In Italien feiert man Little Big Dustin Hoffman und hat wohl einen Job für Jens Keller. Die Premier League sieht eine öffentliche Fast-Enthauptung und CR7 wird angeschossen. David Moyes lernt seine Spieler kennen.
Serie A
Von Oliver Birkner
Little Big Dustin Hoffman des Spieltags: Man könnte jetzt vermuten, dass es eine trächtige Pracht Prügel für den Filius setzte. Luca Antonelli köpfte den CFC Genua zum 1:0-Sieg über Milan - Luca ist Sohn von Roberto, der bei den Mailändern eine Menge mitmachte. Er feierte dort den historischen zehnten Scudetto der Klubgeschichte, ging mit dem AC in die Serie B und verhalf als Toptorjäger zum sofortigen Wiederaufstieg. Alle nannten ihn Dustin, weil er Schauspieler Hoffman verblüffend ähnelt. Der Little Big Man schien Milan mit seinem Treffer zum 3:2 bei Cesena am letzten Spieltag 1982 vor einem erneuten Fall in die Zweitklassigkeit gerettet zu haben. Auf den Rängen begann eine spontane Freudenfeier der Milanisti.
In Neapel waren aber zeitgleich noch 120 Sekunden zu spielen. Da wollte SSC-Torwart Luciano Castellini abwerfen und schleuderte die Kugel akrobatisch und Hoyzer-verdächtig hinter die eigene Torauslinie. Ecke für den direkten Abstiegskonkurrenten CFC Genua, Kopfballvorlage, Mario Faccenda drückte zum 2:2 über die Linie und die Festivitäten der Milanisti konnten eingestellt werden. Der zweite Abstieg war besiegelt. Auf und ab, damit wird Dustin in Milan-Kreisen stets in Verbindung gebracht. Jetzt wohl auch sein Sohn Luca. "Mein anderer Sohn ist Genoa-Ultra, also kann ich nicht allzu sauer sein", kommentierte Dustin. "Und zum Glück wird Milan durch die Niederlage ja sicher nicht absteigen." Wenigstens eine Sicherheit in der einstig kunterbunten AC-Villa brillanter Träume.
Erdöl des Spieltags: 14 Spiele, zwölf Niederlagen, 34 Gegentore - Parma ist derzeit der womöglich schlechteste Erstligist der Galaxie. Doch jetzt kommen die Retter aus dem Südosten. Petrodollar eines russisch-zyprischen Konsortiums kauften den Klub aus der Emilia für sieben Millionen Euro und übernahmen damit freilich auch die Steuer- und Gehaltsschulden von über 20 Millionen Euro, die seit Juni ausstehen. Zum Dessert gab es weitere 20 Millionen Verbindlichkeiten. Wer genau dahintersteckt, soll in dieser Woche bekannt werden. Auch ein Gazprom-Aktionär ist angeblich mit im Spiel. Womöglich findet Jens Keller demnächst also eine neue Anstellung.
Und sonst? Atalanta lag zur Pause des Kellerduells gegen Cesena 1:2 hinten und im Netz verbreitete sich die virale Nachricht, Bergamo-Coach Stefano Colantuono wäre vom Präsidenten in der Kabine entlassen worden. "Der Präsident schafft es nicht mal kurz vor dem Anpfiff in die Kabine, geschweige denn in der Halbzeit. Die Welt wird immer mehr zu einem beschissenen Dschungel-Camp von Halbwahrheiten. Einfach zum Kotzen", zürnte Colantuono. Sprach's und gewann am Ende 3:2. Ein notarisch verbürgtes Ergebnis übrigens.
Serie A: Jobaussichten für Jens Keller und Little Big Dustin Hoffman
Premier League: Wrestle it like Wiese und eine Flut an Gelben Karten
Primera Division: Hattrick-Manie und irre spanisch Skills aus dem Hause Moyes
Premier League
Von Frank Oschwald
Tim Wiese des Spieltags: Ob die Ausbilder bei den Glasgow Rangers den Nachwuchs mit einer Axt in den Wald schicken oder rohes Fleisch essen lassen, ist nicht bekannt. Man weiß jedoch, dass sie dort oben im hohen Norden echte Kerle züchten. Charlie Adam zum Beispiel. Der Schotte ging im zarten Alter von 18 Jahren zum altehrwürdigen Klub und bekam bis 2009 die Grundtugenden des Fußballs in die Stollenschuhe geprügelt. Dass der inzwischen 28-Jährige nun beim - gelinde ausgedrückt - Metzgerklub Stoke City spielt, überrascht da eigentlich wenig. Im Spiel gegen Arsenal überkam den alten Recken die Liebe zur alten Heimat mal wieder. Da Gegenspieler Sanchez den Ball an der Auslinie gut abschirmte und dieser Wicht die Kugel nicht hergeben wollte, bediente sich der Schotte in der Holzer-Trickkiste: Er griff von beiden Seiten über die Schulter ans Kinn des bulligen Chilenen und würgte ihn.
Obwohl sich der Ball längst mehrere Meter von Sanchez' Fuß verabschiedet hatte, dachte Adam gar nicht daran, den WWE-Würgegriff zu lösen. Sanchez sah das Licht, ging nicht hinein und befreite sich in letzter Sekunde mit einer geschickten Körperdrehung. Während Tim Wiese sich Aufzeichnungen für seinen Finisher machte, bekam Adam nur Gelb. Wie er das anstellte, weiß bis heute niemand. Lustiger als die Szene an sich, ist aber eigentlich die herrliche Reaktion der Fans, die im Video zu sehen ist. Diese wussten teilweise nämlich gar nicht so wirklich, ob sie es amüsant finden sollen oder gerade Teil einer öffentlichen Enthauptung sind. Gareth Barry wird für die Gelbe Karte dennoch nur ein müdes Lächeln übrig haben. Der Everton-Spieler schob kurz seine Stutzen nach unten, zupfte die Schienbeinschoner zurecht und holte sich am Wochenende die 99. Gelbe Karte in der Liga ab. Das ist, man mag es kaum glauben, Rekord in der Premier-League-Geschichte.
I love you des Spieltags: Hier eine Auflistung der Thesen, die noch gewagter sind als die, dass Leicester-Coach Nigel Pearson bald der Liebling der eigenen Fan-Massen wird: 1) Arsene Wenger wird zum Liebling der eigenen Fan-Massen. 2) Der dritte Mond des Asteroiden Ida schlägt am Samstag um 16 Uhr im Mittelkreis des King Power Stadiums ein. Das war's, wildere Thesen gibt's eigentlich nicht. Denn zuletzt geriet der Coach mit den eigenen Fans ständig in Konflikt. Immer wieder beklagte sich Pearson, dass sie doch verdammt noch mal das eigene Team anfeuern sollen, statt zu pfeifen. "Wenn sie kommen, um uns zuzuschauen und letztlich nur pfeifen, können sie auch gleich zu Hause bleiben. Wir brauchen den Support", so der Leicester-Coach. Aussagen, die bei den eigenen Fans natürlich mittel bis nicht gut ankamen. Man lasse sich doch nicht den Mund verbieten, heißt es aus Fankreisen.
Das Fass zum Überlaufen brachte allerdings erst eine Aktion im Heimspiel gegen Liverpool. Bei der knappen Pleite fuchtelte Pearson gerade wieder wild an der Außenlinie herum und ging seinem Job nach. Als eine Stimme von hinten (vermutlich) etwas Böses über den Trainer schrie, tickte dieser aus und stauchte den Fan zusammen. Da das Originalzitat hier aus Gründen des Kinderschutzes nicht abgedruckt werden kann, entschärfen wir die Aussagen und geben diese vor allem inhaltlich richtig wieder: "Sehr geehrter Herr Fan, wenn Sie nun bitte nach Hause gehen würden, um mit sich selbst Geschlechtsverkehr zu haben, wäre ich Ihnen sehr verbunden. Bitte sorgen Sie anschießend dafür, dass ihr Herz langsam aufhört zu schlagen." Anmerkung: Das Originalzitat ist etwas kürzer.
Anything else? Man mag es nicht für möglich halten, doch wir schaffen es tatsächlich diesmal, zwei Punkte mit Leicester vollzupflastern - ein Klub, in manchen Augen so trist wie ein schlecht gelaunter Emo. Doch unter der Woche machte auch der Besitzer des Klubs "Strg + v", oh, "Strg + v", MENSCH!, Vichai Srivaddhanaprabha, Yes!, auf sich aufmerksam. Er gab Tipps, wie man nach dem Spiel am besten den Weg nach Hause antritt, ohne dabei zu sehr in den Verkehr zu kommen. Weit nach Abpfiff trabte der Milliardär gen Mittelkreis, wo sein Helikopter bereit stand. Mit diesem zuckelte er aus dem Stadion nach Hause. Eat this, Leicesterscher Verkehrsverbund!!
Serie A: Jobaussichten für Jens Keller und Little Big Dustin Hoffman
Premier League: Wrestle it like Wiese und eine Flut an Gelben Karten
Primera Division: Hattrick-Manie und irre spanisch Skills aus dem Hause Moyes
Primera Division
Von Frank Oschwald
Jubilare des Spieltags: Es war längst überfällig, dass der Rekord irgendwann fallen wird. Sehnsüchtig wurde von Seiten der Fans auf diese eine Marke gewartet, bis sie am Wochenende endlich fiel. Und auch wenn die Synapsen bei den meisten spanischen Fußball-Anhängern an dieser Stelle bereits elektrische Impulse eines Großstadt-Kraftwerks auf die Reise geschickt haben und diese sich nur noch kurz vor Schluss entscheiden müssen, ob sie die Messi- oder die Ronaldo-Ausfahrt nehmen sollen, denen sei bei der Errichtung einer neuen Verbindung geholfen. Denn mit einem fürchterlich schnöden Tor zum 1:4 von Real Betis in der Copa gegen Almeria trug sich Ruben Castro in die Geschichtsbücher des Klubs ein. Der nicht mal 1,70 Meter große Spanier erzielte seit 2010 saftige 95 Tore und ist damit erfolgreichster Torschütze der Vereinsgeschichte.
Den Impulsen, die am Autobahnkreuz Messi-Ronaldo weiterhin im Stau stehen, sei natürlich auch gesagt, dass sowohl der Argentinier als auch der Portugiese wieder zugeschlagen haben. Allerdings sind die Zahlen so absurd, dass sie hier nur grob wiedergegeben werden können. Messi erzielte seinen vierten Hattrick im dritten Spiel, oder so. CR7 erzielte grob seinen 9182 Hattrick. Während ihm jedoch Barca-Fans vorwerfen, davon 9181 nur mit Hilfe eines Elfmeters hinbekommen zu haben, machte der Portugiese auch mit einer wilden Flugeinlage im Strafraum auf sich aufmerksam. Einen leichten Trikotzupfer an der Strafraumkante interpretierte Ronaldo als Schuss in den Rücken mit einer Kleinkaliber-Knarre. Immer diese Fehlinterpretationen... kann ja jedem mal passieren. Für alle, die die Szene nicht gesehen haben, Leeds-Spieler Adryan hat die Szene grob noch mal nachgestellt.
Muttersprachler des Spieltags: Es wird noch etwas dauern, bis David Moyes sich in Spanien so richtig eingelebt hat. Denn irgendwie wird man das Gefühl nicht los, die Entscheidung, Real Sociedad zu übernehmen, kam etwas sehr aus dem Bauch heraus. Ja, manch böse Stimme meine sogar, der Schotte passe mit seiner Art nicht nach Spanien. Doch Moyes gibt alles, um sich möglichst schnell an die Gepflogenheiten auf der iberischen Halbinsel anzupassen. Sollte er in den nächsten Wochen folgende Grundregeln beachten, werden sie ihn spätestens im Frühling auf Händen durch die Stierkampf-Arenen tragen. Regel 1: Kenne die Namen deiner Spieler. Noch vor zwei Wochen brüllte der Schotte immer wieder "STEFANO!!!" von der Seitenlinie ins Feld. Doof nur, dass es im gesamten Umfeld des Klubs keinen Stefano gibt, sondern vielmehr Spielmacher Esteban Granero gemeint war. Auch den Namen von Chory Castro musste Moyes zunächst mit seinem Assistenzcoach abklären, bevor er schreien konnte.
Regel 2: Prahle nie mit kranken Spanisch-Skills. Im Vorfeld der Partie wurde Moyes auf der PK nach Spielern der 2. Mannschaft gefragt. Ob einer denn eine Chance habe? Moyes antwortete im schottischsten Englisch, nur um bei der entscheidenden Stelle, der ganzen Chose einen iberischen Touch zu geben. Er kenne einige der Spieler, meinte der Schotte stolz und überlegte dann sichtlich. Zwei "Äh's" später legte er los: "Dos, tres, cuatro times" haben sie bereits mittrainiert. David, wir ziehen unseren Hut. Innerhalb von wenigen Wochen die spanische Sprache bis zur Perfektion gelernt. Chapeau! Äh. Sombrero!
Algo mas? Zudem ereigneten sich Dinge am Wochenende, die auf der Wahrscheinlichkeits-Skala sehr, sehr, sehr südlich angesiedelt sind. Aufsteiger Cordoba feierte in (!) Bilbao den ersten Sieg der Saison. Da Cordoba seit Jahren nicht mehr im Oberhaus zugange war, ist das der erste Sieg in La Liga seit 42 Jahren. Auch Atletico erschüttert die spanische Fußballwelt. Gewinnen die Colchoneros, mit 19 Toren nach ruhenden Bällen weit führend, gegen Elche, mit 12 kassierten Toren nach Standards der VfB Stuttgart der spanischen Liga, doch tatsächlich ohne eine solche Kiste.
Serie A: Jobaussichten für Jens Keller und Little Big Dustin Hoffman
Premier League: Wrestle it like Wiese und eine Flut an Gelben Karten
Primera Division: Hattrick-Manie und irre spanisch Skills aus dem Hause Moyes