Primera Division
Von Frank Oschwald
Chance des Spieltags: Jeder Kreisliga-Kicker kennt diese Szenen. Das Tor steht meilenweit offen, der Torwart ist längst geschlagen und man bekommt den Ball von seinem Mitspieler auf dem Tablett serviert. Jetzt nur noch kurz den Ball über die Linie drücken und ab zum Torjubel. Da jedoch die koordinativen Regionen des Gehirns bereits mit dem hampeligen Samba-Tanz an der Eckfahne belagert sind, gibt es meistens kein "kurz über die Linie drücken". Fragen Sie mal Mario Gomez oder Frank Mill. Oder Piotr Trochowski.
Im Spiel Real Sociedad gegen Sevilla läuft die 39. Spielminute. Sevilla führt nach einem Tor durch Jairo (17.) bereits früh und könnte noch vor der Halbzeit für eine Vorentscheidung sorgen. Nach einer schönen Kombination stehen plötzlich Gameiro und Trochowski völlig frei im Strafraum. Statt selbst abzuschließen, legt Gameiro auf den am Elfmeterpunkt stehenden Deutschen quer. 2:0 vor der Halbzeit, erster Auswärtsdreier für Sevilla, läuft. Denkste.
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Troche semmelt die Kugel gut einen Meter links am Tor vorbei, sichert sich somit einen Platz in jedem Jahresrückblick und gesellt sich zu den Spielern Abreu und Cardenosa, den spanischen Versionen von Mill und Gomez. Alles halb so schlimm, hätte Sevilla den Sieg auch so nach Hause geschaukelt. Aber in der zweiten Halbzeit machte Griezmann den Trochowski-Albtraum perfekt. Endstand: 1:1. Kopf hoch, Troche! Jeder Kreisliga-Kicker fühlt mit dir. Und der Pass in die Mitte war auch nicht optimal.
Bad ass des Spieltags: Abgesehen von der Messi-Verletzung ist in Barcelona eigentlich alles wieder dufte. Nach dem Ballbesitz-Drama gegen Rayo dominierte man das Spiel in Almeria in gewohnter Weise (69 Prozent Ballbesitz), tütete recht souverän einen 2:0-Sieg ein und stellte mit sieben Siegen zu Saisonbeginn gar einen neuen Vereinsrekord auf. Victor Valdes scheinen diese Zahlen nicht wirklich zu jucken. Sammeresk versucht der Keeper seine Mitspieler immer wieder wachzurütteln und hebt den Finger. Den Mittelfinger, um genau zu sein.
Adressiert war dieser unter der Woche beim Spiel gegen Real Sociedad (4:1) an Gerard Pique. Die Gründe kennt bislang vermutlich nur Valdes selbst. Doch von Rampage-Valdes damit nicht genug. Bei Almeria gab's die nächste Aktion des Torhüters. In der 90. Minute beim Stande von 2:0 für Barca setzte Valdes einen 20-Meter-Sprint an, um den eingewechselten Xavi weit außerhalb des Strafraums wie einen 17-jährigen Schuljungen zusammenzufalten.
Falls Oli Kahn und Sami Kuffour die Bilder gesehen haben, sie hätten ihre Freude daran gehabt. "Valdes hat mir gesagt, dass ich in die Mauer stehen soll. Aber alles ist in Ordnung, für mich ist er wie ein Bruder", erklärte Xavi nach dem Spiel. Fall geklärt. Die spanische Presse interpretiert indes weiterhin den Mittelfinger.
Und sonst? Weit nach Schließung des Transferfensters hat das Stürmerkarussell bei Getafe noch mal ordentlich Fahrt aufgenommen. Miku, in den letzten Spielen Stürmer Nummer eins, verabschiedete sich mitten in der Saison nach Katar zu Al Gharafa. Dafür wurde kurzfristig der vereinslose Ex-Schalker Ciprian Marica verpflichtet. Die einzige Konstante im Sturm bleibt somit der zuletzt in Ungnade gefallene Adrian Colunga.
Speziell zuletzt kam der Spanier lediglich zu Kurzeinsätzen oder schmorte gar komplette 90 Minuten auf der Bank. Gegen Espanyol Barcelona bekam der Stürmer nach dem ganzen Transfer-Hick-Hack erneut eine Chance - und nutzte sie eiskalt. Zwei Buden machte Colunga beim 2:0-Sieg und tütete somit gegen das Überraschungsteam aus Barcelona den ersten Auswärtsdreier für Getafe ein. Eat this, Ciprian!