So eine spektakuläre Aktion gelingt nur einem: Welttorhüter Lutz Pfannenstiel veranstaltet mit seinem Umweltprojekt "Global United FC" in Otavi, 380 Kilometer entfernt von der namibischen Hauptstadt Windhoek, am 3. April ein Spiel mit Fußball-Stars aus ganzer Welt.
GettyTeilnehmen werden unter anderem Sunday Oliseh, Guido Buchwald, Carsten Ramelow, Bachirou Salou und Stig Töfting. Pfannenstiels Ziel: Mit Hilfe des Fußballs auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam machen."Die letzten Monate haben wieder gezeigt, welche katastrophalen Folgen die globale Erwärmung hat. Wenn wir einen kleinen Beitrag leisten können, ein größeres Bewusstsein für das Problem zu schaffen, haben wir viel erklärt", erklärt Initiator Pfannenstiel, der als einziger Fußballer weltweit auf allen sechs Kontinenten professionell aktiv war und seit März bei 1899 Hoffenheim zuständig ist für internationale Beziehungen und internationales Scouting.
Der 37-Jährige über den Wachstum von Global United FC, Einsätze im Katastrophengebiet und seinen neuen Job in Hoffenheim.
SPOX: Letztes Jahr haben Sie mit Global United FC in der namibischen Hauptstadt Windhoek ein Charity-Spiel mit zahlreichen Prominenten veranstaltet. Was hat sich seitdem getan?
Lutz Pfannenstiel: Sehr viel, Global United FC wird größer und größer. Mittlerweile sind 307 Fußball-Stars Mitglied bei Global United FC, außerdem haben wir eine exklusive Partnerschaft mit "ran" und "Sat.1" geschlossen, was ein sehr wichtiger Schritt für die Zukunft war.
SPOX: Was denken Sie im Nachhinein über die Hilfsmission nach Pakistan im Herbst letzten Jahres? War der Einsatz von Ihnen und anderen Fußball-Stars in der Katastrophenregion nicht zu riskant?
Pfannenstiel: Nein, denn es war wichtig, ein Zeichen zu setzen. Mit der Reise nach Pakistan sind Wynton Rufer, Tony Sanneh, Michel Mazingu-Dinzey und ich dahingegangen, wo es richtig wehtut, dennoch wollten wir den Opfern des Hochwassers helfen. Wir wollen nicht nur aus Charity-Gründen Fußball spielen, sondern richtige Soforthilfe leisten. Diesen Anspruch haben wir.
SPOX: Dass Sie dennoch so viele Fußballer davon überzeugen konnten, die beschwerliche Reise in die namibische Steppe auf sich zu nehmen, um auf einem normalen Sportplatz ein Spiel zu bestreiten, ist ungewöhnlich.
Pfannenstiel: Das zeigt doch nur, wie wichtig ihnen der Klimaschutz ist. Alle waren Feuer und Flamme, als sie von der Idee hörten. Es wird ein einzigartiger Trip, mit dem Bus von Windhoek mehrere Stunden nach Otavi zu fahren und das Land mit allen Facetten zu erkunden. So wird jedem noch eindringlicher vor Augen geführt, wie schützenswert die Natur ist. Und diese Botschaft sollen die Fußballer in ihrer Heimat weitergeben.
SPOX: Aber warum fiel die Wahl auf das abgelegene Dorf Otavi?
Pfannenstiel: Unser Hauptsponsor ist die Zementfirma "Ohorongo Cement", eine Tochter des deutschen Unternehmens "Schwenk Zement". Sie haben in der Nähe von Otavi für 250 Millionen Euro die modernste Zement-Anlage Afrikas gebaut, die extrem umweltschonend arbeitet. Wir wollen das Spiel nutzen, um darauf aufmerksam zu machen, wie Klimaschutz und Industrie Hand in Hand gehen können.
SPOX: Aber was bringt ein Promi-Spiel angesichts all der Naturkatastrophen?
Pfannenstiel: Wir werden das Problem des Klimawandels nicht in ein paar Jahren beheben können, egal wie viele Spiele wir bestreiten. Entscheidend ist erst einmal, in jeder Ecke der Welt ein Bewusstsein für das Problem zu schaffen. Mit Global United FC und den Stars, die uns unterstützen, wollen wir dabei mithelfen, diesen schwierigen ersten Schritt zu gehen. Im Namibia hat sich beispielsweise seit dem Spiel im letzten Jahr einiges getan. Vorher wussten die meisten nicht einmal, was globale Erwärmung bedeutet. Ich bin natürlich darauf eingestellt, dass wir einen langen Weg vor uns haben und Global United FC ein Lebensprojekt für mich sein wird.
SPOX: Im Sommer steht in Passau das nächste Global-United-Event an.
Pfannenstiel: Am 10. Juni werde ich mit Spielern wie Lothar Matthäus, Bernd Schneider, Giovane Elber und Fredi Bobic in meine niederbayerische Heimat kommen. Dort verbinden wir das 100-jährige Jubiläum des 1. FC Passau mit meinem Abschiedsspiel als Torhüter, alles unter dem Zeichen des Umweltschutzes. Ein Großteil der Erlöse geht an Klimaprojekte im Bayerischen Wald. Für mich wird es ein emotional ganz besonderes Spiel, als aktiver Fußballer nach all den Jahren im Ausland in der Heimat Servus zu sagen.
SPOX: Sie haben Ihre Karriere nach der Karriere bereits eingeschlagen. Nachdem Sie als Torwarttrainer der namibischen Nationalelf gearbeitet haben, sind Sie seit März für 1899 Hoffenheim tätig. Was ist Ihr Aufgabenbereich?
Pfannenstiel: Ich bin für die internationalen Beziehungen und das internationale Scouting des Klubs zuständig. Ich soll meine Kontakte nutzen, neue Netzwerke aufbauen und im Ausland junge Spieler finden, den Markt im Blick behalten und Partnerschaften eingehen. Ich werde die kommenden Wochen auf der ganzen Welt unterwegs sein - der perfekte Job also für mich. (lacht)
Lutz Pfannenstiel: Seine Karriere als Spieler im Steckbrief