Mit'm Hintern auf weichen Eutern

Von Oliver Birkner/Frank Oschwald
Christian Panucci (l.) wusste sich gegen die mediale Kritik zu wehren
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Primera Division

Frank Oschwald

Fan des Spieltags: Dass der spanische Sportjournalismus hier und da so unabhängig ist wie ein fünfjähriges Kleinkind, wissen die treuen Leser der Blitzlichter bereits. Woche für Woche liefern sich die Hausblätter der beiden großen Klubs einen Krieg abseits des Platzes. Tomas Roncero gilt als der größte Kasper in der ganzen Szenerie. Der Journalist ist bei der AS für Real Madrid zuständig. Soweit nicht weiter tragisch. Das Problem aus neutraler Fan-Sicht: Der 49-Jährige ist einer der größten Real-Fans in Spanien und zeigt dies auch offen. Auch die Zeitung selbst macht keinen großen Hehl aus den Vorlieben Ronceros, sondern spielt vielmehr mit dem Image des bekannten Journalisten. Nach dem knappen Sieg von Real gegen Sevilla veröffentlichte die Zeitung auf der Internetseite beispielsweise ein Video, wie Roncero die letzten Minuten des Spiels erlebte. Sollte eigentlich fürchterlich unspektakulär sein, könnte man meinen. Der schaut sich das Ding halt vermutlich an seinem Bildschirm an und hackt währenddessen seinen Spielbericht. Fast. Vielmehr zeigte das Video den Journalisten, wie er bibbernd den Schlusspfiff herbeisehnte. Uuuh, Hände vor das Gesicht, aaah, Fingernägel kauen, uuuh, Schiedsrichter-Schelte. Ein Fehlschuss von Ronaldo zog Roncero gar ganz die Füße weg. Mit verschlossenen Augen lag er mehrere Sekunden auf dem Hosenboden. Als der Schlusspfiff ertönte, schrie er letztlich seine Freude heraus. Im Anschluss ging's an den Artikel. Unvoreingenommen, neutral und unabhängig. So wie Journalismus eben sein muss.

Streitschlichter des Spieltags: Eigentlich hatten wir uns überlegt, hier eher mit dem Feuerlöscher statt mit Spiritus die ewigen und umso schöneren Diskussionen um Ronaldo und Messi anzugehen. So eine Art Streitschlichter wollten wir sein. Mit Robe. Und Mütze. Und so. Alles Humbug. Wir legen unsere Robe in die Ecke und kloppen fröhlich mit drauf. Denn beide sind so herrlich unterschiedlich und auf ihre Weise so dermaßen gut, dass einfach diskutiert werden muss. Nachdem Messi beim 6:0 einen Zacken früher am Ball war und das Gefühl hatte, dem ähnlich postierten Neymar das Tor geklaut zu haben, ließ er ihm beim Elfmeter wenige Minuten später den Vortritt. Dieser hatte den Ball robotermäßig schon zum Argentinier geworfen. Messi fing die Kugel, umarmte den Brasilianer und flüsterte ihm romantische Dinge ins Ohr. Daraufhin schritt Neymar stolz wie Bolle zum Punkt und versenkte die Kugel. Später gab's via Instagram den Dank an Messi, der im Kampf um die Torschützen-Krone ein potenzielles Tor abgab. Ronaldo reagierte unter der Woche etwas anders. Nach einer flachen Hereingabe von der linken Seite machte Arbeloa den weiten Schritt und drückte die Kugel über die Linie. Dabei stand hinter ihm Ronaldo. Oh, oh. Jubel? Fehlanzeige. Stattdessen drosch er die Kugel beleidigt erneut in die Maschen und schmollte wie ein kleines Kind. Wir können es nur noch mal sagen: So unterschiedlich und so gut.

Algo mas? Ach FC Cordoba, wie gern würden wir dich nach dem Wochenende in eine warme Kuscheldecke einwickeln, dich auf dem Sofa kopfstreichelnd fest in den Arm nehmen und dir stündlich eine warme Tasse Kamillentee auf eine trinkbare Temperatur pusten. Du armes Ding. Im eigenen Stadion setzte es gegen Barca acht Gegentore. Acht! Die Pleite war zudem die achte Heim-Niederlage in Folge. Die Achte! Das schaffte vorher noch kein einziges Team in der gesamten Geschichte von La Liga. Eigentlich würden wir uns wünschen, dass es das mit den schlechten News hier bereits war. Doch nach der Barca-Pleite ist der Abstieg nun auch rechnerisch durch und der La-Liga-Zug abgefahren. Kopf hoch liebes Cordoba, bald sehen wir uns wieder.

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