Fast-Orgasmus und vollgekotzte Shirts

Oliver BirknerFrank Oschwald
23. November 201517:07
Mathieu Flamini (l.) hatte eine große Überraschung parat - In Spanien ging es um andere Dingespox
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Auch in dieser Woche wird es in den Blitzlichtern wieder schmutzig! Während der Clasico vor allem Erotik und Gelüste verbreitet, erlebt eine Linienrichterin eine Begegnung besonderer Art. In Italien ist man in Sachen Solidaritätsbekundungen bemüht - aber offenbar nicht ganz bei der Sache. Zudem steht Boatengs Freundin nicht ganz rühmlich im Mittelpunkt. Und: Chapeau, Mathieu Flamini!

Serie A

Von Oliver Birkner

Nutte des Spieltags: Die französische Hymne hallte in Verona etwas verquer durch das Stadion Bentegodi, als die beauftragten Kinder die Nationalflagge verkehrt herum präsentierten. Mit Solidargefühlen war nach der letzten Note ohnehin Schluss und es starteten die altbekannten Chöre "Wasch du sie, Vesuv!" oder "Wasser und Seife für die Erdfresser!" Schließlich spielte Hellas gegen Napoli, eine der historisch bittersten Rivalitäten des Calcio. Dementsprechend lächelte der gebürtige Neapolitaner Lorenzo Insigne nach dem 2:0-Erfolg: "Es ist traumhaft, hier zu treffen und zu gewinnen, wenn man 90 Minuten lang dreckig beleidigt wurde."

Die Liste der Episoden zwischen beiden Klubs füllt sich seit den 1960ern. Hellas hieß die Süditaliener zum Beispiel mit "Willkommen in Italien" oder "Wir grüßen den Afrika-Meister" willkommen. Als der Brasilianer Dirceu von Verona zu Napoli wechselte, gab man ihm mit auf den Weg: "Freu dich, jetzt bist du kein Ausländer mehr, Neapel hat dich auf dem schwarzen Kontinent empfangen."

Vor einigen Jahren machten angereiste neapolitanische Journalisten auf der Hellas-Pressetribüne enge Bekanntschaft mit Speichel, Flaschen und randvollen Getränkebechern - sie hatten das zwischenzeitliche 2:0 Neapels etwas zu munter aufgenommen. Eine sich anbahnende Schlägerei unterband die Polizei.

Neapels amüsantester Konter bleibt bis heute das Transparent: "Julia ist eine Nutte". Der Verband befand die spannende Deutung von Shakespeare's Verona-Herumtreiberin weniger sexy. Der strafte jenen TV-Reporter mit 200 Euro Bußgeld ab, der einen SSC-Erfolg im Bentegodi euphorisch zusammenfasste: "Schlusspfiff und jetzt ist es auch amtlich, Julia ist wirklich eine Nutte."

Parodie des Spieltags: Roma-Coach Rudi Garcia zeigte sich nach dem 2:2 bei Aufsteiger Bologna fassungslos: "Das war kein Fußball, sondern eine Parodie. Über Calcio kann ich heute nicht reden, höchstens über eine groteske Lotterie bei Wasserball mit Füßen. Selbst bei unserer 2:1-Führung plädierte ich auf Abbruch."

In der Tat entwickelte sich durch biblische Regengüsse im Schwimmparadies Bologna eine unterhaltsame Humoreske, wenn die Spieler zum unwiderstehlichen Solo anzogen, der Ball jedoch zehn Meter weiter hinten in einem Rasen-Teich Rast machte. Turbulente Wassergefechte im Strafraum erinnerten bisweilen eher an tollende Knirpse im Hotelpool auf Mallorca denn technisch begabte Profis. Zur netten Abrundung verhängte der Referee drei Elfmeter, den letzten verwandelte Mattia Destro zum 2:2-Endstand.

In Rom verschmäht, zelebrierte Destro seinen Treffer gegen das ungeliebte Ex-Team wie den WM-Sieg, riss sich das Trikot vom Leib und sah Gelb. "Dem werde ich die Ohren langziehen. So eine Verwarnung ist Unfug, denn man darf sich das Trikot nicht ausziehen", mahnte Trainer Roberto Donadoni. Na, wo kommen wir denn da hin? Bleibt zu hoffen, dass die FIFA-Beamten diese Nonsens-Regel endlich aus dem Strafenkatalog tilgen. Schön hingegen, dass in einer Ära der 26.000 HD-Kameras, 34 Referees und 112 verschiedenfarbigen Schuhen pro Partie gelegentlich noch solch formidabel nostalgische Retro-Gefechte stattfinden.

Und sonst? Herrlich ist das Fußballerleben offenbar vor allem, wenn man Christian Vieri heißt. In seiner Biographie erzählt Bobo neben dem beruflichen Werdegang auch über inflationäre Frauengeschichten wie beispielsweise mit den aparten Showgirls Elisabetta Canalis oder Melissa Satta, aktuelle Partnerin von Kevin-Prince Boateng.

"Ich lernte sie in Milano Marittima kennen, da war Melissa gerade erst 18. Ich sagte ihr: Du bist bildhübsch, aber noch zu jung. Ich reserviere dich allerdings jetzt schon als Freundin an deinem 20. Geburtstag." Ein Telefonat zwei Jahre später führte schließlich zur Inanspruchnahme der Vorbestellung. Was man in Neapel von Signora Satta hält, ist nicht überliefert.

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Dirty Talk des Spieltags: Mensch, was war das nicht für ein Clasico! Sportlich gesehen waren die beiden Teams ähnlich auf Augenhöhe wie Hayden Panettiere und ihr ukrainischer Kirmesboxer. Da brauchen wir uns eigentlich nicht mehr lange mit aufhalten. Viel spannender am ganzen Clasico-Heckmeck war logischerweise wieder die Zeit vor dem Spiel. Da wollten beide Parteien natürlich mal wieder Eier zeigen. Da Länderspielpause war, hatten beide Seiten auch noch genug Zeit und verwandelten das ganze Vorgeplänkel in ein handfestes, erotisches Vorspiel mit Diry Talk.

Da war auf der einen Seite beispielsweise Gerard Pique. Der gestand, dass das Spiel gegen Real die Barca-Spieler immer "horny" machen würde. Das ist durchaus verstörend, ja. Allerdings folgte schon bald die Antwort von Abwehr-Zerstörer Sergio Ramos. Der hat immer ähnliche Sexträume vor dem Duell mit Barca. Der Clasico habe ihn jetzt zwar noch nicht zum Orgasmus gebracht, erzählte der Spanier und fügte hauchend hinzu: "Aber fast". Sollte Ramos nicht noch bizarrer veranlagt sein, wird ihm nach dem 0:4 dieser sportliche, äh, Höhepunkt wohl auch weiterhin verwehrt bleiben. Was der aufgegeilte Pique nach dem 4:0 so trieb, wollen wir beim besten Willen nicht wissen.

Auch Marc Bartra freute sich wie ein Schnitzel auf el Clasico. Ebenfalls im sexuellen Bann des Spiels postete er auf seinem Twitter-Account: "Lust auf den Clasico! Forca Barca! #FCB #MESQUEUNCLUB #ELCLASICO" Wenige Stunden später gab Barca-Coach Luis Enrique den 18er-Kader bekannt und strich Bartra aus Leistungsgründen aus dem Kader. Forca am Arsch, dachte sich Bartra und löschte den Tweet umgehend nach der Verkündung.

Peitsche des Spieltags: Nach all dem Clasico-Glamour geht's ab in den Untergrund des spanischen Amateur-Fußballs. Unter der Woche flatterte eine Meldung in die Redaktion, bei der jeder sofort dachte: "Macht doch jetzt da nicht so einen Aufstand. Mannomann". Eigentlich lief alles normal beim Spiel der zweiten andalusischen Liga zwischen CD Abes und Gabia CF. Bestimmt immer ein Klassiker, diese rassigen Duelle zwischen Abes und Gabia. Huiuiui.

Am letzten Wochenende stürmte laut der spanischen Zeitung "Marca" irgendwann ein Flitzer quer übers Spielfeld und versuchte, "die Linienrichterin mit seinem Penis zu schlagen". Ein Schrei ging durch die spanische Medienlandschaft. Liebe spanische Kollegen, da muss man jetzt doch nicht gleich mit dem Finger auf einzelne Personen zeigen. Hey, das kann doch jedem mal passieren. Da passt man einmal kurz nicht auf - zack - schon hat man seinen Dödel in der Hand und watscht damit die blonde Supermarkt-Kassiererin am Unterarm ab. So etwas passiert halt nun mal. Prüde Iberer...

Algo mas? Sportartikelhersteller Adidas nutzte die Länderspielpause, um sämtliche EM-Trikots für das kommende Jahr auf den Markt zu schmeißen. Auch die Spanier kamen unter der Woche in den Genuss, ihr neues Gewand zu betrachten. Während das Heimtrikot, oh Wunder, oh Wunder, komplett rot und ähnlich innovativ wie das Heimtrikot der deutschen Nationalelf ist, erregt das zweite Trikot der Spanier die Gemüter.

Dieses ist weiß und ist auf der Vorderseite mit kleinen Dreiecken in verschiedenen Gelb- und Rottönen bestückt. Die sind allerdings dermaßen wild verteilt, dass der ein oder andere nicht ganz happy mit dem Trikot ist. "Etwas noch nie Dagewesenes" ist da noch eine der nettesten Bezeichnungen. Andere vergleichen das Trikot vielmehr mit dem deutschen WM-Trikot von 1990.

Hallo? Geht's noch? Unser Leibchen damals hatte Klasse. Und Stil. Und sowieso. Dieser Vergleich zieht nicht. Das ändert auch trotzdem die Tatsache nicht, dass das spanische Trikot nicht die Krone der Schöpfung ist. "Ein erwachender Albtraum" und "verkokelte Habanero" war ebenfalls zu lesen. Unser Favorit: "Dieses Trikot sieht aus, als habe sich jemand Paella über das weiße T-Shirt gekotzt".

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Von Frank Oschwald

Abramowitsch 2.0 des Spieltags: Es gibt ja den ein oder anderen Fußballer, der sich neben der aktiven Karriere ein zweites Standbein aufbaut. Der eine gründet eine Fußballschule, der andere macht einen Sportladen auf, ein weiterer legt so klugerweise jeden Monat etwas unters Kopfkissen. So auch Arsenals Mathieu Flamini. Der Franzose macht in seiner Freizeit das, was man als Fußballprofi in seiner Freizeit halt eben so macht: den Energiemarkt revolutionieren zum Beispiel.

Gemeinsam mit einem Kumpel entwickelte Flamini eine chemische Verbindung, die offenbar das Potenzial hat, Erdöl als Energieressource zu ersetzen. Sollte dies gelingen, wäre er einer der Vorreiter der erneuerbaren Energien. Sieben lange Jahre sprach Flamini mit kaum jemandem über diese Entwicklung und lüftete das Geheimnis nun erst in der Länderspielpause. "Ich wollte erst damit rausrücken, wenn wir wirklich einen Durchbruch erzielt haben", so der Franzose.

Der Wert von Flaminis Firma, die inzwischen 80 Mitarbeiter hat, soll laut Experten bei - anschnallen - 20 Milliarden Pfund liegen. Iarden! Nicht ionen! Milliarden! Auch wenn ihm nur die Hälfte gehört, spielt er damit in der gleichen Liga wie Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch. Arsenal-Fans schlugen ihm deshalb unter der Woche schon Investitionsmöglichkeiten vor. Er solle doch mal eben Tottenham kaufen und zu Grunde richten. Kein schlechter Plan. Andere bettelten einfach nur so um Geld. Das wollen wir eigentlich gar nicht haben. Wir würden allerdings alles geben, um so zu heißen wie der Mitgründer von Flaminis Firma: Pasquale Granata.

"Schatz-es-ist-nicht-das-wonach-es-aussieht" des Spieltags: Es begann alles mit einer herzzerreißenden Geschichte. Anfang November unterzeichnete Patrick "Paddy" Kenny beim Drittligisten FC Bury einen Vertrag und kehrte somit genau dorthin zurück, wo für ihn alles begann. 1998 wechselte der siebenmalige Irische Nationalkeeper für umgerechnet 15.000 Euro von Bradford Park an die Gigg Lane. Der viel zitierte Kreis schien sich für ihn jetzt zu schließen.

Doch nach handgezählten 13 Tagen nahm der Keeper schon wieder den Hut. Dreizehn! Ach so, liebe NBA-Fans, diese albernen Tages-Verträge gibt's im Fußball nicht. Deshalb ist das hier schon etwas Besonderes. Denn das schaffte nicht einmal Christian Wetklo bei seinem Guinness-Weltrekord-Versuch im vergangenen Sommer. Doch was kann ein 37-Jähriger denn um Himmels willen in so kurzer Zeit so dermaßen falsch machen, dass er nach 13 Tagen wieder vor der Tür steht und diese herzzerreißende Geschichte hier mit Füßen tritt?

Machte er als Ex-Superstar einen auf dicke Hose? Kam er betrunken ins Training? Oder zündete er aus Versehen den Präsidenten an? Fast. Vielmehr merkte Kenny, dass seine Wadenverletzung ihm immer noch zu schaffen machte. Da er derzeit nicht spielen könne, habe er auch kein Geld vom Verein verdient, so Kenny und kündigte den Vertrag. Hach...

Ähnlich, aber doch ganz anders erging es Kennys Torwart-Kollege James Bittner vom Viertligisten Plymouth Argyle. Der Brite feierte am vergangenen Wochenende sein Debüt im Profi-Fußball. Wir geben ja zu, sportlich gesehen ist das knapp über einem Erstrundenmatch beim Nürnberger Versicherungscup der Frauen anzusiedeln. Interessant wird es allerdings, wenn man bedenkt, dass der gute Herr Bittner inzwischen 34 Jahre alt ist und, na ja, etwas auf seinen Einsatz hat warten müssen. 4991 Tage, also über 13 Jahre, nach seiner ersten Berufung in den Kader einer Profi-Mannschaft wartete der arme Tropf auf einen Einsatz. Jetzt klappte es endlich. Ewige Nummer 2? Am Arsch die Räuber!

Anything else: Ach ja, gespielt wurde am Wochenende ja auch noch. Aus deutscher Sicht natürlich ein dufter Spieltag. Schweini sorgt für den Sieg und Klopps Liverpool zerquetscht City mit 4:1. Zudem geht die irre Geschichte um Jamie Vardy weiter. Bereits im zehnten Spiel in Folge knipste der Leicester-Goalgetter und stellte somit den Rekord von einem gewissen Ruud van Nistelrooy ein. Zur Erinnerung: Vor etwas mehr als drei Jahren spielte Vardy für Fleetwood Town in der fünften englischen Liga. Und im letzten Sommer fragte er noch via Twitter, ob jemand eine Bude für ihn in Leicester habe. Jetzt rockt er die Premier League.

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