute ist ein Abend, aus dem wir lernen sollten. Wir müssen selbstkritisch sein. Ich habe oft gewarnt, dass es in Europa schwierig ist. Die Eintracht hat ihre Stärken sehr gut ausgespielt. Es ist eher unser Versagen als das Können der Eintracht. Sie haben von unseren Fehlern profitiert."
Oliver Glasner (Trainer Eintracht Frankfurt): "Ein riesiges Lob für die Spieler - was sie von der ersten Sekunde geleistet haben. Ein Lob an unsere Fans, die etwas vollbracht haben, was es sonst kaum gibt auf dieser Welt. In dieser Symbiose haben wir diesen Riesenerfolg gefeiert. Das ist der emotionale Lohn, den du als Sportler bekommst, den du mit keinem Geld der Welt kaufen kannst. Das brennt sich ins Herz, das hält ein Leben lang. Diesen Abend, diese Gefühle, diese Stimmung werde ich sicherlich mitnehmen, bis ich irgendwann mal hoffentlich eine Etage höher bin."
FC Barcelona - Eintracht Frankfurt: Die Daten zum Spiel
Barcelona: ter Stegen - Mingueza (62. Dest), Garcia (70. de Jong), Araujo, Alba - Busquets - Gavi, Pedri (46. de Jong) - Dembele, Aubameyang (61. Traore), Torres (80. Depay). - Trainer: Hernandez
Frankfurt: Trapp - Toure (90.+9 Hasebe), Hinteregger, Ndicka - Knauff (90.+9 Chandler), Jakic, Rode (80. Hrustic), Kostic - Lindström (80. Hauge), Kamada - Borre (90. Ache). - Trainer: Glasner
Schiedsrichter: Artur Dias (Portugal)
Tore: 0:1 Kostic (4., Foulelfmeter), 0:2 Borre (36.), 0:3 Kostic (67.), 1:3 Busquets (90.+1), 2:3 Depay (90.+11, Foulelfmeter)
Zuschauer: 79.468
Europa League: Viertelfinale im Überblick
Datum Rückspiel | Anpfiff | Heim | Auswärts | Ergebnis Hin- und Rückspiel |
Donnerstag, 14. April 2022 | 18.45 Uhr | Atalanta Bergamo | RB Leipzig | 1:3 |
Donnerstag, 14. April 2022 | 21.00 Uhr | FC Barcelona | Eintracht Frankfurt | 3:4 |
Donnerstag, 14. April 2022 | 21.00 Uhr | Olympique Lyon | West Ham United | 1:4 |
Donnerstag, 14. April 2022 | 21.00 Uhr | Glasgow Rangers | Sporting Braga | 3:2 |