Primera Division
von Oliver Wittenburg
Unmensch des Spieltags: Wir kennen uns aus mit dem Phänomen des Doppelgängers. Jean Pauls Siebenkäs, Stevensons Dr. Jekyll und Mr. Hide, Wildes Dorian Gray, Bonny und Clyde, Tom & Jerry und wie sie alle heißen... Das Motiv ist allgegenwärtig in der Kunst. Seit 1800 ungefähr. Was das mit dem 12. Spieltag der Primera Division zu tun hat?
Die Frage ist und bleibt: Wer (oder was) ist Cristiano Ronaldo?
Am Wochenende tauchte seine Ode an die Mannschaft auf. Gehalten hat er sie kurz nach dem Endspiel der Europameisterschaft in Paris. Er pfeife auf seine individuellen Auszeichnungen und auf die Champions League, sagte er da, es sei der glücklichste Tag seines Lebens.
Ist das der echte Cristiano Ronaldo? Der Altruist? Der Teamspieler? Der Gönnenkönner?
Andere Perspektive: Ronaldo am Samstag im Madrider Derby. Als Cyborg. Als eiskalter Killer. Als Selbstdarsteller, Narzisst und eitler Geck. Ist das sein wahres Ich?
Twitter hilft wie immer wenig: Wer drei Tore im Vicente Calderon gegen ein von Diego Simeone gecoachtes Team schieße, sei kein Mensch, gibt's da etwa zu lesen. Danke für den Tipp! Vielleicht ist er auch ein Kampfhubschrauber der US Army (siehe Tweet).
Aber kein Vorwurf, wir wissen es ja selbst nicht besser. Ronaldo ist Ronaldo oder eben auch zwei.
Love him or hate him. Es gibt kein Dazwischen.
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Scherbenhaufen des Spieltags: Viel simpler als das Ronaldo-Rätsel aufzuklären, ist es, das zu definieren, was der Gute von Atletico übriggelassen hat. Einen Haufen Schrott nämlich.
Zu den Fakten: In der Ära Simeone waren die Rojiblancos nach zwölf Spieltagen noch nie so mies. Erbärmliche 21 Punkte stehen 31, 33, 26 und 26 puntos aus den zurückliegenden Jahren gegenüber. Dann sind da ohne Ende Brandherde: Stress mit Gabi, der nach seiner Auswechslung im Derbi auf der Bank förmlich randalierte. Stress mit Koke, der während des laufenden Spiels mit seinem Trainer debattierte und offenbar Hilfe suchte oder sich beschwerte, jedenfalls aber total von der Rolle war.
"Was stimmt nicht bei Atletico?", fragt deshalb die Marca besorgt, nur um dann sofort die Lösung zu präsentieren: zu viel Qualität.
Richtig gelesen! Der Niedergang Atleticos wurde mit Griezmanns Verpflichtung eingeleitet - und jetzt mit den unverschämt vitalen Auftritten Yannick Ferreira Carrascos auf eine ungute Spitze getrieben. Zugegeben, die "Marca" erklärt das schon ganz stichhaltig, aber die Quintessenz ist trotzdem putzig. Gut + gut = Scherbenhaufen.
Algo mas? Man könnte jetzt noch darüber mutmaßen, ob Koke nach dem Derby wirklich Ronaldo eine "Schwuchtel" geheißen hat, wie ein Radiosender wissen will, und was man damit anfangen könnte. Zu Punkt 1 trägt das Thema wenig bei und Punkt 2 hat ja schon auf den katastrophalen Zustand Atletis hingewiesen. Außerdem soll's ja unter "außerdem" nicht auch noch um das Madrid-Derby gehen, sondern um was anderes.
Also: Was tut man, wenn man sich eine neue Tribüne für Stadion geleistet hat und noch ein paar Tickets verkaufen will? Man plant einen Marketing-Coup, der sich gewaschen hat, und scheffelt Zaster.
SD Eibar hat das nicht gemacht. Die wackeren Basken schickten ein paar in Chemikalienschutzanzüge gewandete Gestalten auf die lausig besuchte Prematch-Pressekonferenz, verteilten Flugblätter mit der Warnung vor einem tödlichen Killer-Virus (ja, das haben Killerviren so an sich, dass sie tödlich sind) und beendeten die Ausführungen von Jose Luis Mendilibar zum bevorstehenden Kick gegen Celta Vigo, indem sie dem Coach eine Atemschutzmaske anlegten.
Große Show. Wir sind auf den nächsten Kassensturz gespannt.