Im vergangenen Jahr kehrten sie der Bundesliga den Rücken - doch was machten die Deutschen, Ex-Stars und Sternchen aus ihren Chancen bei ihren neuen Vereinen im Ausland? SPOX hat den Werdegang von 28 Spielern unter die Lupe genommen.
Teil 1) Die Deutschen im Ausland
Kevin Kuranyi (Dynamo Moskau/Russland): 16+10 Spiele, 9+1 Tor
Bilanz: Dynamo startete im März schlecht in die 44 Spieltage dauernde Mammutsaison (Russland gleicht sich Europa an), seit der Entlassung von Trainer Miodrag Bozovic läuft's besser. Im Herbst noch bester Dynamo-Torschütze der Rückrunde, hat Kuranyi in dieser Saison erst ein Tor erzielt. Dafür glänzte er mit fünf Torvorlagen.
Standing: Kuranyi ist unangefochtener Stammspieler bei Dynamo und harmoniert immer besser mit den anderen Ex-Bundesligisten Woronin und Misimovic (siehe zweite Seite).
SPOX meint: Moskau ist für den SPOX-Kolumnisten aufgrund seines Standings und üppigen Gehalts sicher kein Karriere-Knick, die sportliche Perpektive ist allerdings wackelig. Dynamo muss es in der regulären Saison in die Top 8 schaffen, sonst ist das internationale Geschäft passe. Zuletzt verpasste man Europa deutlich.
Mesut Özil (Real Madrid/Spanien): 36 Spiele, 6 Tore
Rückrundenbilanz: Der Ex-Bremer und -Schalker konnte in der zweiten Saisonhälfte nicht ganz das Niveau halten, war aber mit insgesamt 19 Assists hinter Messi der zweitbeste Vorbereiter der Liga. In den Duellen gegen Barcelona merkte man dem 22-Jährigen an, dass er noch einen Schritt von der Weltklasse entfernt ist.
Standing: Sein Vorsprung auf den Konkurrenten Kaka ist in der Rückrunde kleiner geworden - Özil spielte in der Liga-Rückrunde "nur" 12-mal von Beginn an und hielt damit nicht die Marke der Hinrunde (18-mal). Gegen Barca war er Mourinhos erstes Bauernopfer für eine defensivere Aufstellung. Dennoch darf sich Özil weiter als Stammspieler sehen.
SPOX meint: Ist auf einem guten Weg zum Weltstar. Die Konkurrenz bei Real schläft allerdings nicht, mit Freund Sahin kommt nun ein Rivale mehr. Özil muss vor allem weiter an seiner körperlichen Verfassung arbeiten: Er stand in dieser Saison zwar in 53 Pflichtspielen für Real auf dem Platz, spielte aber nur 13-mal durch.
Sami Khedira (Real Madrid/Spanien): 25 Spiele, 0 Tore
Rückrundenbilanz: Spielte in der Rückrunde nur sieben Liga-Spiele, weil ihn Verletzungen immer wieder zurückwarfen. Dafür im Pokal-Finale gegen Barcelona einer der Besten. Fiel am Saisonende wegen eines Muskelbündelrisses aus und muss in der Saisonvorbereitung aufpassen, dass er nicht den Anschluss verliert. Wartet auch nach 41 Pflichtspielen für Real noch auf sein erstes Tor.
Standing: Konnte die spanische Presse mit soliden Leistungen nicht restlos von sich überzeugen, dafür aber Trainer Mourinho, der nach wie vor große Stücke auf ihn hält. In wichtigen Spielen baute er meist auf Khedira. Der muss allerdings wie Özil physisch zulegen oder besser dosieren, um weniger verletzungsanfällig zu sein.
SPOX meint: Gutes erstes Jahr, aber kein sehr gutes. Khedira stand oft auf der Kippe und wird in der kommenden Saison nun auch von Sahin und Altintop unter Druck gesetzt. Muss noch ein wenig sein Phlegma ablegen, kommuniziert auf dem Platz aber schon sehr ordentlich.
Jerome Boateng (Manchester City/England): 16 Spiele, 0 Tore
Rückrundenbilanz: Schaffte es bei ManCity wegen vieler Verletzungspausen nicht zum Stammspieler. Fünf Liga-Startelfeinsätze in der Rückrunde sind wenig befriedigend, zumal Trainer Mancini andere Spieler auf Boatengs Lieblingsposition in der Innenverteidigung vorzog. Seit März am Knie verletzt.
Standing: Bei ManCity aufgrund der großen Konkurrenz und der eigenen Verletzungsmisere abkömmlich. Mancini setzte zuletzt (notgedrungen) auf andere.
SPOX meint: Kam nie über den Mitläufer-Status hinaus. Die Frage ist nun: Kapitel beenden oder nochmal angreifen? Bayern München soll angeblich bereits als neuer Arbeitgeber feststehen. Dort hätte er jedenfalls in der Innenverteidigung bessere Karten.
Thomas Broich (Brisbane Roar/Australien): 32 Spiele, 6 Tore
Bilanz: Glänzte Down Under als Brisbanes Mittelfeldhirn mit Vorbereiterqualitäten. Stand in allen 32 Spielen in der Startelf und hatte damit maßgeblichen Anteil an Roars erstem Meistertitel. Irre: Im Finale lag Roar in der 117. Minute noch 0:2 gegen die Central Coast Mariners zurück, glich dann aber noch aus und gewann im Elfmeterschießen. Broich bereitete einen Treffer vor.
Standing: Nicht mehr aus Brisbanes Mannschaft wegzudenken. Von seinen Mitspielern angesichts seiner Erfahrung und seiner Professionalität hoch angesehen.
SPOX meint: Broich hat sein Glück gefunden! Verzichtet zwar auf großes Geld, ist in der drittklassigen Liga dafür aber ein Star. Sein missionarischer Auftrag als eines der Aushängeschilder der Liga: Fußball in Australien Stück für Stück salonfähiger machen.
Roberto Hilbert (Besiktas/Türkei): 25 Spiele, 1 Tor
Rückrundenbilanz: 44 Pflichtspieleinsätze zählte Hilbert am Ende der Saison: Eine beachtliche Anzahl für einen Neuzugang, der im Schatten der Star-Neuzugänge Guti und Quaresma verpflichtet wurde. In der Süper Lig und in der Europa League traf Hilbert je ein Mal.
Standing: Auf der offensiven rechten Außenbahn war für den SPOX-Kolumnisten kein Platz, daher spielte Hilbert zumeist hinten rechts und das sehr ordentlich. Die Fans schätzen ohnehin die aufopferungsvolle Einstellung ihres "Panzers". Der Trainerwechsel von Bernd Schuster zu Tayfurt Havutcu spielte ihm allerdings nicht gerade in die Karten. Unter Havutcu saß Hilbert fast nur auf der Bank - auch weil die Ausländerbegrenzung oft die Mannschaft von alleine aufstellt. Die vier Portugiesen, Guti und Sivok sind in der Regel gesetzt - und mehr als sechs Ausländer dürfen nicht spielen.
SPOX meint: Auch wenn er am Ende nicht mehr ganz so oft spielte, war das erste Jahr Türkei ein voller Erfolg. Hilbert bestritt mit die meisten Pflichtspiele, hat einen guten Ruf bei den Fans und auch von Seiten des Vereins gibt es Signale, dass man mit dem Deutschen sehr zufrieden ist.
Timo Hildebrand (Sporting CP/Portugal): 0 Spiele
Rückrundenbilanz: Hatte nach drei soliden Hinrunden-Einsätzen (zweimal Europa League, einmal Pokal) in der Rückrunde nur Bank- und Tribünen-Einsätze.
Standing: War von Lissabon sowieso nur als Backup bis Saisonende verpflichtet worden. An Portugals Nationalkeeper Rui Patricio gab es für den 32-Jährigen kein Vorbeikommen. Sucht nun einen neuen Verein - am liebsten in Deutschland. Immerhin reichte es bei ihm zuletzt zu der Einsicht: "Ich hätte Stuttgart nie verlassen dürfen."
SPOX meint: Unwürdig. Hildebrand ist auch mit 32 Jahren und trotz einiger Stationen des Scheiterns noch gut genug, um erster Torwart eines anständigen Erstligisten zu sein. Muss nun aber erstmal zusehen, dass er überhaupt nochmal irgendwo unterkommt.
Thomas Hitzlsperger (West Ham United/England): 11 Spiele, 2 Tore
Rückrundenbilanz: Der 29-Jährige spielte nach ewig langer Verletzungspause eine ordentliche Restsaison, konnte den Abstieg aber mit zwei Toren und vier Assists in den letzten elf Saisonspielen auch nicht mehr verhindern. Immerhin: Hitzlsperger stand jedes Mal über 90 Minuten auf dem Platz.
Standing: War bei West Ham eine Stütze im Mittelfeld und fühlt sich auf der Insel wohl, wird aber wohl kaum den Gang in die knochenharte Championship mitmachen. Besitzt angeblich auch eine Vertragsklausel, die es ihm trotz Vertrags bis 2013 möglich macht, ablösefrei zu wechseln. Wer schlägt zu?
SPOX meint: Hat in der Saisonschlussphase bewiesen, dass er es noch drauf hat. Stünde einigen Bundesligisten trotz der bekannten Geschwindigkeitsdefizite gut zu Gesicht.
Selim Teber (Kayserispor/Türkei): 32 Spiele, 2 Tore
Rückrundenbilanz: Absolvierte fast alle Spiele über die komplette Distanz. Hat als Denker und Lenker im Mittelfeld gleich in seiner ersten Saison eine zentrale Rolle eingenommen und gehört auch schon zu den drei Kapitänen der Mannschaft. Hielt in der Rückrunde allerdings nicht ganz das Niveau.
Standing: Trainer Arweladse nennt ihn "meinen wichtigsten Spieler". Teber ist nicht nur Taktgeber der Mannschaft, sondern auch wichtiger Ratgeber der überwiegend jungen Mitspieler.
SPOX meint: Alles richtig gemacht. Teber blüht in Kayseris ruhigem Umfeld voll auf. Auch wenn es Transfergerüchte um seine Person gibt, ist Teber gut beraten, dem entwicklungsstarken Kayserispor die Treue zu halten.
Cenk Tosun (Gaziantepspor/Türkei): 14 Spiele, 10 Tore
Rückrundenbilanz: Kam erst in der Winterpause von Eintracht Frankfurt und legte beeindruckende Leistungen und Zahlen hin: zehn Tore und sechs Assists in 14 Spielen waren schlicht überragend. Kein Wunder, das nun die halbe Liga hinter ihm her ist.
Standing: Machte sich bereits vor seinem Wechsel einen Namen, weil Galatasaray großes Interesse zeigte. Wurde dann in kürzester Zeit zum Star, weil er mit Toren und großartigen Auftritten die Liga rockte. Nationaltrainer Hiddink ist bereits Tosuns größter Fan.
SPOX meint: Alles falsch gemacht, Eintracht! Seine zehn Tore hätte Frankfurt wohl mit Kusshand genommen. Tosun machte alles richtig: Er sagte Galatasaray ab, weil er dort keine Einsatzchancen sah und ging stattdessen zu Trainer Kafkas, der seit Jahren dafür bekannt ist, junge Spieler groß rauszubringen.
Teil 3: Von Mondragon bis Valdez
Teil 2) Gestern Bundesliga-Star, heute...
Edin Dzeko (Manchester City/England): 15 Spiele, 2 Tore
Rückrundenbilanz: Verlor nach nur drei Spielen von Beginn an seinen Stammplatz an Balotelli und konnte in der Folge auch nicht von der Verletzung von Tevez profitieren. Problem: Dzeko ist kein Joker. Wirkte mitunter wie ein Fremdkörper im City-Spiel und versiebte viele Großchancen. Sein bester Auftritt: Beim 1:1 im FA Cup gegen Notts erzielte er den wichtigen Ausgleich und war damit Wegbereiter des Pokalsiegs.
Standing: Trainer Mancini hat eine Fülle an Offensivkräften zur Verfügung. Wer schlecht spielt, fliegt aus der Elf - genau das ist Dzeko passiert. Könnte in der kommenden Saison allerdings vom möglichen Abgang von Tevez profitieren.
SPOX meint: Abwarten. Sein erstes Halbjahr in England hatte sich der Bundesliga-Torschützenkönig von 2010 sicher anders vorgestellt. ManCity hatte sich wiederum mehr von seinem 37-Millonen-Euro-Einkauf erhofft. Aber Dzeko hat allemal das Potenzial, sich in der Premier League durchzusetzen.
Mark van Bommel (AC Milan/Italien): 14 Spiele, 0 Tore
Rückrundenbilanz: Wurde gleich am Tag seines Transfers in eine ersatzgeschwächte Milan-Mannschaft geworfen und überzeugte auf Anhieb. Räumt im Mittelfeld wie bei Bayern auf und kommuniziert gut mit den Mitspielern. Mit ihm vor der Abwehr kassierte Milan nur sechs Gegentore. Ist eines der Meister-Gesichter, flog allerdings in Liga (Gelb-Rot) und Pokal (Rot) gleich doppelt vom Platz.
Standing: Trainer Allegri schätzt seine strategischen Fähigkeiten und seine Erfahrung (jetzt Meister in Holland, Spanien, Deutschland und Italien). Für die Offensive sind bei Milan eh andere zuständig. Hat sich durch solide bis gute Leistungen einen weiteren Jahres-Vertrag bis Sommer 2012 verdient.
SPOX meint: Alles richtig gemacht. Van Bommel ging nach Mailand, weil er beim FCB nicht mehr unumstritten gewesen wäre. Bei Milan nutzte er seine Chance auf Anhieb und darf bleiben.
Luca Toni ( FC Genua, Juventus Turin): 16+14 Spiele, 3+2 Tore
Rückrundenbilanz: Verletzte sich gleich nach seinem Juve-Debüt im Januar und kam fortan (auch wegen Matri) nicht über die Reservisten-Rolle hinaus. Zeigte gute Ansätze, ist aber nicht mehr der Schnellste. Beste Leistung: Beim 3:2 gegen Ex-Klub Genua erzielte er als Joker ein Tor und bereitete eins vor.
Standing: Wird es unter dem designierten neuen Trainer Conte nicht einfacher haben, zumal mit Quagliarella Stürmer Nummer eins wieder fit wird. Toni wird sich wohl hinter Matri und Del Piero anstellen müssen - oder wechseln.
SPOX meint: Pech mit Verletzungen, Chance nicht genutzt - Tonis Zukunft ist trotz Vertrags bis 2012 ungewiss. Der Schritt von Genua zu Juve hat sich für den Ex-Münchner jedenfalls nicht ausgezahlt. Vielleicht klingelt die Fiorentina ja mal durch...
Demba Ba (West Ham United/England): 12 Spiele, 7 Tore
Rückrundenbilanz: Fand sich gut in West Hams Team ein, wurde auf Anhieb Stammkraft und schoss auch seine Tore. Für den Nicht-Abstiegskampf allerdings tödlich: seine Torflaute zwischen dem 29. und 35. Spieltag. War mit sieben Toren dennoch bester Torschütze der Hammers - was einiges aussagt.
Standing: War in West Hams Sturm gesetzt, hat aber selbst wenig Interesse, mit in die zweite Liga zu gehen.
SPOX meint: Mit den Hammers hatte es Ba nicht wirklich gut getroffen, hatte aber nach dem Streit mit Hoffenheim und dem verpatzten Medizincheck bei Stoke kaum Alternativen. Für den Abstieg konnte er nach der miesen Hinrunde nicht viel - so konnte sich Ba in England präsentieren und nun auf gute Angebote hoffen. Vielleicht hat Stoke ja einen neuen Arzt.
Rafinha (FC Genua 1893/Italien): 34 Spiele, 2 Tore
Rückrundenbilanz: Genua brachte eine chaotische Saison mit vier Heimsiegen in Folge zu einem einigermaßen versöhnlichen Abschluss. Rafinha spielte bis auf Torwart, Innenverteidiger und Mittelstürmer im Saisonverlauf alle Positionen. Stammspieler ja, Granate: nein.
Standing: Sein Einsatzwillen und Kampfgeist waren in Genua gerne gesehen. Machte sich zudem mit seinem Siegtor im Derby gegen Sampdoria bei den Fans unsterblich. Der FC würde ihn gerne halten.
SPOX meint: Rafinhas Ziel - das europäische Geschäft - verpasste Genua klar. So war der Wechsel nach Italien für den Ex-Schalker eher ein Rückschritt. Rückkehr in die Bundesliga - der FCB soll interessiert sein - nicht ausgeschlossen.
Andrea Barzagli (Juventus Turin/Italien): 15 Spiele, 0 Tore
Rückrundenbilanz: Kam als Notnagel für die Juve-Abwehr und schlug voll ein. Verdrängte Bonucci und spielte fortan neben Chellini Stamm. Nicht immer sattelfest, aber keinesfalls allein schuldig daran, das die alte Dame das internationale Geschäft verpasste.
Standing: War in der Rückrunde sowas wie der heimliche Abwehrchef und hat gute Chancen, auch in der neuen Saison zum Stamm zu gehören - auch wenn sein Förderer Delneri (arbeiteten schon bei Chievo und in Palermo zusammen) dann nicht mehr da sein wird.
SPOX meint: Vor allem Juve hat alles richtig gemacht, weil man einen soliden Innenverteidiger für ein Butterbrot bekam. Barzagli machte das beste draus.
Zvjezdan Misimovic (Galatasaray, Dyn. Moskau): 9+9 Spiele, 0+2 Tore
Bilanz: Wurde in Istanbul mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt und fand sich dafür in der russischen Liga erstaunlich schnell zurecht. Bei Dynamo zählt er seit dem zweiten Spieltag zum Stammpersonal und füttert dort Kuranyi und Woronin mit Vorlagen - fast wie einst Grafite und Dzeko...
Standing: Spürt bei Moskau nun endlich wieder das Vertrauen, das ihm in Wolfsburg und Istanbul verweigert wurde. Muss aber noch an seiner Fitness arbeiten - bislang hielt er noch kein Spiel über 90 Minuten durch. Darf aber immerhin schon die Elfmeter bei Dynamo schießen.
SPOX meint: Kopf hoch, Zvjezdan! Gibt wahrlich Schlimmeres, als im gutbezahlten russischen Fußball zu kicken. Und wenn das Bäuchlein weg ist, ruft Magath vielleicht auch wieder an...
Carlos Eduardo (Rubin Kazan/Russland): 0 Spiele
Rückrundenbilanz: Konnte seine saftige Ablöse von 20 Millionen Euro noch nicht rechtfertigen, 2011 stand er noch nicht einmal auf dem Platz. Knieprobleme stoppten den technisch hochveranlagten Mittelfelddribbler.
Standing: Der Brasilianer besitzt zweifelsohne das Potenzial, Rubin Kazan qualitativ nochmal einen großen Schritt nach vorne zu bringen. Doch um sich endgültig durchzusetzen, muss er von Verletzungen verschont bleiben und seinen bisweilen schwierigen Charakter in den Griff bekommen.
SPOX meint: Carlos Eduardo wird Russland wohl mittelfristig wieder verlassen. In der Vergangenheit wurden schon mehrmals Gerüchte über einen Wechsel nach Brasilien oder sogar eine Rückkehr in die Bundesliga laut. Manchmal erkennt man das Gute eben erst, wenn es bereits zu spät ist.
Aristide Bance (Al-Ahli, Umm Salal): 7+2 Spiele, 2+4 Tore
Bilanz: Wegen anhaltender Kniebeschwerden bei Dubai-Klub Al-Ahli nur sporadisch im Einsatz. Musste dann in einer undurchsichtigen Leihaktion nach Katar, um Umm Salal vor dem Abstieg zu bewahren. Das klappte mit vier Toren in zwei Spielen allerdings ganz gut - Salal stieg nicht ab.
Standing: Neben Fabio Cannavaro einer der ganz wenigen echten Profis bei Al-Ahli. Würde aber gerne in die Bundesliga zurückkehren - trotz kaputtem Knie und Vier-Jahres-Vertrag in Dubai.
SPOX meint: Eine Rückkehr in die Bundesliga wird nach der Episode mit Mainz und seinen bekannten Verletzungsproblemen schwer. Lieber noch ein bisschen Wüstensand...
Teil 3: Von Mondragon bis Valdez
Teil 3) Was macht eigentlich...?
Faryd Mondragon (Philadelphia Union/USA): 10 Spiele
Rückrundenbilanz: Stand in allen zehn Saisonspielen zwischen den Pfosten - und das überaus erfolgreich. Kassierte in seinen ersten vier Partien nur einen Treffer und insgesamt nur sieben. Führt mit Philadelphia die Tabelle in der MLS an.
Standing: Dank seiner Erfahrung genießt der Ex-Kölner enorm hohes Ansehen in seiner Mannschaft. Aufgrund seines Alters war der eine oder andere doch skeptisch ob Mondragons Qualitäten, mit starken Leistungen hat er die Kritiker verstummen lassen und ist zum großen Rückhalt seines Teams geworden.
SPOX meint: Mondy hat's immer noch drauf - auch mit bald 40 Jahren. Schluss muss deshalb noch lange nicht sein. Und wird es auch nicht. Der Kolumbianer hat noch eineinhalb Jahre Vertrag und sagt selbst: "Übers Karriereende will ich noch nicht nachdenken."
Hugo Almeida (Besiktas/Türkei): 12 Spiele, 4 Tore
Rückrundenbilanz: Verpasste einige Spiele wegen einer hartnäckigen Leistenverletzung. Wirklich durchgestartet ist Almeida nicht. Sein bestes Spiel machte er im Pokalfinale gegen Büyüksehir, als Besiktas nach Elfmeterschießen gewann.
Standing: Almeida war auf Anhieb gesetzt, konnte aber nie überzeugen, auch weil er nicht wirklich ins Spielsystem von Schuster passte. Folglich saß Almeida bald auf der Bank. Viel Kredit verspielte er im Derby gegen Fenerbahce (1:4), als er freistehend den Führungstreffer verpasste - im Gegenzug schoss Fenerbahce das 1:2. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Almeida bei Besiktas bleibt. Der Klub, der sein Ausländerkontingent verringern will und muss, wäre bei entsprechenden Angeboten wohl nicht abgeneigt, Almeida ziehen zu lassen.
SPOX meint: Almeida wollte einen Tapetenwechsel, eine neue Herausforderung und natürlich mehr Geld verdienen: Bei Besiktas bekam er all diese Chancen, doch der Portugiese ließ sich auch etwas vom Absturz des Klubs in der Rückrunde runterziehen. Das Argument der Eingewöhnungszeit zieht nur bedingt: Bei Besiktas spielen vier Portugiesen, zwei Brasilianer und zwei Deutsche, so dass die Integration nicht schwer fallen konnte.
Mauro Camoranesi (CA Lanus/Argentinien): 13 Spiele, 0 Tore
Bilanz: Der gebürtige Argentinier kickt zum ersten Mal seit 13 Jahren wieder in der Heimat und hatte kaum Anpassungsschwierigkeiten. Im Gegenteil: Mit dem italienischen Weltmeister als Stammspieler mischt Lanus in der Clausura bislang sogar ganz oben mit.
Standing: Einen Weltmeister hat in Argentinien sonst keiner im Team - dementsprechend stolz sind die Lanus-Fans auf "ihren" Mauro.
SPOX meint: Tat gut daran, nach seinem eher peinlichen Kapitel beim VfB von Europas Bildfläche zu verschwinden.
Maniche (Sporting Lissabon/Portugal): 17 Spiele, 1 Tor
Rückrundenbilanz: Absolvierte nach einer starken Hinrunde verletzungsbedingt nur fünf Rückrundenspiele, davon nur eins über 90 Minuten.
Standing: Sein Vertrag hatte sich schon im Winter mit seinem 20. Pflichtspieleinsatz automatisch verlängert. Ist allerdings nicht mehr der Jüngste und wird unter dem neuen Coach Pacienca um einen Stammplatz kämpfen müssen.
SPOX meint: Muss sich mit seinen Wadenproblemen erst wieder zur Form der Hinrunde hochhangeln.
Obafemi Martins (Rubin Kazan, Birmingham City): 12+4 Spiele, 2+0 Tore
Rückrundenbilanz: Bekam in Russland kein Bein auf den Boden und wurde deshalb im Winter nach Birmingham ausgeliehen. Dort war er schon nach wenigen Wochen der gefeierte Held, als er seinen neuen Klub gegen Arsenal mit seinem Tor zum Triumph im Liga-Cup schoss. Das war's dann aber auch schon. In der Liga kam er nur auf vier Einsätze und stieg mit Birmingham ab.
Standing: Mit seinem Treffer im Liga-Cup hatte Martins genau ein Highlight in Birmingham. Ansonsten war das wieder nichts. In der Rückrunde stand er nur einmal über 90 Minuten auf dem Platz. Viel zu wenig für jemanden, der nicht gerade billig ist.
SPOX meint: Ob das noch jemals etwas wird? Der Nigerianer galt mal als Riesentalent. Doch mittlerweile muss Martins aufpassen, dass er nicht zum erfolglosen Wandervogel verkommt. Bei seinem nächsten Klub muss er was reißen, sonst war's das wohl mit der großen Karriere.
Ivan Rakitic (FC Sevilla/Spanien): 13 Spiele, 5 Tore
Rückrundenbilanz: Überzeugte bei den Andalusiern auf Anhieb als offensivstarker Spielgestalter und avancierte so zur Entdeckung der Rückrunde. Seine Geschwindigkeitsnachteile fielen im zentralen Mittelfeld der Sevillaner kaum auf, eher sein Torhunger: Fünf Saisontore waren ihm bei Schalke nur einmal gelungen, 2008/2009 hatte er dafür allerdings 29 Einsätze benötigt.
Standing: War unter Manzano von Anfang an Stammspieler, erzielte wichtige Treffer und spielte zehn Mal 90 Minuten durch. Die etwas offensivere Ausrichtung kommt seiner Spielanlage eher entgegen. Noch Fragen?
SPOX meint: Besser geht's nicht! Rakitic trotzte allen Kritikern, die ihn bei Sevilla schon floppen sahen und legte eine flotte Rückrunde aufs Parkett. Einziger Wermutstropfen: Platz fünf wurde knapp verpasst.
Martin Demichelis (FC Malaga/Spanien): 18 Spiele, 1 Tor
Rückrundenbilanz: Licht und Schatten - kennt man ja. Hatte als Stammspieler maßgeblichen Anteil am Nicht-Abstieg. Mit Micho holte Malaga 30 Punkte, kassierte aber trotzdem noch 1,5 Tore pro Spiel. Sein Einstand lief mit einem Tor gegen Bilbao perfekt. Sieben Mal Gelb, einmal Gelb-Rot und einmal Rot sind aber auch eine ordentliche Quote in 18 Spielen.
Standing: Demichelis hat in Malaga bewiesen, dass man auf ihn bauen kann. Der FC würde ihn gerne halten, Micho hält sich alle Optionen offen.
SPOX meint: Vom Prügelknaben der Bayern zum Nichtabstiegshero bei Malaga? Kein schlechtes Geschäft. Für Demichels scheint wieder die Sonne.
Jose Ernesto Sosa (SSC Neapel/Italien): 24 Spiele, 1 Tor
Rückrundenbilanz: Kam auch bei Napoli nicht über Ansätze und die Rolle des vielversprechenden Talents auf der Bank hinaus. Seine Highlights: Tor als Joker gegen Cesena, Assist im letzten Saisonspiel gegen Juve.
Standing: Nutzte seine Chancen in seinen wenigen Spielen von Beginn an nicht. Mit Hamsik, Lavezzi, Cavani und Co. konnte Sosa schlicht nicht mithalten.
SPOX meint: Hat es auch in Neapel noch nicht gepackt. Gerüchteweise könnte es Sosa heim zu Estudiantes oder zu Aufsteiger Bergamo ziehen. Trainer Mazzarri bleibt, Torjäger Cavani auch - das steht zumindest für Kontinuität beim SSC.
Nelson Valdez (Hercules CF/Spanien): 25 Spiele, 8 Tore
Rückrundenbilanz: Nur zwei Valdez-Tore in der Rückrunde waren zu wenig - Alicante stieg nach einer vielversprechenden Hinrunde inklusive Sieg im Camp Nou letztlich sang- und klanglos ab. In den letzten beiden Saisonspielen gehörte Valdez nicht mehr zum Kader.
Standing: Mit seiner Ankündigung, nicht mit in die zweite Liga gehen zu wollen, manövrierte sich Valdez zu Saisonende ins Abseits. Trennung wahrscheinlich.
SPOX meint: Rohrkrepierer. Nach seinen Toren gegen Barca wurde Valdez sogar schon bei Real Madrid gehandelt - und dann kam in der Rückrunde gar nichts. Mal sehen, wer sich nun seiner erbarmt.