Vegetarische amatriciana ohne Tomaten

Von Oliver Birkner / Frank Oschwald
Extase, Emotionen und unbändige Freude: Ein Fan beim Derby della Capitale
© getty

Geschmacklich haben die Blitzlichter in dieser Woche so einiges zu bieten: In Italien schmeckt die Pasta eher so mezzo, während man in der Premier League offensichtlich nicht immer ein Freund des guten Geschmacks ist. Den Vogel aber schießt man in der Primera Divsion ab - oder vielmehr das Huhn.

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Serie A

Von Oliver Birkner

No-Look-Derby des Spieltags: AS gegen Lazio ist zweifelsohne eines jener Derbys, das man mal live erlebt haben sollte. Wer am Sonntag anwesend war, hält diese Behauptung wohl für Irrsinn. Gelbrot und Weiß-Himmelblau vereinten sich zum gemeinsamen Protest und erhielten zum internationalen Stelldichein Unterstützung von Ultras aus England, Polen und Spanien. Aus Ärger über die von Polizeichef Franco Barrielli installierten Trennbarrieren der Curva Nord und Sud diktierten die einflussreichsten Fangruppen einen Boykott der Partie, was zu einem tristen Machtspielchen und surrealen Novum führte: Nie hatte es seit dem ersten Derby im Stadio Olimpico 1953 weniger Zuschauer gegeben. Knapp 35.000 besetzten die Arena gerade zur Hälfte.

Manch Jahreskarteninhaber verzichteten auf das Erscheinen, da sie Repressalien fürchteten. Eine Idee steckte freilich schon hinter der Maßnahme des Signor Barrielli, denn einige der römischen Tifosi gehen nicht immer zimperlich vor. So verkommt die Spannung zwischen Teilen der Anhänger gegen Präsidenten und Polizei mittlerweile zur leiernden, politischen Posse, in der es keineswegs mehr um den Calcio geht.

"Diese Partie vor halbleerem Olimpico ist wie eine vegetarische amatriciana ohne Tomaten", seufzte ein prominenter Radiomensch und bemühte eine imaginäre Todsünde des traditionellen römischen Pastagerichts zum Vergleich. Die Gazetten schrieben von "No-Look-Derby" und "Derby des Schweigens". Achja, die Roma siegte im ansprechenden 150. Stadtvergleich verdient 2:0. Einige hatten es miterlebt.

Idioten des Spieltags: Antonio Conte ist für unmissverständliche Worte und Maßnahmen bekannt. Bei seiner letzten Klubstation Juventus geriet Rumpelstilzchen offenbar gehörig mit Gigi Buffon aneinander. Die neue Biographie des Trainers vor dem letzten Heimspiel 2014 (Juve war bereits Meister, doch Conte wollte die 100 Punkte knacken) erzählt von einer freundschaftlichen Unterhaltung. Buffon bat im Videoraum auf Geheiß des Sportchefs um eine Klärung der Meisterprämien und Conte holte aus: "Ihr geht mir alle auf den Sack, alle! Raus, ich will euch nicht mehr sehen!"

Buffon reagierte erstaunt und provozierte den nächsten Ausbruch: "Und du halt's Maul, Gigi! Von dir hätte ich mir das nicht erwartet. Scheiß-Prämien, alles Arschlöcher! Du verstehst rein gar nichts, einen Scheißdreck. Du bist eine einzige Bankrotterklärung, wenn du nur den Mund aufmachst. Genauso wie all die anderen Idioten hier." Immerhin schloss Juve mit 102 Zählern ab und Conte verließ nach der Sommerpause all seine Idioten.

Und sonst? Conte-Nachfolger Max Allegri schwirrten im Fall Alvaro Morata eventuell ähnliche Begriffe durch den Kopf. Der Spanier musste bei der Partie in Gladbach auf Anweisung von Referee Kuipers die verschieden farbigen Stutzen wechseln und Allegri tobte: "Das ist keine verdammte Modenschau, sondern Fußball! Man kann nicht drei Minuten in Unterzahl bleiben, weil ein Jüngelchen scheinbar mehr Zeit in Sockenauswahl als Spielvorbereitung investiert."

In Empoli spielte Morata zum Glück 68 Minuten Modeunfallfrei und Allegri erklärte hinterher, dass künftig keine Gefahr mehr bestünde. Er habe dem Stürmer drei paar Stutzen geschenkt, ein Farbe für jede Trikot-Couleur. Es existiert also weiter Hoffnung für Juves Aufholjagd in der Liga.

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