Nur 68 Tage nach seiner Berufung zum englischen Fußball-Teammanager hat sich Sam Allardyce durch ein fingiertes Interview mit verdeckten Reportern um seinen Job gebracht.
Am Dienstagabend gab der englische Fußball-Verband FA die "offiziell" einvernehmliche Trennung vom 61-Jährigen bekannt. "Das war keine leichte Entscheidung, aber wir mussten die Interessen des Verbandes und den hohen Standard der Verhaltensregeln im Fußball schützen", hieß es in der Erklärung der FA.
Sam Allardyce war heimlich dabei gefilmt worden, wie er Tipps zum Umgehen der Transferregeln gibt. Außerdem hatte sich der Coach in dem Video über seinen Vorgänger Roy Hodgson lustig gemacht, Nationalspieler verunglimpft, die FA als "dumm" bezeichnet und deren Präsident Prinz William kritisiert. Der Verband hatte das Video, das Journalisten des Daily Telegraph aufgenommen haben, laut der BBC eingesehen und Ermittlungen aufgenommen.
Allardyce äußerte sich nach seiner Demission betroffen. Es sei eine große Ehre gewesen, im Juli zum Trainer ernannt worden zu sein, so der Manager, "nun bin ich über den Ausgang sehr enttäuscht." Am Nachmittag hatte sich Allardyce unter anderem mit Verbandschef Greg Clarke getroffen und sich "aufrichtig für meine Aktionen entschuldigt. Ich bedaure meine Aussagen bezüglich der anderen Personen".
Jürgen Klinsmann als Kandidat bei der FA?
In den sozialen Netzwerken musste Allardyce nach Bekanntwerden der Affäre umgehend Hohn und Spott ertragen. Die englischen Buchmacher nahmen sofort Wetten auf mögliche Nachfolger an. Zu den Kandidaten gehört laut Medienberichten erneut Jürgen Klinsmann. Der US-Nationaltrainer war bereits im Sommer gehandelt worden.
Konkret geht es darum, dass Allardyce im August bei einem Gespräch mit angeblichen Investoren aus dem Fernen Osten in London erklärt haben soll, wie die FA-Regularien bezüglich der Dritteigentümer-Verträge zu umgehen sind. Dies sein kein Problem, soll Allardyce wörtlich gesagt haben. Bei den Investoren handelte es sich in Wirklichkeit um verdeckte Reporter des Telegraph.
Allardyce holt zum Rundumschlag aus
In dem Video macht sich Allardyce offenbar auch über den Sprachfehler Hodgsons lustig. Auf die FA ging er los, weil der Verband eine Milliarde Euro in die Renovierung des Wembley-Stadions investiert habe. Prinz William wird von Allardyce wohl angegriffen, weil der Thronfolger nicht zur Präsentation des Logos für die EM 2020 gekommen war.
Zu allem Überfluss hat Allardyce offenbar auch noch einen Beratervertrag mit den "Investoren" abgeschlossen, der ihm 461.000 Euro einbringen sollte. Dabei kassierte der Trainer-Routinier 3,5 Millionen Euro im Jahr von der FA. Für andere Tätigkeiten hätte der Coach das Einverständnis des Verbandes gebraucht. Allardyce hatte im Sommer einen Zweijahresvertrag beim Verband unterschrieben.
Am Sonntag wollte Allardyce sein Aufgebot für die nächsten beiden WM-Qualifikationsspiele bekannt geben. Am 8. Oktober trifft England im Wembleystadion auf Malta, am 11. Oktober ist Slowenien in Ljubljana Gegner der Three Lions. Im ersten Qualifikationsspiel hatten sich die Engländer, die im Achtelfinale der zurückliegenden EM-Endrunde an Island gescheitert waren, mit 1:0 gegen die Slowakei durchgesetzt.
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