Deadline-Day ist in England ein mediales Spektakel. Aber auch die Klubs der Serie A TIM rüsteten ordentlich auf. Juventus Turin fand doch noch einen Zehner, Inter holte in letzter Sekunde zwei Neue ins San Siro. Im Scheinwerferlicht stand aber Manchester United und ein Sturm-Diamant.
Rolando (vom FC Porto zu Olympique Marseille)
Modalitäten: Ablöse unbekannt, Vertrag bis 2018
Einschätzung: Rolando ist, inklusive Leihspieler, der 23. Neuzugang von OM. Er kommt vom FC Porto an den Golfe du Lion und gewährleistet der jungen Innenverteidiger-Riege die dringend benötigte Erfahrung - neben Nicolas N'Koulou. Denn mit Karim Rekik (20), Stephane Sparagna (20), Gael Andonian (20), Eirik Haugan (18) stehen Marseille eine Vielzahl unerfahrener Defensivkräfte zur Verfügung.
Bei den Franzosen unterschrieb der Portugiese einen Vertrag über drei Spielzeiten und wird die neuformierte Truppe von Marseille-Trainer Michel auch auf menschlicher Ebene, besser gesagt in puncto Einstellung voranbringen. Im Februar antwortete er, angesprochen ob seiner Müdigkeit nach einer langen Reise: "Ich bin nie müde. Auf dem Feld ebenfalls nicht."
Rolando ist ein Kämpfer und ist heiß auf seine neue Herausforderung: "Ich freue mich, für einen so großen Verein spielen zu dürfen. Der Wechsel zu Marseille ist für mich wie ein Geburtstaggeschenk", so der 30-Jährige gegenüber der OM-Homepage.
Joleon Lescott (von West Bromwich Albion zu Aston Villa)
Modalitäten: 2 Millionen Ablöse, Vertrag bis 2017
Einschätzung: Viele verdiente Fußballer kehren nach einer finanziell und sportlich lohnenswerten Reise in den Schoß der Heimatstadt zurück - gleiches gilt für Joleon Lescott. Der gebürtige Brummie läuft ab sofort für Aston Villa auf.
Mit seinen 33 Lenzen wird seine Rolle kleiner ausfallen als jene, die er noch vor ein paar Jahren bei Manchester City einnahm. Dennoch hat er gute Chancen auf einen Stammplatz, obwohl er mit Ciaran Clark gute Konkurrenz hat, die es dem bekennenden Villa-Fan nicht leicht machen wird.
Coach Tim Sherwood lobt vor allem Lescotts Erfahrung und sein Stellungsspiel. Seine Defizite bezüglich Schnelligkeit könnte Abwehrpartner Micah Richards als ehemaliger Außenverteidiger gut kompensieren.
Christian Ansaldi (Von Zenit St. Petersburg zum FC Genua)
Modalitäten: Leihgeschäft bis Saisonende plus Kaufoption
Einschätzung: Nächster Anlauf für den einst besten linken Verteidiger der russischen Liga: Nachdem die Ausleihe bei Atletico Madrid schief lief und Ansaldi unter Diego Simeone spätestens nach einer Knieverletzung keine Rolle mehr spielte, lässt sich der Argentinier mit italienischem Pass erneut ausleihen.
Da Zenit-Trainer Andre Villas-Boas die Chance auf Einsatzzeiten für Ansaldi in St. Petersburg frühzeitig auf ein Minimum reduzierte, geht es nun für ein Jahr zu einem weniger großen Klub.
Immerhin 10 Millionen Euro waren Zenit 2013 die Dienste des 28-Jährigen wert, nach Ansaldis zwei starken Jahren bei Rubin Kazan.
In Genua ist die Ausgangslage einfach: Luca Antonelli, der fünf Jahre lang die linke Seite beackerte, kehrt zu seinem Jugendverein AC Mailand zurück und soll durch Ansaldi ersetzt werden. Eine Win-Win-Situation, sollte Ansaldi sein Leistungspotenzial wieder ausschöpfen.
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Felipe Melo (von Galatasaray zu Inter Mailand)
Modalitäten: 5,2 Millionen Ablöse, Vertrag bis 2017
Einschätzung: Der Abgang von Felipe Melo zeichnete sich bei Galatasaray schon im Laufe der letzten Saison ab. Früh waren die Hingabe und der Einsatz nicht mehr zu sehen, mit dem sich der Brasilianer in seinen fünf Jahren in die Herzen der Istanbuler gespielt hatte. Medien berichteten, dass die Familie Heimweh nach Italien hatte.
Die Rückkehr ist perfekt, wenn auch unter kuriosen Umständen. Nachdem der Transfer zunächst gescheitert war, verlängerte Melo seinen Vertrag bei Gala widerwillig bis 2019. Doch Inter konnte sich letztlich doch dazu durchringen, Melo zu verpflichten.
Gezwungenermaßen: Denn Mateo Kovacic musste man Richtung Real Madrid ziehen lassen und auch Hernanes ging in letzter Sekunde zum Serienmeister Juventus Turin. Nun soll Melo die Abgänge kompensieren. Aber: Mit seinen 32 Jahren grenzt der ehemalige Nationalspieler bereits an seinem Zenit.
Mit Roberto Mancini arbeitet er wieder mit seinem ehemaligen Coach bei Gala zusammen. Allerdings ist die Rolle des Kettenhundes bereits an Gary Medel vergeben und den Platzhirsch wird Königstransfer Geoffrey Kondogbia mimen. Über die Rolle des Back-Ups wird Melo daher bei der Nerazzurri wohl nicht hinauskommen.
Adem Ljajic (vom AS Rom zu Inter Mailand)
Modalitäten: 1,75 Millionen Leihe plus Kaufoption
Einschätzung: Am Deadline-Day "erwischte" es auch Adem Ljajic. Der Linksaußen verließ die Ewige Stadt gen Mailand. In Rom hatte der Serbe ob der großen Konkurrenz keine Zukunft mehr und kam bereits in der vergangenen Spielzeit häufiger von der Bank. Bemerkenswert: Trotzdem war er mit acht Treffern - neben Francesco Totti - der erfolgreichste Torschütze der Roma.
Dieser Aspekt ist allerdings nur die halbe Wahrheit: Ljanic haftet der Ruf des ewigen Talents an. Im vergangenen Jahr verpasste er beispielsweise 13 Mal den Sprung in den Kader.
Den endgültigen Durchbruch hat er in Rom also nicht geschafft. Bei Inter wird er wohl entweder mit dem Ex-Wolfsburger Ivan Perisic um einen Platz auf der linken Seite konkurrieren oder zusammen mit ihm die Flügelzange bilden.
Es liegt an Ljajic selbst, ob er Stammspieler wird oder öfter nur von der Bank kommt. Er muss seinen Abschluss verbessern und vor allem an seinen Defiziten in puncto Konstanz arbeiten. Zumindest in der Theorie würden sich Ljajic als filigrane Zaubermaus und der dynamische Perisic gut ergänzen.
Papy Djilobodji (Vom FC Nantes zum FC Chelsea)
Modalitäten: Rund 5 Millionen Ablöse, Vertrag bis 2019
Einschätzung: "Sometimes, money can't buy anything": Die Botschaft von Everton-Coach Roberto Martinez in Richtung FC Chelsea sorgte für Aufsehen im englischen Fußball - und für eine Rarität. So wurde es nichts mit einem Wechsel von John Stones, drei Mal sollen die Blues geboten haben, am Ende waren 40 Millionen Euro Ablöse im Gespräch.
Nun kommt stattdessen El Hadji Papy Mison Djilobodji. Der senegalesische Nationalspieler dürfte nur Fachleuten ein Begriff sein. Umso kurioser ist die Anekdote, die die L' Equipe in Umlauf bringt: Angeblich soll selbst Jose Mourinho den Innenverteidiger nicht gekannt haben.
Aber warum nicht? Der 26-Jähirge ist groß und stark wie ein Baum, sammelte 183 Einsätze in der ersten und zweiten französischen Liga und weiß sich zu behaupten. Als Aufsteiger stellte Nantes letzte Saison die fünftbeste Defensive der Liga, Djilobodji trug einen erheblichen Teil dazu bei. Und bei acht Punkten Rückstand auf die Spitze nach vier Spielen sollte jede Hilfe an der Stamford Bridge willkommen sein. Auch wenn sie nur fünf Millionen Euro kostet.
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Aaron Lennon (von Tottenham Hotspur zu FC Everton)
Modalitäten: Ablöse unbekannt, Vertrag bis 2018
Einschätzung: In England gilt Lennon seit mehreren Jahren als verglühter Stern am Premier-League-Himmel. Mit 16 debütierte der Flügelflitzer, nach dem Wechsel zu Tottenham kam er regelmäßig bei den Three Lions zum Einsatz. Seit 2012 stagniert seine Leistung, beziehungsweise - wie in England erwartet - explodiert der Winger nicht mehr.
Bei Tottenham nur noch zweite Wahl, verpflichtete der FC Everton das einstige Supertalent in letzter Sekunde. Der Rechtsfuß lief bereits letzte Saison für die Toffees auf und kam in 12 Einsätzen auf drei Scorerpunkte. "Mit Aaron bekommen wir einen erfahrenen Spieler, der bei den Fans beliebt ist und großen Einfluss auf die Endphase unser Saison hatte", so Coach Roberto Martinez zum Last-Minute-Coup.
An der Mersey wird Lennon ohne Zweifel wieder zum Stammspieler. Er soll Sturmtank Romelu Lukkaku von Rechtsaußen mit Flanken versorgen. Aber auch bei Everton ist der kleine Mann aus Leeds nicht konkurrenzlos. Mit Gerard Deulofeu scharrt ein aufstrebendes Talent mit den Hufen.
Obbi Oulare (vom FC Brügge zu FC Watford)
Modalitäten: 8,2 Millionen Ablöse, Vertrag bis 2020
Einschätzung: Obbi Oulare stand in diesen Sommer bei vielen internationalen Klubs auf dem Wunschzettel. Neben Watford, die den Transfer des belgischen U-Nationalspieler am Deadline-Day eintüteten, waren angeblich auch Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und Manchester United interessiert.
Der 19-Jährige passt aber nicht unbedingt ins Beuteschema des Premier-League-Aufsteiger. Zuvor holten die Golden Boys mit Etienne Capoue, Sebastian Prödl, Jose Holebas und Valon Behrami vornehmlich erfahrenes Personal in den Norden Londons.
Oulares Einsatzchancen auf der Insel stehen nicht schlecht. Watford erzielte in vier Partien mickrige zwei Treffer, dabei probierte Coach Quique vier verschiedene Systeme inklusive Single Nine und Doppelspitze aus - ohne Erfolg. In Belgien war er für viele Experten der kompletteste Stürmer. Er vereine Physis und Schnelligkeit, Vergleiche mit Lukaku seien nicht verboten, ist in Belgien zu lesen.
Anderson Hernanes (von Inter Mailand zu Juventus Turin)
Modalitäten: 11 Millionen, Vertrag bis 2018
Einschätzung: Mario Götze, Julian Draxler, Isco - sie alle wurden als neuer Zehner bei Juventus Turin gehandelt. Am Ende wurde es Anderson Hernanes.
Damit geht die Alte Dame den preiswerten (im Fall der Fälle werden jedoch zwei Millionen Bonus fällig) und sicheren, aber auch den kurzfristigen Weg. Denn der Brasilianer ist mit 30 Jahren kein Jungspund. Im aller Voraussicht nach weiter angedachten 4-3-1-2 wird Hernanes die offensive Schaltzentrale und Bindeglied zwischen Sturm und Mittelfeld: der Trequartista.
Sein ambivalentes Auftreten, die Übersicht und sein eher positionsorientiertes Spiel, sowie seine Angewohnheit aus dem Achterraum weiter nach vorne zu verschieben beziehungsweise auf die Seite zu ziehen, machen Hernanes zu einer sinnvollen Ergänzung.
Anthony Martial (von AS Monaco zu Manchester United)
Modalitäten: 48 Millionen + Boni, Vertrag bis 2019
Einschätzung: Wahnsinn! Nein, das ist United! Am letzten Tag machten die Red Devils noch einmal die Schatulle auf. Der AS Monaco verliert zwar ein Riesentalent, wird aber fürstlich entlohnt. Die Reaktionen der Manchester-Supporter waren gemischt. Viele freuten sich über den französischen Angreifer, andere zogen Vergleiche mit dem bei United glücklosen Louis Saha oder gratulierten ihrem "Wolf of Manchester" Joel Glazer auf ironische Weise.
Abseits des medialen Ergusses bleibt festzuhalten, dass Martial mit neun Toren und vier Assists in der Ligue 1 eine mehr als ordentliche letzte Spielzeit verrichtete. Die Ablösesumme ist sicherlich nicht marktgerecht, sein Talent jedoch unbestritten.
"Wir haben ihn lange beobachtet, seine Entwicklung bei Monaco war fantastisch", sagte United-Coach Louis van Gaal. "Bei uns bekommt er die Gelegenheit, sich weiter zu steigern und auf Top-Niveau zu reifen. Aber wir müssen ihm Zeit geben, sich an den Klub und die Gangart der Premier League zu gewöhnen."
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