Vor 65.848 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park gingen die Gäste durch Divock Origi in Führung (37.).
Kurz nach der Pause köpfte Mats Hummels zum Ausgleich für den BVB ein (47.).
Dortmund bleibt damit ungeschlagen im Jahr 2016, die Reds haben in diese Europa-League-Saison noch nicht verloren.
Die Reaktionen:
Jürgen Klopp (FC Liverpool): "Im Rückspiel ist ordentlich Pfeffer drin - jetzt brennt die Anfield! Wir haben nicht das Gefühl durch zu sein. Es hätte schlimmer laufen können, im Großen und Ganzen war es gut. Rund ums 1:0 haben wir brettstark gespielt, da haben wir gezeigt, was wir draufhaben. Es war schön zurückzukommen, den leisen Applaus habe ich mal für mich gewertet."
Thomas Tuchel (Borussia Dortmund): "Das Ergebnis ist ok. Aber wir können es viel besser. Wir hatten heute nicht die Form, nicht die Präzision und das Durchsetzungsvermögen. Das Spiel war sehr verbissen geführt. Ich hätte mir gewünscht, dass wir es mit einem Lächeln auf den Lippen spielen. Jetzt fahren wir mit einem 1:1 nach Liverpool. Die Ausgangslage ist nach wie vor offen."
Mats Hummels (Borussia Dortmund): "Ich bin etwas unschlüssig, wie ich das bewerten soll. Das Gegentor war ein wenig zu einfach. Alles in allem ist der Punkt gerecht, auch wenn wir uns mehr erhofft haben."
Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund): "Wir werden uns einen Plan zurecht legen für Liverpool, um das Ergebnis zu unseren Gunsten zu drehen. Uns war klar, dass es keine einfache Partie wird. Wir haben nicht gut ins Spiel gefunden."
Emre Can (FC Liverpool): "Wir sind schon hierher gekommen, um zu gewinnen. Wir haben das heute gut gemacht, 1:1 ist ein gutes Ergebnis, die Chancen stehen aber immer noch 50:50. Es ist sehr schwer gegen Dortmund zu spielen, aber wir haben immer wieder Nadelstiche gesetzt."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Tuchel nimmt im Vergleich zum 3:2 gegen Bremen zwei Änderungen in der Startelf vor: Weidenfeller und Hummels spielen für Bürki und Ginter (beide Bank).
Nur eine Startelf-Änderung bei Liverpool im Vergleich zum 1:1 gegen Tottenham: Origi stürmt anstelle von Sturridge, der wie Firmino auf der Bank sitzt. Lovren macht sein 50. Europapokal-Spiel.
17.: Weigl spielt einen starken Diagonalball aus dem Zentrum auf die linke Seite, wo Clyne Schmelzer völlig aus den Augen verloren hat. Der Außenverteidiger legt ab auf Mkhitaryan, dessen Schuss aus neun Metern aber in letzter Sekunde von Sakho geblockt wird.
21.: Milner findet mit einem Freistoß aus dem rechten Halbfeld Lovren am langen Pfosten, der aus sieben Metern relativ freistehend zum Kopfball kommt. Dieser gerät zu zentral, Weidenfeller angelt sich das Leder im Nachfassen - wird dabei aber hart vom Kroaten attackiert. Auch Lallana mischt noch mit.
29.: Aus dem Spiel heraus gelingt der Borussia nicht allzu viel - vielleicht entsteht Gefahr durch einen Standard? Aubameyang dreht einen Freistoß aus knapp 27 Metern über die Mauer, der abgefälschte Ball segelt zart links am Pfosten vorbei.
33.: Mkhitaryan nimmt halbrechts Fahrt auf, zieht ins Zentrum und probiert es aus 20 Metern mit dem linken Fuß. Die Kugel zischt einen Meter rechts vorbei.
36., 0:1, Origi: Nach einem langen Schlag setzt sich Milner im Kopfballduell gegen Hummels durch und verlängert die Kugel auf Origi, der in die Mitte zieht und den Ball aus 15 Metern platziert flach im linken Eck unterbringt.
45.+2: Ecke für den BVB: Reus kommt am linken Fünfereck mit der Fußspitze ran, Mignolet macht sich lang und lenkt das Leder auf das Tordach.
45.+4: Im Gegenzug steuert Origi nach Pass von Moreno frei vor Weidenfeller zu, scheitert aus 16 Metern aber per Heber am BVB-Keeper. Ganz wichtige Parade!
49., 1:1, Hummels: Nach einer kurz ausgeführten Ecke flankt Mkhitaryan die Kugel von rechts ins Zentrum. Dort bewegt sich Hummels perfekt zum Ball, setzt sich locker gegen Lallana durch und nickt die Kugel aus fünf Metern ins linke Eck.
52.: Coutinho kommt elf Meter vor dem Tor an den Ball. Beim ersten Abschluss grätscht ein Borusse dazwischen, der Brasilianer darf aber noch einmal ran und visiert die linke Ecke an. Weidenfeller taucht blitzschnell ab und verhindert den Einschlag. Wenige Sekunden später kommt wieder Coutinho zum Abschluss, diesmal von halbrechts im Strafraum. Abermals findet der Dribbler in Weidenfeller seinen Meister. Zuvor versuchte es Clyne per Aufsetzer-Fernschuss.
79.: Rüde und absolut unnötige Attacke von Moreno mit gestreckten Beinen an der rechten Eckfahne gegen Pulisic. Referee Velasco Carballo belässt es bei einer Ermahnung. Glück für den Spanier, bei einer Verwarnung wäre er für das Rückspiel gesperrt.
Fazit: Sehr intensive und hitzige Begegnung mit zweikampfstarken Reds und offensiv zu ungefährlichen Dortmundern. Am Ende ein gerechtes Unentschieden.
Der Star des Spiels: Roman Weidenfeller. Beim Gegentor machtlos, ansonsten aber sehr aufmerksam und souverän. Weltklasse-Parade gegen Coutinho nach 51 Minuten, nur Sekunden später gegen Clyne und erneut Coutinho wieder klasse zur Stelle. Auch stark: Hummels sowie das Liverpooler Innenverteidigerpärchen Lovren/Sakho.
Der Flop des Spiels: Erik Durm. Wirkte überfordert und wollte oftmals zu sehr mit dem Kopf durch die Wand, wo ein Abspiel besser gepasst hätte. Bestritt im ersten Abschnitt die meisten Zweikämpfe aller Dortmunder, verlor aber 70 Prozent davon. Zur Pause nahm ihn Tuchel runter.
Der Schiedsrichter: Carlos Velasco. Der Spanier handelte sich mit einer sehr strikten Linie keine Sympathien beim Dortmunder Publikum ein. Unterband von Beginn an auch kleinere Fouls und zückte früh Gelb. Einige Wackler waren dabei, allzu oft falsch lag Velasco jedoch nicht. Während Reus für ein vergleichsweise harmloses Foul Gelb sah (52.), hatte Can nach gut einer Stunde Glück, nicht seinen zweiten Karton des Abends gesehen zu haben. Auch Morenos Foul an Pulisic zehn Minuten vor Schluss hätte eine Verwarnung nach sich ziehen müssen. Korrekt, den Faller von Coutinho im Laufduell mit Piszczek nicht zu ahnden (39.).
Das fiel auf:
- Liverpool zog sich nicht etwa zurück, sondern presste in einem 4-3-3 sehr hoch. Dabei liefen die beiden Außenspieler vor allem die Dortmunder Innenverteidiger an. Hummels und Bender kombinierten sich aus diesen Situationen meist ordentlich heraus, doch der BVB ließ sich bei eigenem Ballbesitz teils zu sehr von der Hektik im Spiel der Reds anstecken.
- Dies resultierte in einigen technischen Unzulänglichkeiten und falschen Entscheidungen im letzten Spielfelddrittel. Der BVB versuchte es zu häufig durchs Zentrum, die Breite fehlte dem Spiel.
- Das hatte auch damit zu tun, dass Tuchel seine beiden Außenverteidiger verhältnismäßig tief positionierte. Wenn sich Dortmund in längeren Ballbesitzphasen in der gegnerischen Hälfte festsetzen konnte, verdichtete Liverpool in einem 4-5-1 mit zwei eng am Strafraum stehenden Ketten das Zentrum.
- Dortmund im zweiten Abschnitt zunächst mit dem Tandem Castro/Mkhitaryan im rechten Halbraum, die meisten jetzt auch breit angelegten Angriffe gingen über diese Seite vonstatten. Reus zog dagegen von links immer wieder ins Zentrum. Mit der Hereinnahme von Sahin gelang es dem BVB besser, sich kombinatorisch aus dem Liverpooler Mittelfeldpressing zu befreien und von diesen Räumen aus gefährlich zu werden.
- Die Reds wirkten mit zunehmender Spieldauer müde, blieben sich ihrer Linie aber treu und dank einiger vielversprechender Konter immer gefährlich. Dortmund bis zum Abpfiff mit Fehlern in der Entscheidungsfindung in der Offensive und bisweilen einfach zu umständlich im Passspiel.
Daten & Statistiken: Borussia Dortmund - FC Liverpool