"Beschissenste Idee des Jahrhunderts"

Von Oliver Birkner / Oliver Wittenburg / Andreas Lehner
"Ja, Lothar. Ich du bleibst Rekordnationalspieler. Nördlich der Alpen"
© getty
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Premier League

von Oliver Wittenburg

Zauberei des Spieltags: Menschen sind zu verrücktesten Sachen in der Lage. Ein Däne namens Karsten Maas hat einen über vier Meter langen Golfschläger gebaut. Klasse Sache. Und bei "Wetten, dass...?" hat mal einer den Reifen an seinem Auto gewechselt - während der Fahrt. In eine ähnliche Kategorie von Ausnahmetalenten gehört Joleon Lescott. Der Abwehrspieler von Aston Villa hat auf der Heimfahrt vom Spiel gegen Liverpool am Sonntagabend ein Bild bei Twitter gepostet. Und jetzt kommt das Irre: Er hat den Tweet per Telekinese abgesetzt. Da staunt man nicht schlecht. Per Telekinese. Wie Sissy Spacek in "Carrie". Wobei Twitter gab's noch nicht, als Carrie rauskam. Sissy Spacek lässt halt Leute vom Rad fallen oder verwandelt die Turnhalle der High School in ein flammendes Inferno. Solche Sachen. Und Joleon Lescott hat das Bild eines Autos gepostet. Er hat dabei allerdings ein paar Fehler begangen.

Erstens: Es handelt sich um ein sehr teures Auto. 150.000 Euro plus x. Das erregt Neid. Zweitens: Er hat den Post unmittelbar nach Villas 0:6-Debakel gegen Liverpool abgesetzt. Das erregt Zorn. Drittens: Er hat dem Bild einen riesigen Haufen verbaler Scheiße hinterhergeschickt. Das erregt Blutrausch. "Ich bin keiner, der gleich nach dem Spiel twittert. Ganz egal, ob das Ergebnis gut (wovon sprechen Sie? Anm. d. Red.), schlecht (so viel Zeit hätten Sie gar nicht) oder irgendwo dazwischen ist. Für die heutige Leistung möchte ich mich aber entschuldigen, persönlich und im Namen der Mannschaft (haben die anderen keine eigenen Accounts?). Liverpool ist und war besser, das ist aber keine Entschuldigung für mein fehlendes Engagement und das der ganzen Mannschaft.[...] Komm zum Punkt, Mann! Ich möchte noch hinzufügen, dass der Tweet auf meinem Account mit dem Bild eines Autos aus Versehen (totally accidental) rausging. Es passierte während der Fahrt, als sich das Handy in meiner Hosentasche befand." Keine Frage, ein Genie.

Welbeck des Spieltags: Der Award geht natürlich an Danny Welbeck. Wenn man sich ein Comeback malen könnte, dann würde es vermutlich so aussehen: Du bist zehn Monate raus, mental (und vom Kopf her) total am Ende. Dann bist du wieder fit, aber dein Trainer zögert noch, dich wieder in den Kader zu nehmen, weil eben so ein verdammt wichtiges Match ansteht. Am Tag vor dem Spiel gibt sich der Coach einen Ruck und nominiert dich auf den letzten Drücker. Dann sitzt du draußen und hoffst und bangst. Deine Jungs liegen hinten. Verdient. Der Gegner ist verdammt gut. Dann der Ausgleich.

Aber ein 1:1 ist einen Dreck wert. Dann die letzte Minute. Der Trainer zeigt auf dich. Deine Zeit ist gekommen. Ein letzter Freistoß, fast fünf Minuten über die Zeit. Der Ball kommt tatsächlich in deine Richtung. Du steigst hoch, höher als alle anderen... und die Welt explodiert. Danach ist auch Twitter explodiert vor lauter Welbeck-Gutfindung. Aber mal im Ernst: Ist das nicht unendlich profan?

Anything else? Aber hallo! Bei aller Liebe für Geschichten wie der von Danny Welbeck muss man auch mal sagen: Es wäre schon geil, wenn Leicester das Ding durchziehen und Meister werden würde. Mit einer am Grabbeltisch zusammengelogenen Truppe den Pfeffersäcken aus London und Manchester mal schön die lange Nase drehen... priceless! Und als wären die Jungs nicht schon cool genug, machen die jetzt mal eine Woche Urlaub. "Sie haben sich das verdient. Sie haben fantastisch gespielt", meinte Coach Claudio Ranieri nach der 1:2-Niederlage bei Arsenal. "Keine Ahnung, wo sie jetzt hinfahren. Dubai vielleicht. Sie können machen, was sie wollen. Ich bleib noch einen Tag in London, dann geht's nach Rom."