Domenico Berardi demütigt in Italien die Rossoneri mit einem "Poker" und schickt Massimo Allegri in den Urlaub, während Mauro Icardi bei Inter nur in der Horizontalen überzeugt. In Spanien verteidigt Javier Agguire seine rustikale Rhetorik und Sylvester Stallone glänzt mit seinem Wissen über die Premier League. Dies und mehr von unseren Korrespondenten aus ganz Europa.
Serie A
Von Oliver Birkner
Poker des Spieltags: Vier Treffer nennen die Italiener Poker. Vier Treffer eines Spielers hatte der AC Mailand in der Serie-A-Geschichte noch nie erleiden müssen - bis zum 12. Januar 2014. Sassuolos Domenico Berardi schenkte den Rossoneri zwischen der 15. und 47. einen Poker ein und wurde nach Silvio Piola (1931) zum zweitjüngsten Spieler, dem überhaupt vier Buden in einer Partie in der Ligahistorie gelangen.
19 Jahre, fünf Monate und elf Tage jung - diesen Nachmittag wird er nicht vergessen. Die Partie offerierte ein sprudelndes Spektakel: Zunächst lag Milan 2:0 vorn, dann kam Wirbelwind Berardi, in der Schlussphase scheiterten Honda am Innenpfosten und Giampaolo Pazzini an der Unterkante der Latte. Verdient wäre ein 4:4 auch nicht gewesen, denn zur anonymen AC-Vorstellung gesellte sich (nicht zum ersten Mal in dieser Saison) ein erschreckender "Defensiv-Analphabetismus" ("Gazzetta dello Sport").
In der Tat wirkte die Milan-Abwehr wie unschuldig tollende Fünfjährige, die eher damit kokettierten, sich ungestüm selbst über den Haufen zu rennen. Die eiserne Lady Barbara Berlusconi, kurz Lady B., wetterte: "Es ist inakzeptabel, dass unsere Tifosi solch unerträglichen Leistungen erleben müssen. Die Zeit für eine Veränderung drängt."
Nach der Entlassung von Coach Max Allegri besitzt Filippo Inzaghi die besten Aussichten auf die Interims-Nachfolge. "Superpippo" empfahl sich dann mal gleich, als sein AC-Nachwuchs den Stadtrivalen Inter 2:0 besiegte. Der einzig niedergeschlagene Sassuolo-Vertreter war indes Chef Giorgio Squinzi, Mapei-Besitzer und seit jeher Milan-Fan. "Natürlich halte ich auch in diesem Spiel wie immer zum AC", hatte er vor dem Duell verraten. Ob Berardi nun eine Abmahnung erhält, blieb ungeklärt. Der Youngster könnte Anfang Februar bei Inter im San Siro die Gunst seines Patrons zurückgewinnen. Denn Squinzis größten Fußball-Traum ziert ein Schild in dessen Büro: "Inter 0 - Sassuolo 1".
Ausdauer des Spieltags: Für 13 Millionen Euro als große Sturm-Hoffnung eingekauft, kaum gespielt und beim Training selten gesehen: Inters Mauro Icardi, der vor Monaten für sich als fixer WM-Angriffspartner von Leo Messi stimmte, hat ja auch kaum Zeit. Der 20-jährige Argentinier musste erst einmal Catania-Profi und Landsmann Maxi Lopez die Frau ausspannen.
Besagte Wanda Nara jauchzte nun: "Der Wahnsinn - Mauro und ich hatten in 28 Stunden 15 Mal Sex." Icardi fällt derzeit übrigens erneut mindestens 15 Tage mit Leisten- und Schambeinproblemen aus. Die jetzt freilich brennendste Frage klärten zum Glück vorbildlich recherchierende Medien bei einem Spezialisten auf. Ein römischer Chefarzt bestätigte: "Zwischen Sex und der Verletzung besteht keinerlei Zusammenhang." Gott sei Dank!
Und sonst? Der große Brian Clough sagte einst: "If God had wanted us to play football in the clouds, he'd have put grass up there." Feines Passspiel ist allerdings nicht Jedermanns unumstößliche Direktive. Das Tor des Tages gelang Stürmer Alessandro Florenzi bei Romas Sieg über Genoa per spektakulärem Fallrückzieher, anschließend gestand er: "Ich komme nicht so gut mit dem Schießen klar, wenn der Ball auf dem Rasen ist. Besser die Kugel fliegt hoch in der Luft." Für Florenzi besitzen die Wolken offenbar schon einige grasgrüne Tupfer. Den Ritterschlag gab es von Capitano Francesco Totti: "Nach so einem Tor wäre ich einfach liegen geblieben und hätte meine Karriere beendet." Mit erst 22 hat Florenzi ja noch einige Jährchen vor sich.
Und zum prickelnden Start in die Woche lieferte der legendäre Coach Arrigo Sacchi das Zitat des Monats: "Manche Partien der Serie A ähneln dem Streifen 'Die Faust im Nacken' (On the Waterfront), andere sind wie 'Die feiste Giovanna mit den langen Schenkeln'." Nun darf jeder für sich austüfteln, welche Vorstellung er eher genießen möchte. Buona settimana!
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Premier League
Von Raphael Honigstein
Ausraster des Spieltags: Alle Spitzenteams gewannen ihre Spiele am Wochenende, und sogar Manchester United schaffte beim 2:0 gegen Swansea den ersten Sieg im neuen Jahr. Am meisten Wirbel machte aber eine andere Geschichte. Alan Pardew, der Trainer von Newcastle United, beleidigte sein Gegenüber von Manchester City, Manuel Pellegrini, lautstark als "fucking old cunt".
Die beiden waren nach einem nicht-gegebenen Treffer von Cheick Tiote für Newcastle aneinandergeraten (Pardew ist in dieser Hinsicht "vorbestraft"). Muss das wirklich sein? "Pards" entschuldigte sich später bei dem Chilenen für die etwas unschöne Wortwahl. "Im Eifer des Gefechts kommt sowas schon mal vor, aber ich habe mich entschuldigt und zum Glück hat er die Entschuldigung angenommen", sagte der 52-Jährige. Der acht Jahre ältere Pellegrini nahm es locker. "Es ist nicht wichtig, nichts ist kaputt gegangen, sagte er. Call it: Altersmilde.
Der "Ramos" des Spieltags: Was ist das Gegenteil eines Panenka-Elfers? Richtig, ein "Puncheon". Jason Puncheon, der 27-Jährige Mittelfeldspieler von Crystal Palace donnerte beim 0:2 gegen die Spurs seinen Elfer in unvergleichlicher Art in den grauen Himmel. Doch damit nicht genug.
Als der frühere QPR-Trainer Neil Warnock den Spieler am Montagmorgen im Radio kritisierte ("ich hätte ihn nie im Leben schießen lassen, du brauchst jemanden, der cool bleibt"), schlug Puncheon per Twitter zurück. Mit der Meinung dieses Mannes könne er "nicht leben", schrieb der 27-Jährige und erklärte danach ausführlich, warum. Leider sind die Details für eine Verleumdungsklage geeignet, deswegen hier nur soviel: Warnock, unter dem Puncheon für eine kurze Zeit gespielt hatte, sei eher selten beim Training gewesen und habe nicht immer nach sportlichen Kriterien aufgestellt, schrieb Puncheon. Nun darf man gespannt sein, ob Warnock ihn verklagt oder lieber Gras über die Sache wachsen lässt.
Und sonst? Sylvester Stallone und Robert De Niro sind tolle Schauspieler - zumindest einer von beiden - aber Fußballfachverstand konnten die Hollywood-Größen am Wochenende nicht so wirklich gut vortäuschen. In einem Werbeinterview für ihren neuen Film "Grudge Match" mit der "BBC" sollten sie die Ergebnisse des Premier-League-Wochenendes tippen.
Bei der Partie Everton - Norwich lehnte sich Sly ein wenig aus dem Fenster. "Everton hat das in der Tasche. 17:0", prophezeite er sehr selbstsicher. "Oder ist das zuviel?" Ein bisschen, aber die Tendenz war richtig. Endstand 2:0. Toll war auch die Anmoderation von Danny Kelly auf "Talksport". "Jetzt kommt gleich eine Hommage an den unsterblichen Eusebio", sagte der Moderator, überlegte es sich dann aber nach kurzer Bedenkzeit anders. "Okay, wenn er wirklich unsterblich wäre, würden wir das natürlich jetzt nicht machen."
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Primera Division
Von Ben Barthmann
Trainer des Spieltags: 19 Spiele, 11 Punkte und der letzte Liga-Sieg datiert vom 29. September. Es könnte sicher besser laufen bei Real Betis, es könnte sicher aber auch schlechter - nun gut, eigentlich kann es gar nicht schlechter laufen. Da kann man als Trainer natürlich mal so richtig durchgreifen. Die Aufstellung verändern, die Taktik ändern. Oder man macht es wie Juan Carlos Garrido und lässt seine Spieler nach einer 1:2-Niederlage im eigenen Stadion gegen CA Osasuna im Mittelkreis zusammenkommen, um sich die zahlreichen Beschimpfungen der inzwischen eher weniger zahlreichen Fans anzuhören. Dass bei dem einen oder anderen Spieler die Tränen flossen? Geschenkt, schoss sich der erst im Dezember neu verpflichtete Garrido doch ein lupenreines Eigentor. Die aufgebrachte Menge wollte nicht etwa die Spieler beleidigen, sondern sang genussvoll: "Garrido verpiss dich!"
Telefon des Spieltags: Javier Aguirre mag ja manchmal recht sympathisch sein. Beispielsweise wenn er in einem schalldichten Raum drei Meter unter der Erde in eine Matratze flucht. Auf dem Platz ist er dann mehr so, na ja, unsympathisch möchte man schon fast sagen. Beim Spiel gegen CA Osasuna am vergangenen Spieltag legte er sich mit dem Schiedsrichter an: "Du Hurensohn, das war eine gelbe Karte!"
Allerdings reichte dem Argentinier der Ausschluss von einem Spiel wohl nicht, legte er doch auf der Pressekonferenz anschließend gleich nach: "Das sind Dinge, die ich im Spiel zehn oder 15 Mal sage. 'Hurensohn, verdammte Scheiße, ich ficke deine Mutter', man müsste mich in 164 von 364 Partien vom Platz schmeißen."
Die Folge: Aguirre saß gegen Real Madrid auf der Tribüne, Co-Trainer Alfredo Tena wurde mit einem Telefon ausgestattet. Die 0:1-Niederlage ließ sich dennoch nicht verhindern, auch wenn man fleißig telefonierte. Sagen wir es mal mit den Worten von Aguirre: "Super Arbeit. Ihr Hurensöhne!" Kein Wunder, dass Tena relativ schnell wieder auflegte.
Die Virtuosen des Spieltags: Ganz Spanien erstarrte im Vorfeld auf die Partie zwischen Atletico Madrid und dem FC Barcelona. Erster gegen Zweiter, Hinrundenmeisterschaft, ja vielleicht schon die Vorentscheidung in der Meisterschaft - nahezu alles stand auf dem Spiel. Ob die Spieler schon geahnt hatten, dass es ohnehin wieder ein Unentschieden wird? Man darf es annehmen, endeten doch bereits die letzten Aufeinandertreffen 1:1 und 0:0. Da kann man sich dann auch mal anders beschäftigen. Neymar bewies sein, als Brasilianer wohl angeborenes, musikalisches Talent, in dem er mal ganz frei Alicia Keys auf dem Klavier interpretierte und nebenbei auch noch sang, Lionel Messi düste mit lebensgefährlicher Geschwindigkeit über seine Terrasse. Gerardo Martino reagierte, beide saßen auf der Bank. Nun gut, wohl nicht deshalb, schließlich durfte auch Gerard Pique die Füße hochlegen, stand aber doch in der Startaufstellung.
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