Beim Afrika Cup 2015 gelten die üblichen Verdächtigen als Favoriten. Doch auch ein vermeintlicher Außenseiter darf sich berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen. SPOX stellt die Favoriten des Wettbewerbs vor.
Senegal
Erwartungen: Seit Jahren steckt der Senegal in einer tiefen Misere. Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea 2002 blieb bis jetzt die einzige Qualifikation für eine Endrunde. Seit 2006 konnte man sich lediglich zweimal für den Afrika Cup qualifizieren, beide Male scheiterte der Senegal bereits in der Vorrunde. Die Erwartungen sind dementsprechend niedrig.
Wichtige Spieler: Moussa Sow. Der Sturmtank ist ein eiskalter Vollstrecker und seit einigen Jahren Fiхpunkt bei Fenerbahce Istanbul. Bevor er 2011 zu den Türken wechselte, gewann er mit 25 Toren in Lille die Torjägerkanone sowie Meisterschaft und Pokal. Auch für artistische Einlagen ist er immer gut.
Papiss Demba Cissé: Nach seinem Wechsel vom SC Freiburg zu Newcastle United bestätigte er seine Qualität auch in der Premier League. In seinem ersten halben Jahr erzielte er 13 Tore in 14 Spielen. Danach war seine Entwicklung zwar etwas rückläufig, doch in dieser Saison trifft er wieder wie früher. Cisse ist immer noch ein eiskalter Stürmer und für den Senegal von großer Bedeutung.
Das spricht für den Senegal: Neben dem starken Sturm um Cisse, Sow, Dame N'Doye und Mame Diouf besitzt der Senegal eine recht stabile Defensive, die im Mittelfeld beginnt. Die drei zentralen Mittelfeldspieler Diame, Kouyate und Diop sind alle physisch stark und haben in Spanien und England reichlich Erfahrung gesammelt.
Einschätzung: Der Senegal erwischte eine brutale Gruppe mit Ghana, Südafrika und Algerien. Das Weiterkommen wäre eine Überraschung, aber die Mannschaft hat das Zeug, um die Favoriten Ghana und Algerien zumindest richtig zu fordern.
Elfenbeinküste
Erwartungen: In den letzten zehn Jahren war die Elfenbeinküste stets Favorit Nummer 1 auf den Titel in Afrika, fuhr aber immer mit bitteren Enttäuschungen nach Hause. Zweimal scheiterten die Elefanten im Finale im Elfmeterschießen. Diesmal muss endlich der Titel her - auch ohne Didier Drogba.
Wichtige Spieler:Yaya Touré. Ein Weltklasse-Fußballer. Leider jedoch nur im Verein. In der Nationalmannschaft spielt er zwar eine solide Rolle, kann sein großes Potential mit den Elefanten aber nicht abrufen.
Gervinho: Er ist momentan die größte Hoffnung der Elfenbeinküste. Beim AS Rom bringt er seit eineinhalb Jahren sehr gute Leistungen. Und auch bei der Weltmeisterschaft war er einer der einzigen seines Teams, die überzeugen konnten. An den letzten Afrika Cup hat er keine guten Erinnerungen, schließlich war er es, der 2012 im Finale gegen Sambia den entscheidenden Elfmeter verschoss.
Das spricht für die Elfenbeinküste: Von den Namen her gehört die Elfenbeinküste weiter zu den besten Mannschaften des Kontinents. Gervinho, Toure, Wilfred Bony, Salomon Kalou und Serge Aurier sind Spieler, die viele afrikanische Teams gerne in ihren Reihen hätten. Trainer Herve Renard gewann auf spektakuläre Art und Weise 2012 den Afrika-Cup mit Sambia. Vielleicht weiß gerade er, wie man eine müde Mannschaft zum Erfolg pushen kann.
Einschätzung: Der Glaube an die Elfenbeinküste scheint verloren zu gehen. Die Goldene Generation hat in den letzten Jahren enttäuscht, bei Weltmeisterschaften und Afrika Cups. Sogar der Underdog Sambia besiegte die Ivorer im Finale. Warum sollte es ausgerechnet jetzt anders sein? Das Team hat sich kaum verändert, nur Drogba ist weg. Ansonsten setzt man auf dieselben Spieler, die jahrelang "versagten".
Kamerun
Erwartungen:Erwartungen sind in Kamerun ein spezielles Thema. Wenn es nach dem Verband geht, darf es bei einer Weltmeisterschaft schon mal das Finale sein. Der Sieg im Afrika Cup ist natürlich Ehrensache, obwohl die Kameruner 2012 und 2013 zweimal zuschauen mussten.
Wichtige Spieler:Eric Maxim Choupo-Moting. Der Schalker ist momentan in der Form seines Lebens und der beste Knappe in der Hinrunde gewesen. Neun Tore und fünf Vorlagen in 16 Spielen sprechen Bände. Fur die Kameruner wäre es umso wichtiger, wenn er diese Leistungen auch in Äquatorialguinea bringen könnte.
Stephane M'Bia. Er ist der Kapitän der Mannschaft und soll die löchrige Defensive als Innenverteidiger zusammen mit Nikolas N'Koulo stopfen. Beim FC Sevilla spielt er normalerweise im defensiven Mittelfeld. Dort holte er letzte Saison die Europa League.
Das spricht für Kamerun: Samuel Eto'o ist weg. Der Stürmer war ein genialer Fußballer, hat in den letzten Jahren in der Nationalmannschaft aber auch für Chaos gesorgt. Rücktritte und zahlreiche Streitereien mit dem Verband, Trainern und Spielern brachten nahezu anarchische Verhältnisse in Kameruns Fußball. Eto'o war überzeugt, dass er der Chef sei und keiner über ihm stehen dürfe. Die Trainer hatten Angst, durchzugreifen. Nun hat Volker Finke endlich Ruhe und kann seine Arbeit erledigen. Gute Fußballer hatte Kamerun schon immer.
Einschätzung: Es hat den Eindruck, als sei Kamerun auf dem richtigen Weg. Finke hatte Zeit und wird etwas Ruhe in die Mannschaft gebracht haben. Nach der Harakiri-WM, bei der Benoit Assou-Ekotto Teamkollege Benjamin Moukandjo ohrfeigte, darf man jetzt nicht allzu viel erwarten. Einen guten Afrika Cup zu spielen und die Gruppenphase zu überstehen, sollte das realistische Ziel sein. Alles andere wäre eine Überraschung.
Ghana
Erwartungen: Nachdem Ghana sich dreimal hintereinander für eine Weltmeisterschaft qualifizieren konnte und gute Ergebnisse erzielte, sind die Erwartungen natürlich hoch. Auch bei den letzten vier Ausgaben des Afrika Cups stand man stets im Halbfinale. Das Ziel kann nur der Titel sein.
Wichtige Spieler:Asamoah Gyan. Gyan ist Rekordtorschütze und gleichzeitig Kapitän der Black Stars. Nach der Weltmeisterschaft in Brasilien ist er nun auch der beste afrikanische Torschütze bei einer WM. Dass er in Saudi-Arabien sein Geld verdient, sollte niemanden täuschen. Dort hat er in 99 Spielen bereits 107 Treffer erzielt. "Baby Jet" ist brandgefährlich.
Andrew Ayew. Der Sohn von Abedi Pele ist zur Führungsfigur herangewachsen. Ayew kann dribbeln, passen und ist stark im Abschluss. Ein kompletter Spieler.
Das spricht für Ghana: Die Offensive der Ghanaer ist mit Andrew Ayew, Jordan Ayew, Asamoah Gyan und Christian Atsu hervorragend besetzt. Unruhestifter Sulley Muntari und Kevin-Prince Boateng spielen in der Nationalmannschaft keine Rolle mehr. Trainer Avram Grant hat genug Autorität, um solche Spieler nicht zu berücksichtigen und für ein produktives Klima zu sorgen.
Einschätzung: Ghana gehört zu den großen Favoriten auf den Titel. Die große Schwachstelle, die Abwehr, wird beim Afrika Cup nicht allzu sehr gefordert werden und sollte mit dem Niveau zurechtkommen. Der Ausfall von Kwadwo Asamoah ist hingegen ein enormer Verlust.
Algerien
Erwartungen: Das Land hofft auf den zweiten Triumph beim Afrika-Cup nach 1990, als Rabah Madjer und Lakhdar Belloumi die Zuschauer verzauberten. Die Fenecs erleben die beste Phase seit diesem Triumph. Die Zeit für den Titel ist reif.
Wichtige Spieler:Islam Slimani. Bei der Weltmeisterschaft war Slimani mit zwei Toren der Erfolgsgarant der Wüstenfüchse. Nun hat er sich auch bei Sporting Lissabon durchgesetzt und glänzt als Vollstrecker. In zehn Spielen hat er bereits sechs Tore geschossen und drei vorbereitet. Auch in der Champions League gelangen ihm zwei Treffer. Algeriens Fußballer des Jahres 2013 ist gut wie nie.
Sofiane Feghouli. Ähnlich wie Slimani war Feghouli einer der Leistungsträger der erfolgreichen Weltmeisterschaft. Seine Tempodribblings hinterließen einen bleibenden Eindruck. Auch beim FC Valencia scheint es endlich zu klappen. Der nächste Schritt ist getan.
Yacine Brahimi. Die "BBC" wählte ihn zu Afrikas Fußballer des Jahres 2014. Brahimi spielte eine tolle Weltmeisterschaft und glänzt nun auch beim FC Porto, zu dem er im Sommer wechselte. Dort gelangen dem dribbelstarken Flügelspieler in der Vorrunde der Champions League bereits vier Treffer.
Das spricht für Algerien: Die offensive Dreierreihe Brahimi, Slimani und Feghouli hat große Qualität. Hinzu kommen weitere starke Spieler wie Nabil Bentaleb, Saphir Taider, El Arbi Hille Soudani oder Ghoulam. Algerien hat wohl den stärksten Kader aller Teilnehmer. Die Algerier haben im Gegensatz zu vielen anderen Nationalteams eine sehr professionelle Haltung. Die Weltmeisterschaft hat das Team zusammengeschweißt und gezeigt, zu was es fähig ist. Torwart Rais M'Bohli ist ein sicherer Rückhalt. Diese Qualitat im Tor haben nur wenige Teams in Afrika.
Einschätzung: Algerien ist wohl der heißeste Kandidat auf den Titel. Die Vorzeichen sind besser denn je. Die Todesgruppe mit Ghana, Südafrika und dem Senegal wird aber gleich zum Prüfstein.