Genie und Wahnsinn

Andreas Königl
11. November 201415:24
Luis Suarez, James Rodriguez und Angel di Maria kosteten ihre Vereine über 235 Millionen Eurogetty
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Sie kosteten vor der Saison über 500 Millionen Euro und schürten hohe Erwartungen bei ihren neuen Klubs. Mittlerweile ist über die Hälfte der Hinrunde vorbei und SPOX gibt einen Überblick über bisher Geleistete der zehn teuersten Sommertransfers 2014/15. Wer hinkt noch etwas hinterher und wer ist sein Geld wert?

Luis Suarez

(81 Mio. Euro | FC Liverpool -> FC Barcelona | 4 Spiele - 0 Tore, 3 Assists)

Zwischen Genie und Wahnsinn gibt es oft keinen großen Unterschied - auch bei Suarez nicht. Auf der einen Seite spult er seine Leistung wie ein Schweizer Uhrwerk herunter, aber im Gegensatz zur Perfektion eines Chronographen scheint ein kleines Zahnrädchen hin und wieder doch einen Aussetzer zu haben.

Die jüngste Biss-Folge war eine Sperre von vier Monaten, weshalb der Nationalspieler aus Uruguay erst im Clasico gegen Real Madrid sein erstes Pflichtspiel für die Katalanen bestritt.

Dort legte er direkt nach vier Minuten den ersten Treffer für Neymar auf, tauchte aber in der Folge komplett ab. Dem 27-Jährigen war die fehlende Spielpraxis noch deutlich anzumerken, nicht einen einzigen Torschuss gab er ab.

Auch wenn das Topspiel gegen Real Madrid nicht unbedingt als Maßstab zu werten ist, wird es noch ein bisschen dauern, bis Suarez voll und ganz in das offensive Spiel mit Neymar und Lionel Messi integriert ist. Bisher wusste er nur mit Vorlagen auf sich aufmerksam zu machen, aber dass er ein Spitzenstürmer ist, hat er bei Liverpool schon zu Genüge bewiesen - auch wenn er sich in Barcelona mehr anpassen müssen wird.

James Rodriguez

(80 Mio. Euro | AS Monaco -> Real Madrid | 19 Spiele - 6 Tore, 6 Assists)

Der Kolumbianer war als WM-Torschützenkönig heiß begehrt, wobei Real Madrid letztendlich den Zuschlag bekam. Es wird überliefert, dass Angel di Maria seinen Platz für den Neuankömmling räumen musste - für viele ein unverständlicher, aber dem WM-Prestige geschuldeter Transfer der Königlichen.

"Ich weiß nicht, wo James spielt. Aber er hat eine gute Weltmeisterschaft gezeigt und wollte hierher kommen", war die dazu passende Aussage von Real-Präsident Florentino Perez.

Unter Carlo Ancelotti hat er seinen Platz aber gefunden, wobei der 23-Jährige zumeist auf der rechten bzw. halb-rechten Seite agiert und von Beginn an zum Stammpersonal zählt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fügt sich der offensive Allrounder immer besser in die Mannschaft ein und eine durchschnittliche Passquote von über 87 Prozent ist ebenso beindruckend, wie 51 Prozent gewonnene Zweikämpfe.

Im offensiv ausgerichteten Star-Ballett ist es ohnehin nicht schwer zu glänzen, wobei auch sein Trainer von ihm vollends überzeugt zu sein scheint und ihn als wichtiges Puzzleteil für die perfekte Angriffsmaschinerie sieht: "Sein Können liegt in den Füßen. Wir brauchen diese Qualität für die finalen Pässe."

Angel di Maria

(75 Mio. Euro | Real Madrid -> Manchester United | 10 Spiele - 3 Tore, 5 Assists)

Spielte ein bärenstarkes Champions-League-Finale für Real Madrid und wusste auch bei der WM auf sich aufmerksam zu machen - dennoch war beim spanischen Renommierklub kein Platz mehr für den Argentinier. Nachdem ein Wechsel zum AS Monaco am Geld gescheitert war, landete Di Maria schließlich beim kriselnden Manchester United.

Und der Flügelflitzer startete trotz Systemumstellung bei den Red Devils direkt voll durch, übernahm Verantwortung und zeichnet sich auch für die Standards aus. Drei Tore und fünf Vorlagen in den ersten neun Premier-League-Spielen sprechen eine deutliche Sprache. "Ich fühle mich immer entspannter und gefestigter. Ich habe ein Haus hier und meine Familie ist glücklich", zeigt sich auch Di Maria selbst zufrieden.

Die Fans lieben ihren neuen Star und der bedankt sich mit Leistung. "Bei jeder Ecke, bei jedem Freistoß, ja sogar während des Spiels - immer, wenn ich den Ball habe, spüre ich, dass die Leute vollständig hinter mir stehen. Ich hoffe, dass alles gut läuft und ich noch viele Jahre hier bleiben kann", sagte der Argentinier kürzlich.

Diese Aussagen und den starken Auftakt gilt es nun nachhaltig zu bestätigen, denn die Ablösesumme hat es zweifelsohne in sich - die Voraussetzungen stimmen jedenfalls und mit 26 Jahren ist er im besten Alter.

David Luiz

(49,5 Mio. Euro | FC Chelsea -> Paris Saint-Germain | 12 Spiele - 1 Tor)

Der brasilianische Innenverteidiger avancierte vor der Saison zum teuersten Abwehrspieler aller Zeiten - trotz zahlreicher anderer Interessenten machte letztendlich PSG das Rennen. "Mir haben die Vorstellungen von PSG gefallen und ich glaube, es war genau der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel", so Luiz, der seinen Vertrag bei Chelsea auch verlängern hätte können.

Neben einer neuen Herausforderung dürfte auch Kumpel, Landsmann und Nationalmannschaftskollege Thiago Silva ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidungsfindung gewesen sein, wobei der bis vor kurzem mit einem Muskelfaserriss außer Gefecht gesetzt war.

Der 27-Jährige hat sich trotz wechselnder Partner zu einer festen Größe in der Abwehrzentrale entwickelt - die defensiv relevanten Leistungsdaten sprechen für sich, womit er einen maßgeblichen Anteil hat, dass Paris mit acht Gegentoren bislang auch die beste Defensive der Ligue 1 stellt. Zwar machte er während seiner Chelsea-Zeit immer mal wieder mit dem ein oder anderen Aussetzer auf sich aufmerksam - aber: Nobody's perfect!

Inwiefern der Wert eines Verteidigers generiert wird, ist schwer zu beurteilen - die Nachfrage an Luiz im Sommer war jedenfalls groß, auch wenn er im Moment sicherlich nicht der beste Innenverteidiger der Welt ist. Geld spielt bei Scheich Nasser Al-Khelaifi aber ohnehin keine Rolle, was am Ende auch die Ablösesumme erklärt.

Eliaquim Mangala

(40 Mio. Euro | FC Porto -> Manchester City | 8 Spiele - 0 Tore, 1 Assist)

Mit 40 Millionen Euro legten die Citizens für den Franzosen einen ordentlichen Batzen Geld auf den Tisch, wobei die Verantwortlichen selbst immer wieder bekräftigen, das Mangala als eine Investition für die Zukunft zu sehen ist.

Dementsprechend unglücklich und holprig verlief dann auch der Start im Etihad nach der WM - zunächst verletzt, dann hinter Martin Demichelis und Vincent Kompany nur dritte Wahl und im zweiten Spiel direkt mit dem Eigentor gegen Hull City. Dazu kommt, dass der Defensivverbund der Sky Blues in dieser Saison bislang ohnehin nicht den souveränsten Eindruck macht.

Aber der 23-Jährige hat in Porto bereits bewiesen, dass er ein ganz Großer werden kann und in den letzten Partien auch schon besser Fuß gefasst. "Er hat alle mentalen, physischen, technischen und taktischen Eigenschaften, um einer der besten Verteidiger Europas zu werden", so sein Trainer Manuel Pellegrini.

Insgesamt besticht er mit einem herausragendem Kopfballspiel und einer körperlichen Spielweise, die wie maßgeschneidert für die Insel erscheint. Allerdings ist auch noch viel Luft nach oben, gerade was die Schnelligkeit anbelangt. Mangala ist ein Rohdiamant, der noch fertig geschliffen werden muss. Dann steht einer glorreichen Karriere nichts mehr im Wege.

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Diego Costa

(38 Mio. Euro | Atletico Madrid -> FC Chelsea | 12 Spiele - 10 Tore)

Mit seinen Toren führte der Spanier Atletico letzte Saison zur Meisterschaft und bis in das Finale der Champions League. Jose Mourinho holte ihn daraufhin zu Chelsea, wo er mit Fernando Torres einen ehemaligen Stürmerstar der Iberer beerben sollte.

Nicht wenige prophezeiten dem gebürtigen Brasilianer jedoch ein ähnliches Schicksal wie Torres oder beispielsweise Andrij Schewtschenko - große Vorschusslorbeeren, unterdurchschnittliche Leistung.

Doch der 26-Jährige passt mit seiner robusten Spielweise perfekt in die Premier League und in das Anforderungsprofil von Mourinho an einen klassischen Mittelstürmer. Zudem weiß Costa wo das Tor steht, wobei über 81 Prozent seiner Schüsse direkt auf den Kasten gehen.

Zehn Tore in den ersten neun Premier-League-Spielen unterstreichen dies, ein würdiger Nachfolger für Vereinslegende Didier Drogba scheint gefunden. Dies sieht auch sein Coach so: "Ja, Diego hat gezeigt, dass er dasselbe Karriereprofil erfüllen kann." Zuletzt hatte der spanische Nationalspieler aber mit der enormen Belastung zu kämpfen - es gilt also, sich die Kräfte dosiert einzuteilen.

Im Vergleich zum überteuerten Stürmermarkt ist Costa mit 38 Millionen vergleichsweise günstig gewesen, wobei Drogba bei seinem Wechsel 2004 nach London nahezu die gleiche Summe kostete.

Alexis Sanchez

(37,8 Mio. Euro | FC Barcelona -> FC Arsenal | 18 Spiele - 12 Tore, 3 Assists)

Warum man den Chilenen in Barcelona loswerden wollte, verstanden viele Fans nicht - letztendlich musste er aber wohl den Platz für Suarez im Angriff räumen. Ein Transfer, der sich für Barcelona bislang noch nicht ausgezahlt hat - wohl aber für die Gunners.

Wenngleich der Flügelflitzer zu Beginn seine Startschwierigkeiten unter und mit Trainer Arsene Wenger hatte, so trifft er regelmäßig und hat Arsenal mit seinen Toren schon den ein oder anderen wichtigen Punkt gerettet.

SPOXFür einen Spieler, der in der abgelaufenen Saison in Spanien in 34 Partien an 31 Toren direkt beteiligt war, wurden in der Vergangenheit schon andere Preise aufgerufen - dennoch ist die Ablösesumme nicht ohne.

Mittlerweile bestätigte der 25-Jährige allerdings seine Klasse, zehn Scorerpunkte in zehn Premier -League-Spielen sind eine ordentliche Quote.

Bringt ihm Wenger auch noch ein Auge für die Defensive bei und stellt Sanchez seine hin- und wieder aufkeimende Eigensinnigkeit ab, so dürfte man in London noch lange viel Freude mit ihm haben.

Luke Shaw

(37,5 Mio. Euro | FC Southampton -> Manchester United | 6 Spiele - 0 Tore)

Die Transfersummen von jungen und talentierten englischen Spielern schießen im Mutterland des Fußballs gerne mal über den international marktüblichen Preis hinaus - und nicht selten entpuppte sich der vermeintliche Heilsbringer für die Zukunft als Flop.

Man erinnere sich beispielsweise an Andy Carroll, der Liverpool für die aberwitzige Ablöse von 41 Millionen Euro in 58 Spielen gerade einmal elf Tore schenkte und zweieinhalb Jahre später mit einem finanziellen Verlust von über 20 Millionen Euro zu West Ham United abgeschoben wurde.

Wenngleich die Aufgaben des Linksverteidigers andere sind, so gilt er für viele als der nächste Gareth Bale. Die Parallelen sind verblüffend - beide stammen aus der Jugend des FC Southampton und pflegen wenig überraschend einen ähnlichen Spielstil. Dabei wirkt Shaw mit seinen gerade mal 19 Jahren relativ abgeklärt, der Fokus liegt im Vergleich zum Real-Star trotzdem mehr auf der Defensive.

Die Risiken und Nebenwirkungen eines solchen Transfers liegen klar auf der Hand, wobei Shaw nach anfänglichen Verletzungsproblemen in sämtlichen Bereichen noch Luft nach oben in Manchester hat - wenngleich seine Leistung Derby gegen City der Schritt in die richtige Richtung gewesen sein könnte. Bleibt er mit der richtigen Einstellung auf dem Boden und fällt nicht durch Sex-Geschichten wie die mit Playboy-Bunny Carla Howe auf, kann er durchaus ein Großer werden.

Mit Louis van Gaal, unter dem schon der ein oder andere Nachwuchsmann zum Weltstar gereift ist, hat er immerhin den perfekten Trainer an der Seite. Gute Linksverteidiger sind rar, nichtsdestotrotz wird es noch eine Entwicklung brauchen, bis er die Ablösesumme durch Leistung zurückgezahlt hat.

Ander Herrera

(36 Mio. Euro | Athletic Bilbao -> Manchester United | 5 Spiele - 2 Tore, 1 Assist)

Bilbao wurde in der Vergangenheit immer wieder als knallharter Verhandlungspartner bekannt, man erinnere sich beispielsweise an Javi Martinez oder Fernando Llorente. Nicht anders war es bei Herrera, der nach einem einjährigen Hin und Her schließlich doch bei United landete.

Die Red Devils befinden sich im Umbruch und waren nach dem Karriereende von Paul Scholes händeringend auf der Suche nach einem Spieler, welcher die perfekte Symbiose aus Offensive und Defensive verkörpert. So einer scheint mit dem Spanier nun gefunden, auch wenn der 25-Jährige nicht so im Mittelpunkt steht, wie die spektakulären Offensivstars.

SPOXHerrera entwickelte sich trotz Verletzungsproblemen von Beginn an zu einem wichtigen Bestandteil in der Mittelfeldzentrale der Mannschaft von Van Gaal und besticht einerseits mit seiner Ruhe und guten Technik am Ball, sowie andererseits mit einer guten Übersicht und einem Gespür für die richtigen Entscheidungen.

Die Fußstapfen von Klub-Legenden wie Scholes oder Bryan "Captain Marvel" Robson sind groß, aber gelingt es Herrera seine anfängliche Form zu konservieren, so könnte sich der von vielen Außenstehenden eher kritisch beäugte Transfer als das gefundene letzte Puzzlestück voll und ganz auszahlen. Am Spanier soll es zumindest nicht scheitern, der bei seinem Wechsel auch noch meinte: "Ich hoffe, eines Tages so gut wie Paul Scholes zu sein."

Romelu Lukaku

(35,4 Mio. Euro | FC Chelsea -> FC Everton | 16 Spiele - 4 Tore, 1 Assist)

Der Belgier wurde vor der Saison offiziell fest verpflichtet, nachdem er schon letzte Spielzeit von Chelsea ausgeliehen war und in 31 Ligaspielen 15 Treffer und acht Vorlagen für die Toffees beisteuerte. Diese Quote war dem Klub aus Liverpool nahezu 36 Millionen Euro wert, den Stürmer bis 2019 fest an sich zu binden, wobei unter anderem der VfL Wolfsburg in die Röhre schaute.

Verständlich, dass man auf Lukaku folglich große Stücke hält: "Er ist eine echte Nummer neun, die körperlich und physisch stark ist, aber Romelu bringt auch technische Stärke mit. Ich will, dass er den Fußball genießt und sein Potential voll ausschöpft. Dann kann er Großes erreichen", sagte sein Trainer Roberto Martinez.

In der aktuellen Saison bringt es der 21-Jährige auf vier Treffer und eine Vorlage in zehn Ligaspielen, womit er zusammen mit Steven Naismith bester Torschütze seiner Mannschaft ist. Die hohe Belastung mit der Weltmeisterschaft in Brasilien macht sich bei ihm aber bemerkbar, wobei er trotz seines noch jungen Alters fast schon ein alter Hase im Geschäft ist.

Dabei hat er in den letzten beiden Jahren in der Premier League bewiesen, dass er absolut mithalten kann. Diese Leistungen gilt es nun, nachhaltig zu bestätigen und abzurufen - um nicht als ewiges Talent verschrien zu werden. Das Potential ist zweifelsohne vorhanden, dennoch ist auch noch viel Luft nach oben.

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