FC Bayern München - Kapitänin Lina Magull im Interview: "Wäre schön, wenn die Verantwortlichen uns regelmäßiger besuchen würden"

Von Justin Kraft
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Am 22. März spielen Sie im Champions-League-Viertelfinale gegen Paris erstmals in der Allianz Arena. Sie haben mal gesagt, dass Sie als Kind Bayern-Fan waren. Wie groß ist die Vorfreude und wie weit oben auf Ihrer Liste der denkwürdigsten Momente wird das Spiel landen?

Magull: Da wird definitiv ein Kindheitstraum für mich in Erfüllung gehen. Selber mal in der Arena zu spielen, wo die eigenen Vorbilder wöchentlich spielen, wird ein ganz tolles Ereignis mit einem hoffentlich positiven Ausgang für uns. Der Fokus liegt dann zwar auf dem Fußballerischen, aber ich werde auch versuchen, das einfach zu genießen. Ich hoffe sehr, dass wir da viele Zuschauer ins Stadion bekommen. Es ist eine Belohnung für unsere Arbeit und ich bin dankbar, dass uns das ermöglicht wird. Vielleicht ist das in Zukunft dann regelmäßiger möglich. Die Arena hat eine andere Strahlkraft als das kleine Stadion am Campus, das ich sehr mag und das ehrlicherweise leider unseren bisherigen Ansprüchen genügt. Vielleicht ist das jetzt aber ein Schritt in die richtige Richtung wie in England. Man muss erstmal damit anfangen.

Wäre es vielleicht auch zukünftig eine Möglichkeit, die Spiele der Männer und der Frauen in der Allianz Arena zu verknüpfen und dann vor den männlichen Kollegen zu spielen?

Magull: Das ist schon eine gute Überlegung. Es wäre für die Zuschauer vom Standort her eine tolle Sache und wir könnten dadurch vielleicht neue Zuschauer für uns gewinnen. Bisher habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht, aber es wäre eine gute Herangehensweise, weil das genau diesen Eventcharakter hätte. Ich glaube, dass der Fußball noch mehr da hinkommen muss, dem Zuschauer mehr für die mitunter teuren Preise zu bieten. Der Mensch ist ein Fan von Spektakel und Show. Da kann man vielleicht auch ein bisschen was aus Amerika lernen. Ich weiß nicht, ob es funktionieren würde, aber man müsste es einfach mal probieren.

Wie ist eigentlich Ihr Verhältnis zu den Klubbossen als Kapitänin des Frauenteams, gibt es regelmäßigen Austausch?

Magull: Einen wirklich regelmäßigen Austausch gibt es leider nicht. Vor einiger Zeit waren wir mit dem Mannschaftsrat mal beim Vorstand. Das war ein sehr positives Gespräch. Eigentlich wollten wir das ein bisschen regelmäßiger durchführen, aber man muss auch sagen, dass die Vorstände einen sehr vollen Terminkalender haben und ich das nachvollziehen kann, wenn es nicht wöchentlich oder monatlich zu Gesprächen kommt.

Eine Ihrer Ex-Kolleginnen hatte vor einigen Wochen eine kleine humorvolle Spitze in Richtung Oliver Kahn verteilt. Sie habe ihn noch nie im Stadion gesehen. Spüren Sie die Unterstützung von oben?

Magull: Insgesamt bekommen wir viel Unterstützung. Ich finde es sehr positiv, dass Herbert Hainer sich oft blicken lässt, auch Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge oder zuletzt Julian Nagelsmann sehen wir oft. Bei Oliver Kahn denke ich, dass ihm der Frauenfußball wichtig ist und er uns auf dem Schirm hat. Seinen Kalender kenne ich aber nicht. Es wäre schön, wenn die Verantwortlichen uns noch regelmäßiger besuchen würden, aber ich kann es auch aus deren Perspektive verstehen, wenn die Zeit manchmal knapp ist.

Die Zeit wurde auch für Sie zwischen den Spielen knapper. In dieser Saison wurde die Champions League erstmals in einem neuen Format mit Gruppenphase und mehr Spielen ausgetragen. Wie gefällt Ihnen die Reform?

Magull: Ich finde es positiv, dass der Wettbewerb so umstrukturiert wurde, weil er jetzt mehr dieses Champions-League-Flair wie bei den Männern hat. Auch dass DAZN sich dem Ganzen angenommen hat und die Spiele sehr professionell ausstrahlen lässt, gibt mir das Gefühl, dass viel Aufmerksamkeit darauf liegt.

Bayern verlor den einen oder anderen Punkt in der Liga nach englischen Wochen. Wie kommen Sie mit der neuen Belastung physisch und mental zurecht?

Magull: Es ist schwieriger und eine große Herausforderung im ersten Jahr. Man merkt schon, dass man mal nach zwei Spielen in der Woche platt ist. Aber es ist eine schöne Herausforderung. Ich liebe es, viele Spiele zu haben und jeder muss selbst schauen, wie man körperlich am besten damit umgeht, wenn es irgendwo zwickt. Beim FC Bayern haben wir einen sehr guten Kader, wo wir Ausfälle gut kompensieren können. Trotzdem haben wir es in dem einen oder anderen Punktspiel gemerkt. Das ärgert uns alle, aber es ist normal, weil wir keine Maschinen sind. Wir haben dieses Pensum erst seit diesem Jahr und wir stellen uns gerade darauf ein. Zumal wir ja zusätzlich noch die Nationalmannschaftsspiele haben, wo wir viel reisen. Wir müssen jetzt lernen, damit umzugehen. Ich finde aber dennoch, dass wir bisher sehr gut durch die Saison gekommen sind.