Hitzköpfe, Hintermänner & Halbstarke

Arsenij Zakharov
17. Januar 201515:12
Nabil Bentaleb soll das Mittelfeld der Algerier stabilisierengetty
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Beim Afrika Cup 2015 trifft sich die Elite des schwarzen Kontinents in Äquatorialguinea. Neben den bekannten Namen wollen aber auch zahlreiche Youngster für Furore sorgen. Von Augsburg bis Porto - SPOX stellt die zehn größten Talente vor.

Faouzi Ghoulam (Algerien, 23 Jahre, SSC Neapel, Linksverteidiger)

Fünf Millionen zahlte der SSC Neapel an AS Saint-Etienne für den jungen Algerier in der Wintertransferperiode 2013/2014. Nach einem Jahr darf man den Transfer als äußerst gelungen bezeichnen. Ghoulam spielte sich gleich mit überzeugenden Leistungen in die erste Mannschaft und ist von dort auch nicht mehr wegzudenken.

Dank ihm kann Routinier Camilo Zuniga auf seiner favorisierten rechten Seite auflaufen. Seine Fähigkeiten bewies er auch bei der Weltmeisterschaft im Achtelfinale gegen Deutschland. Dort hatte er mit 77 Ballkontakten die meisten seines Teams. Hinzu kamen 65 Prozent gewonnener Zweikämpfe und einige gefährliche Offensivaktionen.

Der Marktwert des 23-Jährigen ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen und es wäre keine Überraschung, würden bald Interessenten beim Linksverteidiger nachfragen. Wer sich beim SSC Neapel in so kurzer Zeit durchsetzt, trotz seiner jungen Jahre und dem deutlich höheren Niveau, hat großes Potential.

Christian Atsu (Ghana, 22 Jahre, FC Everton, Rechtsaußen)

Bei der Weltmeisterschaft machte er auf sich aufmerksam. Beim 2:2 gegen Deutschland sahen ihn viele gar als besten Mann auf dem Platz. Seine schnellen Flügelläufe und blitzartigen Richtungswechsel stellten Benedikt Höwedes vor einige Probleme. Der Stern des Christian Atsu schien aufgegangen zu sein.

Ein halbes Jahr später ist seine Situation schlechter denn je. Der FC Chelsea verlieh ihn im Sommer an den FC Everton, damit der Außenstürmer Spielpraхis sammelt. Dieser Plan scheint jedoch nicht aufzugehen. Nicht mal neunzig Minuten stand der Ghanaer in den ersten sechs Monaten auf dem Platz. Sogar auf dem Spielerbogen war er selten zu finden. Die Karriere des talentierten Außenstürmers stagniert. SPOX

Atsu will den Afrika-Cup nutzen, um wieder von sich Reden zu machen - auch wenn er für die ganz große Fußballbühne beim FC Chelsea nicht geeignet zu sein scheint.

Sadio Mane (Senegal, 22 Jahre, FC Southampton, Linksaußen)

Wer während des Boхing Days die Premier League verfolgt hat, wird Sadio Mane in Erinnerung haben. Beim Sieg des FC Southampton gegen den FC Arsenal gelang Mane ein absolutes Traumtor. Aus spitzestem Winkel nutzte er Szczesnys Stellungsfehler und schlenzte den Ball mit einer unglaublichen Flugkurve ins Netz. Seitdem ist der Senegalese in aller Munde.

Doch schon wenige Tage vor seinem Auftritt gegen Arsenal war Mane der entscheidende Mann im Duell mit dem Tabellenführer FC Chelsea. Beim erkämpften 1:1 war es der Flügelspieler, der das Tor zur Führung für die Saints erzielte. Mit seiner Dynamik, Schnelligkeit und Torgefährlichkeit ist Mane einer der Garanten für die erneut erfolgreiche Saison des FC Southampton. Schon bei Red Bull Salzburg war der 22-jährige einer der Schlüsselspieler. Für ihn legten die Saints eine stolze Summe von 15 Millionen Euro auf den Tisch. Mit seinem Durchbruch in der Premier League wächst auch seine Verantwortung in der Nationalmannschaft.

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Seite 3: Augsburgs Neuzugang und ein Hitzkopf

Seite 4: Kompanys Nachfolger und ein Mittelfeldregisseur

Seite 5: Ein umworbener Verteidiger und Portos Hoffnung

Clinton N'Jie (Kamerun, 21 Jahre, Olympique Lyon, Stürmer)

Die Entwicklung des kleinen Stürmers nahm in dieser Saison ihren erhofften Lauf. Siebzehn Spiele absolvierte der Kameruner aus der Jugend von Olympique Lyon in dieser Hinrunde. Für die durchschnittlich 40 Minuten, die er auf dem Platz stand, liest sich seine Statistik ganz gut: 1 Tor, 5 Vorlagen.

Dass der wuselige N'Jie ein unangefochtener Stammspieler bei den wiedererstarkten Lyonern wird, scheint nur eine Frage der Zeit. Bei Volker Finke genießt er bereits vollstes Vertrauen. Sein Debüt gab N'Jie im ersten Qualifikationsspiel Anfang September beim 2:0 gegen die Demokratische Republik Kongo. Der Kameruner überzeugte gleich mit einem Tor und absolvierte seitdem alle Qualifikationsspiele.

Gegen die Elfenbeinküste traf er sogar doppelt. Beim Afrika-Cup ist ihm einiges zuzutrauen. Seine Spielweise ist die eines typischen Dribblers. Er ist schnell, hat eine gute Ballführung und sucht oft die Eins gegen Eins Situationen.

Jordan Ayew (Ghana, 23 Jahre, FC Lorient, Stürmer)

Bei Olympique Marseille stand er immer im Schatten seines Bruders. Andrew galt stets als das größere Talent, als der Komplettere der beiden Söhne von Spielerlegende Abedi Pele. Durchsetzen konnte sich Jordan im Gegensatz zu seinem Bruder bei den Südfranzosen nie so richtig. Auch bei der Weltmeisterschaft lief es alles andere als gut.

Im ersten Spiel stand er in der Startelf, konnte aber nicht überzeugen und wurde bereits nach 58 Minuten ausgewechselt. Gegen Deutschland und Portugal saß er zunächst nur auf der Bank. Das hochgelobte Talent schien die Erwartungen nicht erfüllen zu können. Olympique Marseille traute dem jungen Stürmer keinen Durchbruch mehr zu und verkaufte ihn im Sommer an den FC Lorient für vier Millionen Euro.

Dort straft Jordan seine Kritiker Lügen und entwickelt sich zum Schlüsselspieler. In 16 Spielen konnte er bereits fünf Tore erzielen und sieben auflegen. In Ghana wird man dies erfreut zur Kenntnis nehmen und auf eine Eхplosion beim Afrika-Cup hoffen.

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Abdul Rahman Baba (Ghana, 20 Jahre, FC Augsburg, Linksverteidiger)

Der FC Augsburg spielt momentan die beste Saison seiner Vereinsgeschichte. Einer der wichtigen Bausteine für den Erfolg ist Neuzugang Abdul Rahman Baba. Der 20-jährige Ghanaer kam für die stolze Summe von 2.5 Millionen Euro vom Zweitligisten Greuther Fürth und spielt eine überragende Saison.

Keiner erwartete von Baba, dass er in seiner ersten Saison den abgewanderten Matthias Ostrzolek vergessen lässt. Ostrzolek war in der letzten Spielzeit einer der besten Linksverteidiger der Liga. Doch Baba macht es ihm gleich und könnte ihn sogar übertreffen. In der Defensive ist er eine sichere Bank, in der Offensive glänzt er mit vielen guten Aktionen.

Bereits vier Vorlagen hat der Ghanaer auf dem Konto. Sein Aufstieg blieb nicht unbemerkt, immer wieder ranken sich Gerüchte, dass der AC Mailand und der AS Rom ein Auge auf den Linksverteidiger geworfen haben.

Saphir Taider (Algerien, 22 Jahre, US Sassuolo, zentrales Mittelfeld)

Im Sommer 2013 verpflichtete Inter Mailand das junge algerische Talent Saphir Taider. Fünf Millionen Euro ließ sich der italienische Spitzenklub die Dienste des zentralen Mittelfeldspielers kosten. Nach einem Jahr, in dem er wenig Einsatzzeit bekam, wurde er an den FC Southampton verliehen.

Doch sein neuer Verein winkte nach drei Wochen ab. Dem niederländischen Trainer Ronald Koeman, der viel wert auf Kampf und Disziplin legt, passte die Einstellung des algerischen Nationalspielers ganz und gar nicht. Einen Abnehmer fanden die Nerazzurri dann aber doch noch in Form des Erstligisten US Sassuolo.

Dort hat er einen sicheren Platz im zentralen Mittelfeld des 4-3-3 Systems. Im Sommer kehrt der 22-Jährige zu Inter zurück, dann hoffentlich reifer als er es beim FC Southampton war. Bei der erfolgreichen Weltmeisterschaft der Algerier gehörte Taider nicht zu den Leistungsträgern. Vielleicht wird er es aber beim Afrika-Cup.

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Nabil Bentaleb (Algerien, 20 Jahre, Tottenham Hotspur, zentrales Mittelfeld)

Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien erstrahlte der Stern des Nabil Bentaleb zum ersten Mal am Fußballhorizont. Den damals 19-jährigen Algerier aus der Jugend von Tottenham hatte eigentlich niemand auf der Rechnung, doch er bewies, warum er trotz seines Alters die Berufung verdient hatte. In allen drei Gruppenspielen spielte er neunzig Minuten durch und das, obwohl Algerien bekanntere Profis im Kader hatte.

Dabei kam Bentaleb auf eine beachtliche Quote von 88.3 Prozent angekommenen Pässen. Der zentrale Mittelfeldspieler ist enorm vielseitig. Er hat eine fantastische Ballführung und ist nur schwer vom Ball zu trennen. Seine Übersicht macht ihn zu einem wichtigen Strategen auf dem Platz. Physisch ist er in der Lage, wichtige Zweikämpfe zu gewinnen.

Auch für einen gefährlichen Distanzschuss ist der Algerier immer gut. Die Spurs setzen auf Bentaleb. Ist er fit, was in dieser Saison leider nicht immer der Fall war, hat er einen Stammplatz.

Chancel Mbemba (D.R. Kongo, 20 Jahre, RSC Anderlecht, Innenverteidigung)

Vincent Kompany hat einen Nachfolger! Der junge Chancel Mbemba verspricht eine ähnliche Entwicklung zu nehmen, wie der Abwehrchef der Belgier es bei Anderlecht tat. Der junge Kongolese ist erst zwanzig Jahre alt, nimmt beim Rekordmeister aber jetzt schon eine Führungsrolle ein. In dieser Saison stand er in allen sechs Champions-League-Partien auf dem Platz.

Wenige Spieler des RSC Anderlecht bekommen so viel Einsatzzeit wie Mbemba. Das ist nicht selbstverständlich für einen so jungen Spieler, sondern bezeugt großes Vertrauen von Seiten des Trainers. Auszeichnen kann sich der Innenverteidiger außerdem durch seine Torgefahr bei Standardsituationen.

Wer die Championsleague in dieser Saison genau verfolgt, wird seine beiden Treffer gegen Galatasaray in Erinnerung haben. In diesem Bereich übertrifft er Vincent Kompany sogar. In 64 Spielen konnte Mbemba bereits neun Tore erzielen. In der D.R. Kongo hofft man auf den jungen Verteidiger, denn viele Ausnahmekönner besitzt das Land nicht.

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Serge Aurier (Elfenbeinküste, 21 Jahre, Paris Saint-Germain, Rechtsverteidiger)

Bei der Weltmeisterschaft war Serge Aurier neben Gervinho der beste Spieler der enttäuschenden Elfenbeinküste. Beim 2:1-Sieg gegen Japan bereitete er beide Tore durch seine präzisen Flanken vor. Seine beeindruckenden Leistungen weckten Begehrlichkeiten. Der FC Arsenal wollte Aurier verpflichten, doch Paris Saint-Germain machte schließlich das Rennen.

Der Außenverteidiger wurde mit einer Kaufoption in Höhe von neun Millionen Euro an den französischen Meister ausgeliehen. Dort läuft es für den Ivorer jedoch nicht so gut wie erhofft. Auf der rechten Seite hat meist Gregory van der Viel die Nase vorn. In der Championsleague durfte Aurier noch keine einzige Minute spielen.

Ob er in die Fußstapfen eines Emmanuel Eboue treten kann, bleibt also abzuwarten. Sein größtes Problem ist die Defensive. Bei allem Respekt vor seinen Vorstößen, ein Defensivspieler muss das Verteidigen beherrschen.

Vincent Aboubakar (Kamerun, 22 Jahre, FC Porto, Stürmer)

Es ist ja nicht unbekannt, dass der FC Porto junge Spieler oft für wenig Geld holt, um sie dann bei guter Entwicklung für eine hohe Summe zu verkaufen. Diesen Prozess könnte auch Vincent Aboubakar durchlaufen. Auf ihn aufmerksam wurden die Portugiesen letzte Saison. Für den französischen Erstligisten FC Lorient erzielte Aboubakar 16 Tore, nur Zlatan Ibrahimovic war besser. SPOX

Für mickrige drei Millionen Euro ging der Deal über den Tisch. Momentan hat Aboubakar noch Jackson Martinez vor der Nase, es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis ein Top-Klub Martinez verpflichten wird. Dann wird Aboubakar in den Startlöchern stehen.

Warum gerade ihm diese Entwicklung zuzutrauen ist, konnte man am letzten Spieltag der Champions-League-Gruppenphase genießen. Sein herrlicher Distanzschuss gehört zu den schönsten Toren dieser Saison.

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