Serie A
Von Oliver Birkner
Faust des Spieltags: Mancher nennt Antonio Conte auch den Mourinho Italiens. Das wollte der Juve-Coch vor dem Duell gegen Milan mal deutlich unterstreichen. In Manier des Special One hob er zur Brandrede an: "Unsere Feinde sind überall, denn niemand will, dass wir den dritten Titel in Folge holen. Von jeder Seite wird Juve torpediert, um uns zu destabilisieren." Freilich war manche Kritik an den Turinern seitens der nationalen Presse zuletzt etwas überzogen, die die Himmelsstürmer der vergangenen Saison beinahe als mittelmäßige Würstchen darstellte.
Dennoch ist der lästige Verdacht einer Generalverschwörung ebensolcher Nonsens. Torpediert wurde die Signora beim Erfolg gegen Milan tatsächlich in Person von Philippe Mexes, der Giorgio Chiellini einen ungeahndeten Faustschlag von hinten versetzte (eigentlich Rot und Elfmeter). "Das war ein hartes Tackling wie es tausend Mal in jedem Spiel passiert", kommentierte AC-Trainer Max Allegri. Zum Glück nicht. "Man kann mal in der Hitze einen Fehler begehen, ist mir auch schon passiert. Dann sagt man 'Sorry' und weiter geht's. Doch Mexes fuhr mich noch an, ich soll hier keinen auf Kino machen. Fußball ist etwas Anderes", ereiferte sich Chiellini.
Capitano des Spieltags: Wenn Trapattoni spricht, gibt's mit Sicherheit was zu schmunzeln. Von ihm stammen hunderte Klassiker wie "Man muss Ziegelsteine konstruieren, um solide wie Stahlbeton zu sein" oder "Es liegt reichlich Fleisch auf dem Feuer von unserem Bogen - auch wenn man mit dem Bogen eigentlich Pfeile schießt". Am Sonntag kommentierte Trap dann die Tabellenführung der Roma und warnte: "Rom ist eine fliegende Stadt. Mal ganz hoch, mal ganz tief." Freilich gibt es die Redewendung auf Italienisch, doch la Capitale als fliegende Stadt zu bezeichnen hat was. Momentan fliegt sie nahe der Sonne.
Sieben Startsiege, 20:1 Tore und nach dem 3:0 bei Inter ein überragender Capitano Francesco Totti, der nun 300 Profitreffer in seiner Karriere zählt. Nicht jeder mag ihn, an der Weltklasse gibt es allerdings nichts zu diskutieren. Womöglich könnte die UNESCO erwägen, ob man Totti nicht zum italienischen Weltkulturerbe hinzufügen sollte. Oft verkannt, weil er seit dem Serie-A-Debüt 1993 nie für einen anderen Verein auflief, schaut es prächtig aus, wie der 37-Jährige mit kleinen verzeihbaren Auszeiten Fixpunkt und Herrscher über den Spiel-Rhythmus bleibt. Totti ist die Roma, und die Roma ist Totti. "Wer Fußball lebt und liebt, kann Francesco nur eine Legende nennen - einer der Größten der Geschichte", sagte Trainer Rudi Garcia. Und ein Tifoso jauchzte vor dem San Siro: "Wäre ich gay, würde ich den Capitano heiraten. Ich glaub', wir müssen ihn auf den Mars schicken - hier auf der Erde findet er keinen Rivalen mehr."
Totti selbst blieb wie immer bescheiden: "Legende? Meisterschaft? Wir müssen erst einmal wieder in die Champions League kommen. Im Oktober zu träumen, geht im Mai sehr oft böse aus." Na komm, vor zwölf Jahren holte die Roma den letzten Scudetto, da darf der römische Stadthalter seinen Untertanen ruhig mal einige Wochen träumen erlauben. Oder vielleicht auch eine Gay-Hochzeit.
Und sonst?: Etwas Selbstironie kann nie schaden. So sangen die Napoli-Tifosi am Sonntag jene unappetitlichen Chöre (wie zum Beispiel "Oh Vesuv, wasch' sie mit dem Feuer") gegen Neapolitaner, die den Milan- und Inter-Fans jüngst bereits ein Schließen der Fankurve eingebracht hatten. Die SSC-Tifosi sind für Spaß bekannt. In Shakespeare's Romeo und Julia Behausung Verona, wo der Süden gerne verbal malträtiert wurde, präsentierten sie mal das Spruchband: "Julia ist eine Nutte!" Herrlich.
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