SPOX: Haben Sie sich zwischenzeitlich etwas ignoriert gefühlt?
Tasci: Nein. Er hat mit mir natürlich über meine Situation gesprochen. Es gibt immer Trainer, die tun das häufiger und welche, die tun es seltener. Ich bin keiner, der jeden Tag ein Gespräch benötigt. Ich konzentriere mich lieber auf das Training und auf mein Spiel.
SPOX: Immerhin haben Sie in diesen sechs Monaten Ihre Vita aufpoliert und die Meisterschaft sowie den DFB-Pokal gewonnen. Konnten Sie sich auch darüber freuen?
Tasci: Ja, ich fühle mich als Doublesieger. Ich sehe es so, dass immer der gesamte Kader dazugehört und jeder seinen Beitrag leistet.
SPOX: Während Sie in München kickten ist 250 Kilometer weiter westlich Ihr Ex-Verein VfB Stuttgart in die 2. Liga abgestiegen. Wie haben Sie diesen freien Fall beobachtet?
Tasci: Der Abstieg hatte sich ja in den Vorjahren gewissermaßen angekündigt. Es tat mir sehr weh, denn der VfB ist und bleibt einfach mein Verein. Das ist jetzt schon eine schwierige Gemengelage für alle, auch für die Stadt und die Menschen aus der Region. Der VfB gehört in die Bundesliga, das steht für mich fest. Es bleibt nur zu hoffen, dass man aus den Fehlern gelernt hat. Ich war positiv überrascht, dass sie nun auf ein unbeschriebenes Blatt wie Hannes Wolf setzen. Momentan sieht es gut aus und ich bin mir auch sicher, dass sie wieder aufsteigen werden.
SPOX: Angekündigt hatte sich damals auch Ihr Abgang aus Stuttgart. Es waren über Jahre mehrere große Klubs aus dem Ausland an Ihnen interessiert. Plötzlich ging es aber nach Russland - auch damals kurz vor Schließung des Transferfensters.
Tasci: Ich wollte den VfB eigentlich nie verlassen. Mein Vertrag lief allerdings aus und nach vielen Gesprächen haben sich die Anzeichen stark verdichtet, dass wir uns nicht einig werden. Ich hätte natürlich bleiben und ablösefrei wechseln können, doch das wollte ich dem VfB finanziell nicht antun.
SPOX: War die Entscheidung für Moskau dann eine spontane?
Tasci: Nein, Spartak war schon eine Weile an mir dran. Es gab wie Sie schon sagten auch permanent andere Interessenten und ich war mir dann eben eine gewisse Zeit lang nicht sicher, wie und ob es in Stuttgart überhaupt weitergehen würde. Der Idealfall wäre gewesen, in Stuttgart zu bleiben und beim VfB die Karriere zu beenden. Fußball ist aber kein Wunschkonzert. Letztlich hat mir das sportliche und finanzielle Paket von Spartak einfach am besten gefallen.
SPOX: Sie wechselten dann verletzt nach Moskau und kamen in der ersten Saison nur zu vier Einsätzen. Hatten Sie zwischenzeitlich Zweifel, ob der Transfer die richtige Entscheidung war?
Tasci: Überhaupt nicht, gezweifelt habe ich nie. Mir war klar, dass die erste Saison holprig sein würde. Ich hatte ja das erste Saisonspiel noch für den VfB gemacht und mich dort leider am Außenmeniskus verletzt. Es hat daher auch für Spartak gesprochen, dass sie mich trotz der Blessur unbedingt haben wollten, obwohl ich nach der OP monatelang ausfiel.
SPOX: Wie wahrscheinlich wäre es denn eigentlich gewesen, wieder nach Stuttgart zurückzukehren, wenn der VfB die Klasse gehalten hätte?
Tasci: Das ist natürlich sehr hypothetisch. Ich kann nur sagen: Ich werde irgendwann wieder nach Stuttgart zurückkehren, ob als Spieler oder in anderer Funktion. Ich will da auf jeden Fall wieder dabei sein.
SPOX: Was ist wahrscheinlicher: Dass Sie noch als Spieler wieder nach Stuttgart wechseln oder doch einmal in die Türkei gehen?
Tasci: Die Türkei bleibt weiterhin immer eine Option für mich. Das möchte ich auch nicht ausschließen. Ich habe hoffentlich noch ein paar Jahre als Fußballer vor mir. Mal sehen, was sich dann ergibt.
SPOX: Und wie soll es nach der Karriere weitergehen, haben Sie da schon etwas im Kopf?
Tasci: Nein, konkrete Gedanken gibt es nicht. Ich möchte im Fußball bleiben, das steht fest. Es gibt in diesem Geschäft viele Möglichkeiten. Ich habe da keine Präferenzen. Als Trainer würde es beispielsweise sofort mit dem intensiven Tagesgeschäft, wie man es auch als Spieler kennt, weitergehen. Ich kann mir das aber schon auch vorstellen.
SPOX: Verraten Sie uns diesmal eigentlich Ihren Lieblingsklub in der Türkei? Im letzten SPOX-Interview haben Sie noch herumgedruckst.
Tasci: Nix gibt's, das ist eine zu heikle Angelegenheit. (lacht) Ich kann Ihnen auch schon versprechen, dass ich das bei unserem nächsten Interview auch nicht verraten werde.