Vor neun Jahren ist Lionel Messi während einer TV-Sendung Ungeheuerliches widerfahren. Der AC Milan braucht vier Eier, Mario Balotelli unterstützt Jerome Boateng und Louis van Gaal coacht mit Weinkarte.
Serie A
Oliver Birkner
Frechheit des Spieltags: Wirklich unerhört, was sich Parma am Sonntag erlaubte. Da ist der insolvente Tabellenletzte längst abgestiegen und wagt sich tatsächlich, eine starke Partie gegen Napoli abzuliefern. Die Süditaliener benötigen im Rennen um einen Champions-League-Platz dringend Siege, Parma-Keeper Antonio Mirante sicherte das 2:2 in Hälfte zwei jedoch mit sechs formidablen Paraden gegen Gonzalo Higuain und Sturmpartner. Der Argentinier war darüber dermaßen angefressen, dass er Mirante nach Spielschluss zumindest per Faust ordentlich einen reindrücken wollte. Leider verhinderten Teamkollegen und Betreuer den finalen High Noon der beiden.
"Das war wirklich ekelhaft, was Higuain und andere Spieler uns während der Partie vorwarfen", zischte Coach Roberto Donadoni. "In der Schlussphase beschwerten sie sich ständig: Ihr seid doch bankrott und abgestiegen, warum hängt ihr euch noch so rein? Als ob wir bis zum Saisonende alle Punkte verschenken würden." So in etwa hatte Napoli sich die Butterfahrt in den Norden offensichtlich vorgestellt. Es wäre schließlich ziemlich mühsam gewesen, bei knapp 30 Grad mit eigener Kraft um den Verdienst zu ackern.
Eventuell wollte Parma letztlich jene fünf unerschrockenen Tifosi belohnen, die sich letzten Montag mit der Fähre zum Gastspiel ins sardische Cagliari aufgemacht hatten und den Gästeblock recht überschaubar füllten. Wahre Vereinstreue.
Vier Eier des Spieltags: Gewöhnlich werden Regeln während der Saison nicht geändert. Doch da Inters schläfriges Tempo kaum Hoffnungen auf einen Europapokalplatz versprach, drückte der Verband ein Auge zu und reformierte die Statuten. Bei Auswärtsspielen wird den Mailändern seit zwei Wochen die Aufgabe erleichtert und der Gegner in den letzten 30 Minuten auf neun Spieler reduziert. In beiden Fällen (Udine und Lazio) langte es zu einem mühsamen 2:1-Erfolg. Stadtrivale Milan muss weiterhin gegen elf Gegner kicken, dafür kündigt sich für den Sommer opulente finanzielle Unterstützung an.
Patron Silvio Berlusconi hatte beim Wahlkampf am Wochenende zunächst mit Widrigkeiten zu kämpfen, als er beim Verlassen des Rednerpults stolperte und auf die Nase krachte. "Das waren sicher die Kommunisten", verwies er lächelnd auf sein traditionelles Lieblingsfeindbild. Später enthüllte er, die AC-Mehrheit nun doch schweren Herzens abtreten zu wollen. "Aber nur an jemanden, der jährlich mindestens 200 Millionen Euro in den Klub investiert. Ansonsten bleibe ich Präsident und baue ein neues Team aus lediglich Italienern auf."
Ein Profil für die kommenden Neuzugänge erstellte Sky-Experte Giancarlo Marocchi: "Milan braucht jetzt dringend Profis nicht mit zwei, sondern mit vier Eiern!" Aber bitte keine Kommunisten.
Und sonst? Antonio Cassano hat der Serie A seit dem Abschied aus Parma vor fünf Monaten wirklich gefehlt. Zum Glück will er im Sommer wieder einsteigen: "Ich brauche den Fußball", gestand er aus dem Urlaub und legte nebenher eine messerscharfe Analyse über den Status quo des Calcio ab. "Die Serie A ist belanglos - Juve wird die nächsten zehn Jahre Abomeister und bei der Qualität könnte mein Opa noch problemlos mitkicken." Dann dürfte die Rückkehr ja kein Problem sein.
Serie A: Vier Eier für Milan und Cassanos kickender Opa
Premier League: In vino veritas und Boateng-Buddy Balotelli
Primera Division: Messi-Belästigung und 16 gehaltene Elfmeter
Premier League
Frank Oschwald
Suffkopp des Spieltags: Ab und zu würden wir dann doch gerne mal Mäuschen spielen. Am besten einmal bei so einer richtigen Halbzeitansprache von Jose Mourinho dabei sein oder das komplette Hairdryer treatment von Fergie abbekommen. Auch gut zu wissen wäre, was auf diesen wichtigen Zetteln der Trainer immer drauf steht. In der Vorstellung einiger Fans stehen dort - direkt unter der Lösung für den Weltfrieden - Antworten auf alle fußballerischen Fragen: Wie sich der diametral abkippende Sechser nach einem Doppelpass auf der rechten Seite verhalten soll. Und wie sich die falsche Neun bei einem Ballbesitzwert von 46,8 Prozent zu verhalten hat. Einfach Dinge für Trainer eben.
King Louis van Gaal enthüllte nach dem Spiel gegen Crystal Palace unbeabsichtigt, was Trainer tatsächlich für schlaue Dinge in ihrer Mappe so mit sich herumtragen und löste damit einen ganzen Orkan der Häme aus. Da es das oberste Blatt nach einem Windstoß zur Seite blies, war darunter eine riesige Weinflasche samt Anzeige zu sehen.
Der Louis, dieser alte Fuchs, füllt während eines lässigen 2:1-Sieges mal kurz den eigenen Weinkeller voll, hieß es. Kurze Zeit später löste ein Twitter-User das Rätsel allerdings auf. Was zahlreiche Leute sahen, war die Weinwerbung auf dem Spielberichtsbogen. Alles also halb so wild.
Bombenstimmung des Spieltags: Liverpool tat es am Wochenende. Wir machen es hier auch, stehen Spalier und klatschen dem Meister von der Stamford Bridge Beifall. Was die Blues in diesem Jahr auf die Bühne gezaubert haben, war stark. Das ist jetzt vermutlich nicht die allerneuste Erkenntnis, soll hier aber nicht ungeachtet bleiben. Vor allem zwei Spieler wollen wir nach dem Liverpool-Spiel noch einmal hervorheben.
Da gibt es einerseits Cesc Fabregas. Bei Barca nie wirklich auf die Beine gekommen, egalisierte er den alten Blues-Rekord von Frank Lampard mit 16 Torvorbereitungen in dieser Saison. Auch vor John Terry sei der Hut gezogen. Dank seiner Hütte ist der alte Mann der Verteidiger mit den meisten Toren in der Geschichte der Premier League. Speichert euch diese Infos ins Handy, ihr könnt sie beim nächsten Stammtisch gebrauchen.
Die Abschiedstour von Stevie G. geht indes weiter. Bei seinem letzten Auftritt an der Stamford Bridge kassierte er regelmäßig Pfiffe. Das juckte ihn herzlich wenig. Nach dem Spiel machte sich Torschütze Gerrard gar über die Stimmung an der Stamford Bridge lustig. Wenn er am Ball war, wurde es zumindest ein wenig laut, meinte die Liverpool-Legende augenzwinkernd.
Anything else? Man kann ja von Mario Balotelli halten, was man will. Manche sagen, dass er viel Unsinn im Kopf hat. Manche sagen, dass da zwischen den Ohren grundsätzlich sehr, sehr wenig Betrieb ist. Eines ist jedoch sicher: Tief drin ist der Italiener eine gute Seele. Nachdem Jerome Boateng im CL-Halbfinale von Messi auseinandergeschraubt wurde, stellte sich Balotelli demonstrativ vor den Deutschen.
Auf seinem Instagram-Account veröffentlichte er ein Bild von Boateng mit dem Weltmeister-Pott und schrieb darunter: "Viele vergessen, dass er vor wenigen Monaten das Ding gewonnen hat. Keep it up, Bro". Er keept es bestimmt up. Was eine schöne Geste.
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Primera Division: Messi-Belästigung und 16 gehaltene Elfmeter
Primera Division
Frank Oschwald
Sexuelle Belästigung des Spieltags: Wir haben ja alle ein wenig unsere Jugendsünden. Dass das eine oder andere Bild am besten nicht in die falschen Hände geraten sollte, darüber sind wir uns sicherlich einig. Wenn man Lionel Messi heißt, ist dieses Unterfangen allerdings ein wenig schwieriger als bei Herrn Otto Normalverbraucher aus Wuppertal.
Vom Argentinier tauchte unter der Woche nämlich ein wirklich sehr verstörendes Video auf. Zur Verdeutlichung noch einmal: wirklich sehr verstörend. Es zeigt den blutjungen Messi im Jahre 2006 beim Auftritt in einer argentinischen TV-Sendung. Der Moderator und sämtliche Zuschauer sind allerdings fürchterlich komische Vögel. Mit einer deftigen Umarmung wurde der heutige Barca-Star von den Leuten begrüßt, nicht ohne herzlich am Arsch betatscht zu werden. Auch der Moderator der Sendung kniff Messi immer wieder in die Backe und griff ihm einmal gar beherzt in den Schritt. Eine lustige und zeitlich verstörende Situation.
Ist das alles nur ein schlechter Gag? PR? Oder was soll das? Wir sind selbst...irgendwie...sprachlos. Sämtliche Hintergrund-Informationen, die zu diesem Video aufgegabelt werden, bitte an die Blitzlichter-Redaktion senden. Wir können nämlich seit Tagen nicht schlafen.
Killer des Spieltags: Man ist ja schnell mal dabei, einen Keeper als Elfmeterkiller abzustempeln. Der Torhüter kann noch so ein Fliegenfänger sein, sobald er einen wichtigen Schuss vom Punkt aus der Ecke löffelt...zack...dieser Teufelskerl, dieser Elfmeterkiller. Das ist - zugegeben - etwas übertrieben, lässt sich aber halt deutlich besser verkaufen als: Der Typ, der zufällig in die richtige Ecke gesprungen ist.
Ein Keeper, der sich die Marke Elfermeterkiller redlich verdient hat, ist Valencias Diego Alves. Nicht, weil er Penaldos Elfmeter am Wochenende entschärfte, sondern weil er in La Liga bereits 16 Schüsse vom Punkt hielt und somit den Rekord von Andoni Zubizarreta einstellte. Ja, da der halt seit 2007 in Spanien rumspringt, wird der halt den einen oder anderen Elfer gehalten haben, könnte man meinen.
Wir setzen kurz unsere Klugscheißer-Brille auf, heben den Zeigefinger und sagen: "Ha! Ha! Neihein!" Gerade einmal 37 Schützen traten im Eins-gegen-eins gegen den Keeper an. Das ergibt bei 16 gehaltenen Dinger eine Quote von 43 Prozent. Zweiter in dieser ewigen Rangliste ist der alte Haudegen Vicente Biurrun von Real Sociedad. Er kommt jedoch auf gerade einmal 27 Prozent. Dass Platz drei (Palop), vier (Sempere) und fünf (Canizares) ebenfalls Valencia-Keeper innehaben, finden wir dann doch äußerst merkwürdig.
Algo mas? Jetzt ist es also raus. Was alle bereits gedacht haben, sprach Gareth Bales Agent jetzt aus: Der Waliser fühlt sich bei Real nicht wirklich wohl. Inhaltlich sagte er genau das, allerdings wählte der Berater des Walisers eher den rhetorischen Vorschlaghammer und drückte sich etwas anders aus. In einem Gespräch mit ihm habe Bale gesagt, dass ihn die aktuelle Situation bei Real "anpisse".
"Real Madrid muss mehr mit Gareth arbeiten und ihn häufiger anspielen", erklärte Barnett gegenüber The Telegraph. "Gebt ihm öfter den Ball und er kann zeigen, was er kann. Er wird der beste Spieler bei Real sein, wenn seine Mitspieler mit ihm arbeiten und ihm helfen. Ich hoffe, das Team begreift das." Tja Real, es könnte alles so einfach sein.
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