Amini: Der Kosmopolit aus Down Under

Von Matthias Kohlmaier
Mustafa Amini wird ab der Saison 2012/2013 bei Borussia Dortmund spielen
© Getty

Optisch eine Mischung aus Carlos Valderrama, Pumuckl und dem Sams hat Mustafa Amini in seiner Heimat Australien längst Kultstatus erreicht. Bei Borussia Dortmund soll er ab der Saison 2012/2013 zeigen, ob er wirklich das größte australische Talent seit Harry Kewell ist. Am Sonntag startet der 18-Jährige mit Australien in die U-20-WM in Kolumbien.

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"Mann, ich hatte mit einem Jahr in der National Youth League gerechnet und gehofft, gelegentlich bei der ersten Mannschaft mittrainieren zu dürfen!" Mustafa Amini kann seinen kometenhaften Aufstieg immer noch nicht wirklich fassen. Mit seiner Unterschrift bei Borussia Dortmund dürfte das nicht leichter geworden sein.

Das Zitat stammt aus einem Interview, das Amini dem australischen "Telegraph" im März gegeben hat. Der damals 17-Jährige hatte gerade seine erste Saison bei den Central Coast Mariners in der Hyundai A-League beendet und war auf dem Weg zu einem Probetraining in Dortmund. Aber der Reihe nach.

Mohammad Mustafa Amini wird am 20. April 1993 in Sydney geboren. Sein Vater ist Afghane, seine Mutter stammt aus Nicaragua - kosmopolitischer geht es kaum. Er wächst in Sydney auf und besucht später die Westfields Sports High School - dort hat Jahre zuvor auch ein gewisser Harry Kewell die Schulbank gedrückt.

Amini: Mit 16 in den Profifußball

Er ist gerade mal 15, als er ein Stipendium des Australian Institute of Sport Football Program (AIS) bekommt. Nur ein Jahr später tritt er bei den Central Coast Mariners seine erste Station im Profifußball an.

"Ich sah ihn zum ersten Mal, als er mit dem AIS gegen unsere Jugend gespielt hat", sagt der damalige Mariners-Coach Lawrie McKinna: "Er konnte ein Spiel lenken und dafür sorgen, dass die Dinge auf dem Platz einfach passieren."

Amini ist plötzlich in der - zugegebenermaßen nicht extrem großen - Fußballwelt Australiens in aller­ Munde. Auch sein Alter spielte für McKinna bei der Verpflichtung keine Rolle: "Wie alt du bist, ist unwichtig. Bist du gut genug, bist du auch alt genug!"

Amini-Tore bringen WM-Qualifikation

Von U-20-Nationaltrainer Jan Versleijen wird er kurz darauf für das AFC U 19 Championship in China in das Aufgebot der Young Socceroos berufen. Aminis Treffer gegen den Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate stellen die Qualifikation für die U-20-Weltmeisterschaft 2011 in Kolumbien sicher. Dort trifft Amini mit Australien ab kommenden Sonntag in der Gruppe C auf Costa Rica, Spanien und Ecuador.

Australiens Gruppe C im Überblick

Auch auf Vereinsebene läuft es für den eigentlich als Perspektivspieler verpflichteten Amini mehr als gut. Unter dem neuen Mariners-Trainer Graham Arnold bringt er es in seiner ersten Saison als Profi auf 23 Einsätze, erzielt einen Treffer und bereitet zwei Tore vor.

Arnold zeigte sich begeistert von Amini, sieht aber auch noch eine Menge Potenzial: "Er entwickelt sich noch. Körperlich und technisch kann er schon viel, aber er muss sich taktisch noch verbessern."

BVB muss Angebot nachbessern

Zu dieser Zeit waren bereits mehrere große Klubs in Europa auf Amini aufmerksam geworden. Diverse Vereine aus der englischen Premier League, aber auch Celtic Glasgow und Borussia Dortmund wurden mit ihm in Verbindung gebracht. Ein erstes Angebot der Borussia lehnten die Mariners-Verantwortlichen jedoch ab.

"Das erste Angebot aus Dortmund über 100.000 Euro schien uns für einen Spieler mit seinem Talent deutlich zu gering", sagte Arnold noch Ende Juni. Schon wenige Tage später besserte der BVB finanziell offenbar nach und der Deal ging über die Bühne. Die Ablösesumme lag bei kolportierten 250.000 Euro.

Amini hat in Dortmund einen Vierjahresvertrag unterschrieben, wurde aber für die kommende Spielzeit direkt wieder an die Mariners ausgeliehen. "Jetzt haben wir einen Deal, der alle Beteiligten zufriedenstellt", zeigte sich Mariners-Präsident Peter Turnbull nach dem Transfer äußerst zufrieden.

Amini: "Das wäre der Wahnsinn"

Amini selbst konnte sein Glück anfangs kaum fassen. Vor 80.000 Zuschauern im Signal Iduna Park zu spielen "wäre der Wahnsinn". Viel wichtiger aber: Amini vergaß auch in diesem Moment nicht, wer ihm diese Chance ermöglicht hatte: "Ich möchte mich bei Peter Turnbull und Graham Arnold dafür bedanken, dass sie an dieser Sache mit Dortmund gearbeitet haben. Aber jetzt will ich noch eine tolle Saison mit den Mariners und eine gute U-20-WM spielen."

U-20-WM: Der komplette Spielplan

Solche Aussagen werden ihm von den Mariners-Anhängern, bei denen er längst Kultstatus genießt, entsprechend gedankt. Die rote Afro-Perücke ist unter den Fans in Australien ein Verkaufsschlager, nachdem der Wechsel bekannt wurde, hatte Amini binnen weniger Stunden hunderte Glückwünsche auf seiner Facebook-Seite.

Aber nicht nur seine sympathische Art und seine etwas exzentrische Frisur kommen bei den Fans gut an. Auch seine Herkunft bringt dem offensiven Mittelfeldspieler eine Menge Sympathien ein.

In Nicaragua ein Idol

"Nicaragua liebt Dich! Hoffentlich kommst Du bald und besuchst Dein Mutterland", schreiben Fans aus Nicaragua auf Aminis Facebook-Seite. Der beantwortet artig fast jeden Kommentar und hat bereits versprochen, dem Herkunftsland seiner Mutter bald einen Besuch abzustatten.

Jeden bei Facebook geäußerten Wunsch seiner Fans wird der mittlerweile 18-Jährige aber wohl nicht erfüllen können. "Schick mit bitte eine Haarlocke, ich liebe deine Frisur. Du wirst sehen, der BVB ist der beste Klub der Welt", schreibt ein begeisterter Dortmund-Anhänger.

Klopp bleibt zurückhaltend

Dass Amini riesiges Potenzial mitbringt, weiß natürlich auch BVB-Coach Jürgen Klopp. "Er kann definitiv Fußball spielen und verfügt über sehr viel Talent". Mit überschwänglichen Lobeshymnen ist Klopp aber aus gutem Grund noch vorsichtig.

Amini wird sich in Deutschland erst noch an das deutlich körperbetontere Spiel gewöhnen müssen. Mit 1,77 Meter Körpergröße und rund 70 Kilo Gewicht ist er noch kein besonders robuster Spieler.

Auch aus diesem Grund scheint Dortmund mit der sofortigen Ausleihe an die Mariners ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Amini kann sich noch ein weiteres Jahr in gewohnter Umgebung auf das Abenteuer Bundesliga vorbereiten und an seinen körperlichen Defiziten arbeiten.

Der zweite Australier in Dortmund

Die Eingewöhnung in Dortmund sollte Amini durch einen weiteren Landsmann im Kader des BVB jedenfalls nicht schwer fallen. Schon vor seinem Probetraining in Dortmund sagte er dem australischen "Telegraph": "Es ist toll, dort mit Mitch Langerak auf einen Landsmann zu treffen." Langerak ist hinter Roman Weidenfeller zweiter Torwart beim BVB und stand schon im Kader der Nationalmannschaft Australiens.

Die Rückendeckung der Mariners ist Amini jedenfalls sicher. "Wir wünschen Musti alles Gute für seine internationale Karriere und wissen trotzdem, dass er sich in den nächsten zwölf Monaten total auf die Central Coast Mariners konzentrieren wird", ließ sein aktueller Arbeitgeber in einer Pressemitteilung verlauten.

Für die Zeit danach kann der Fanshop in Dortmund ja schon mal ein paar rote Afro-Perücken in Auftrag geben.

Mustafa Amini im Steckbrief

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