Der BVB hatte bei eigenem Ballvortrag Probleme mit der gut organisierten Atalanta-Defensive. Dortmund wirkte bisweilen einfallslos und offenbarte unter Druck technische Mängel.
Ein gänzlich anderes Gesicht zeigte die Borussia bei Gegenstößen. Die Gäste aus Bergamo waren durchaus gewillt, das Spiel zu gestalten, blieben jedoch zu häufig an der kompakten, zweikampfstarken Hintermannschaft des BVB hängen. Das erschreckend schwache Gegenpressing der Italiener wusste die Stöger-Elf auszunutzen.
Nach Ballgewinn schaltete Dortmund schnell um und überbrückte die entstandenen Freiräume durch präzises Kombinationsspiel - so auch beim 1:0 durch Schürrle (30.). Dortmund hatte die deutlich besseren Chancen und hätte bereits durch Reus (6.), Schürrle (17.) oder Pulisic (24.) höher in Führung gehen können.
Nach der Pause ließ der BVB die Ordnung der ersten 45 Minuten plötzlich vermissen. Der Ausgleich von Ilicic, begünstigt durch einen eklatanten Stellungsfehler von Toljan und eine nicht geahndete Abseitsstellung, war Bergamos erster Schuss auf das Tor von Bürki.
Die Italiener deuteten an, wieso sie nach Zenit St. Petersburg (16 Punkte) die zweitbeste Gruppenphase gespielt hatten (14 Punkte). Dennoch ist der Dortmunder Sieg hochverdient und hätte ohne den Tiefschlaf zu Beginn der zweiten Halbzeit deutlicher ausfallen können - auch durch die Hereinnahme des starken Götze, der beide Tore von Batshuayi klasse vorbereitete.
Die Daten zum Spiel
Tore: 1:0 Schürrle (30.), 1:1 Ilicic (51.), 1:2 Ilicic (56.), 2:2 Batshuayi (65.), 2:3 Batshuayi (90.+1)
- Julian Weigl wird aufgrund seiner dritten Gelben Karte in der laufenden Europapokalsaison im Rückspiel fehlen.
- Erst zum dritten Mal unter Peter Stöger ging der BVB mit einer Führung in die Pause (zuvor beim 3:2 in Köln, 1:0 zur Pause).
- Es war Ilicics zweiter Doppelpack in der Europa League, zuvor gelang ihm das im November 2015 für Florenz bei Lech Posen.
Der Star des Spiels: Andre Schürrle
Offensiv wie defensiv präsent, gute Körpersprache und Torgefahr: Schürrle gab die meisten Torschüsse ab (4), erzielte das 1:0 nach anspruchsvoller Ballannahme selbst und initiierte das 2:2 von Batshuayi durch einen Ballgewinn in der eigenen Hälfte.
Der Flop des Spiels: Bryan Cristante
Sinnbildlich für das ganze Team war Cristante als zentraler Mittelfeldspieler verantwortlich für 23 Ballverluste. War gegen Weigl und den häufig aus der Tiefe kommenden Batshuayi sowie später gegen Götze überfordert, gewann nur 35 Prozent seiner Zweikämpfe.
Der Schiedsrichter: Daniel Stefanski
Der Pole verpasste es früh in der Partie, das richtige Strafmaß zu finden. Sowohl Toprak als auch Freuler hätten bereits nach 20 Minuten Gelb sehen müssen. In der Folge entwickelte sich eine ruppige Begegnung, die Stefanski erst wieder in den Griff bekommen musste. Das Schiedsrichtergespann übersah einige Nickligkeiten sowie eine klare Abseitsstellung in der Entstehung des Ausgleichstreffers. In der 53. Minute hätte Atalanta einen Elfmeter bekommen können, als Toprak Ilicic im Strafraum in die Hacken sprang. Doppeltes BVB-Glück: Weigl hätte durchaus mit Gelb-Rot vom Platz fliegen können. Insgesamt keine gute Leistung des Gespanns aus Polen.
Die Reaktionen der Trainer
Peter Stöger (Trainer Borussia Dortmund): "Wir haben eine ordentliche erste Halbzeit gespielt und wollten eigentlich so weitermachen. Wir haben es dem Gegner dann richtig leicht gemacht zu Toren zu kommen. Doch dann sind wir zurückgekommen. Und mit drei Toren sind die Chancen auf das Weiterkommen nicht so schlecht. Ich sehe das relativ positiv, wir sind trotzdem in einer guten Situation."
Gian Piero Gasperini (Trainer Atalanta): "Wir haben in der ersten Halbzeit gut gespielt und sind am Ende nicht allzu niedergeschlagen. Wir leben immer noch. Vor dem Spiel hätten wir dieses Resultat unterschrieben, auch wenn wir nun ein wenig mit den Umständen hadern. Wir führen mit 2:1 und hätten es besser machen können. Gegen ein solch starkes Team wie den BVB haben wir es gut gemacht. Leider konnten wir die zwei letzten Gegentore nicht verhindern."