Quiet please!

SPOX
11. Januar 201016:56
Schotten dicht in Liverpool: In England fielen sieben von zehn Spielen dem Winter zum OpferGetty
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Jose Mourinho spricht sich selbst alle Kompetenz ab, und Luca Toni schuftet für zwei. In Spanien brilliert der allerneuste Maradona, und in England sorgte mehr die Angst der Klub als der Wintereinbruch selbst für eine Flut an Spielabsagen.

Serie A

von Oliver Birkner

Glücksschwein Mourinho: Inter Mailand krönte sich durch ein 4:3 über den Tabellenletzten Siena zum offiziellen Wintermeister Italiens, doch am Fitnesszustand einiger Akteure muss der Klub offensichtlich noch arbeiten. Denn kurz vor Anpfiff zur zweiten Hälfte zog sich Dejan Stankovic beim Auflaufen zum Wiederanstoß eine Oberschenkelzerrung zu und musste ausgewechselt werden. Da gab es schon Verletzungen, wo eifrigerer Einsatz im Spiel war. Doch auch ohne ihn drehte Inter das Ergebnis mit zwei Toren in Minute 88 und 94 und hielt den unglaublichen Rekord von Trainer Jose Mourinho: Der Portugiese ist in nationalen Wettbewerben in 154 Heimspielen in Folge ungeschlagen - das muss ihm erst einmal jemand nachmachen. Mourinho kommentierte lapidar: "Unser Sieg war völlig unverdient - aber ein Coach, der sauviel Glück hat, ist manchmal eben viel besser als einer, der kompetent ist."

Zu schlecht, um wahr zu sein: Im Duell der Trainernovizen zwischen Ciro Ferrara (Juventus) und Leonardo (Milan) behielt Letzterer mit einem komfortablen 3:0-Sieg in Turin die Oberhand. Juve schaut nun auf eine tolle Bilanz von sechs Niederlagen aus den vergangenen acht Pflichtspielen - da gab es sicher schon bessere Statistiken in der Geschichte des italienischen Rekordmeisters. Der erste Milan-Erfolg bei Juventus seit fast sechs Jahren könnte Ferrara in dieser Woche den Kopf kosten, die Pokalpartie am Mittwoch gegen Napoli wird wohl über dessen Zukunft entscheiden. Das Publikum hat sich allerdings schon entschieden und verurteilte Trainer, Klub und Spieler mit bitterbösen Sprechchören. Die Presse ebenfalls. Die "Gazzetta dello Sport" entschied: "Juventus - zu schlecht, um wahr zu sein."

Toni schuftet für zwei: "Über van Gaal will ich nicht mehr sprechen. Jetzt bin ich hier in Rom und basta." Und darüber dürfte die Roma erfreut sein. Denn das Debüt von Luca Toni in der Anfangsformation der Gelbroten konnte sich wahrlich sehen lassen - der Leiharbeiter vom FC Bayern war beim 1:0-Erfolg über Chievo bester Spieler auf dem Platz. Schon nach 30 Sekunden erarbeitete sich der 32-Jährige die erste Chance, beim Führungstor nach 48 Sekunden durch Daniele De Rossi blockte Toni routiniert, wenn auch irregulär, einen Verteidiger, er holte einen Elfmeter heraus (den Pizarro dann allerdings verschoss) und kämpfte unermüdlich, um der Roma in Unterzahl (Platzverweis für Torwart Doni nach elf Minuten) Zeit zum Atemholen zu ermöglichen. "Luca hat alleine wie zwei Spieler im Angriff gearbeitet, ein Auftritt mit unglaublichem Charakter", lobte Trainer Claudio Ranieri. In dieser Form dürften Tonis Chancen auf eine WM-Teilnahme doch nicht so aussichtslos sein, wie sie noch vor Wochen schienen.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Valencia die neue Nummer 3: Die Hierarchie in der Primera Division war in den letzten Jahren eindeutig. An der Spitze der FC Barcelona und Real Madrid, als ärgster Verfolger der FC Sevilla. Aber die Andalusier sind gerade dabei, diesen Status zu verlieren. Gegen Racing Santander setzte es bereits die fünfte Niederlage - das dritte 1:2 in Folge. Die neue dritte Kraft in Spanien ist im Moment wieder der FC Valencia. Trainer Unai Emery zu diesem Thema: "Wir sollten uns im Moment auf unsere kurzfristigen Ziele konzentrieren. Madrid und Barcelona bewegen sich von den Punkten her auf einem sehr hohen Niveau. In einer anderen Saison könnten wir mit unserer Punktzahl Tabellenführer sein oder zumindest nah an der Spitze." Vor allem auf Gegners Platz ist Valencia eine Macht. 22 Punkte aus neun Spielen bedeuten Platz eins in der Auswärtstabelle. Randnotiz: Neuzugang Alejandro Dominguez (Rubin Kasan) feierte sein Debüt.

Ein neuer Star ist geboren: Lionel Messi erzielte gegen Teneriffa drei Tore, der Star des Wochenendes war er aber trotzdem nicht. Denn die oben erwähnte Niederlage Sevillas gegen Santander ging vor allem auf das Konto von Sergio Canales. Der erst 18-Jährige erzielte einen Doppelpack. Beim ersten Treffer bezwang er Palop mit einem herrlichen Lupfer von der Strafraumkante, beim zweiten Treffer ließ er Palop und dann Adriano derart gekonnt ins Leere rutschen, dass sich die "Marca" sogar an Maradona erinnerte. Pikantes Detail: In den letzten Wochen und Monaten wurde berichtet, dass Canales kurz vor einem Wechsel zu Sevilla steht. Sein Vertrag läuft am Ende der Saison aus.

Entscheidende Torhüter: Es war alles andere als ein Fußballfest, was Espanyol Barcelona und Real Saragossa am Wochenende anboten. Also war es auch kein Wunder, dass der beste Pass des Spiels von Eypanyol-Torhüter Cristian Alvarez kam, der nur im Tor stand, weil Stammkeeper Carlos Kameni mit Kamerun beim Afrika-Cup ist. In der 72. Minute fing Alvarez eine Ecke des Gegners ab und fand mit einem präzisen Abschlag Luis Garcia. Dessen Schuss konnte Saragossas Keeper Carrizo nur nach vorne abklatschen und Fernando Marques staubte zum Siegtreffer ab. Schon beim ersten Gegentor sah Carrizo nicht gut aus, als er einen Befreiungsschlag direkt in die Beine von Verdu spielte und der aus 25 Meter locker einschob.

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Premier League

von Raphael Honigstein

Der Kunde ist König: Nur zwei Premier-League-Spiele überlebten am Wochenende "The Big Freeze", wie der Wintereinbruch auf der Insel genannt wird. Die Plätze selbst waren übrigens durchweg bespielbar. Abgesagt wurden die Partien in erster Linie aus rechtlichen Gründen: Die Vereine haben Angst, dass sich Zuschauer auf dem Klubgelände vor dem Stadion verletzen und eine saftige Zivilklage einreichen könnten. Irgendwie bedenklich, diese Entwicklung, aber sie ist nicht neu: Im Riverside Stadion von Middlesbrough gibt es seit einigen Jahren eine "quiet zone", in der all jene Fans sitzen, die sich nicht durch Gesänge oder stehende supporters stören lassen wollen...

Die alte Leier: Wer hätte das gedacht? Ferguson kritisiert die Schiedsrichter ("lächerlich, diese rote Karte") und Wenger kritisiert die Schulden der Konkurrenz ("Profifußball heißt für mich gewinnen und kein Defizit machen, dafür kämpfe ich"). Das neue Jahr muss vorläufig also ohne neue Erkenntnisse auskommen. Demnächst an dieser Stelle: Ancelotti lobt Abramowitsch "Super Typ, sehr spendabel", Benitez kritisiert Hicks & Gillett ("Die könnten mir ruhig mehr Geld für die nächsten Woronins und Degens geben").

Ein Mann, ein Wort: Owen Coyle ist ein Mann der Prinzipien. Doch, das gibt es noch im Profifußball. Als sich im Sommer Celtic bei dem schottischen Trainer von Aufsteiger Burnley meldete, sagte der 43-Jährige sofort ab: "Was für ein Mann wäre ich, wenn ich beim nächsten besseren Angebot sofort von Bord gehen würde?". Aber Prinzipien haben eben auch ihren Preis. Letzte Woche unterschrieb Coyle bei den Bolton Wanderers. "Ich freue mich auf die Herausforderung. Alles ist eine Nummer größer hier", sagte Coyle.

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