"Seedorf: Du bist raus!"

Von SPOX
Wäre unter Flavio Briatore auf der Abschussliste: Clarence Seedorf
© getty

Flavio Briatore würde Clarence Seedorf am liebsten schon wieder loswerden und Inter liefert die grauenvollste Vorstellung seit Menschengedenken. Neymar verkraftet den Abscheid von Sandro Rosell sichtlich gut, während Sevillas Jairo die Welt nicht mehr versteht. Eine Katze bringt einen englischen Keeper auf den Baum - und seinen Coach auf die Palme.

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Serie A

Von Oliver Birkner

Stille des Spieltags: Waldorf und Statler besaßen auf dem Balkon der Muppet Show zweifelsohne mehr Leben als Erick Thohir und Massimo Moratti am Sonntag auf der Tribüne des San Siro. Der Indonesier hielt sich die Hände vors Jetlag-Gesicht und rutschte immer tiefer in den Sitz, Moratti bekam den Mund aus Perplexität kaum noch zu. Willkommen bei der sprudelnden Inter-Show! Das 0:0 gegen den Tabellen-Letzten Catania, das zuvor übrigens alle zehn Auswärtsreisen bei 6:27 Toren verloren hatte, markierte den sportlichen Tiefpunkt der vergangenen Jahre.

Die Zeitung "Repubblica" schrieb über den erfolglosen Kampf gegen den Feind Ball sarkastisch: "Die erschreckendste Inter-Vorstellung seit Menschengedenken. Thohir dachte sicher, da ist selbst der indonesische Basketball aufregender." Drei Niederlagen, zwei Remis und ein erzieltes Tor im Januar, so schlecht startete Inter in seiner Klubgeschichte noch nie ins neue Jahr. Die Tifosi haben endgültig genug. Letzte Woche unterbanden sie per Sit-in vor dem Hauptquartier den geplanten Tausch Vucinic - Guarin mit der Juve und unterstrichen am Sonntag per Spruchband: "Simple Regel Nummer 1: Verhandle niemals mit Rubentus und Bilan!"

Rubentus setzt sich aus rubare (stehlen) und Juventus zusammen, Bilan erinnert die Stadtcousins daran, dass der AC im Gegensatz zu Inter bereits den Gang in die Serie B antreten musste. Von den rund 35.000 in der halbleeren Scala des Calcio gab es einige Pfiffe, ansonsten Totenstille. "Die meiste Zeit kam ich mir wie bei einer Partie unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor", sagte Inter-Coach Walter Mazzarri. Bald erscheint übrigens dessen Biographie "Das beste kommt noch". Nun ja, es gibt freilich auch ein italienisches Sprichwort, das besagt: "Ich habe den Tiefpunkt erreicht und beginne zu graben". Zur nächsten Partie tritt Inter bei Juventus an.

Boss des Spieltags: Flavio Briatore leitet gerade die zweite Staffel des italienischen Pendants vom amerikanischen "The Apprentice" (unter Donald Trump), jene Reality Show, in der Konkurrenten um eine Anstellung in Briatores Unternehmen kämpfen. Der 63-Jährige lässt sich bescheiden "Boss" nennen (das darf ja eigentlich nur Springsteen), eliminiert in jeder Folge einen Taugenichts mit den Worten "Sei fuori" (Du bist raus) und pflegt anzumerken: "Der Boss hat immer recht, auch wenn er falsch liegt!" Briatore ist auch Milan-Anhänger und twitterte beim AC-Kick in Cagliari: "Dieses 4-2-3-1 versteht kein Mensch. Seedorf: Du bist raus!"

Seedorf ist erst eine Woche Trainer, doch der Boss kennt eben keine Gnade. Briatore liegt bisweilen eben doch falsch, wenn er falsch liegt, denn Milan gelangen in den letzten drei Minuten zwei Treffer zum 2:1-Erfolg. Den Ausgleich markierte Mario Balotelli, der daraufhin mit wiederholten eindeutigen Handbewegungen am Unterleib jubilierte. Ob gegen die Cagliari-Kurve, die ihn pausenlos stimmlich malträtiert hatte, oder gegen den Boss, man weiß es nicht.

Und sonst? Schadenfreude und Verspotten, das kennt auch Gervinho. Der Roma-Stürmer nahm sich diese Woche allerdings mal zur Revanche. Oft als Chancentod belächelt, schoss er Juventus aus dem Pokal, am Sonntag gelangen ihm beim 3:1 in Verona ein Assist und ein Traumtor. Die Hände ließ Gervinho anschließend aber in jugendfreien Zonen.

Zum Abschluss noch ein wenig Gossip. Ein Elfmeterreifes Foul an Miro Klose und die vierte Rote Karte seiner Karriere legten viele italienische Medien Gigi Buffon außerehelicher Spielereien zur Last. Ungemein süße Lächler bei einer Pressekonferenz in Richtung Ilaria D'Amico von Sky interpretierte man als amouröses Gastspiel der beiden Verheirateten. D'Amico startete die Sky Show am Sonntagnachmittag mit: "Ich hatte schon bessere Wochen, aber auch schlechtere." Buffons Frau Alena Seredova zischte, sie bräuchte keinen Anwalt und Gigi kommentierte lakonisch: "Ich bin nicht wegen Klatsch bekannt geworden. Außerdem ist mein Privatleben privat, sonst würde es ja öffentliches Leben heißen." Recht hat er - Gossip: Sei fuori!

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