Malouda sitzt in diesen Tagen vor dem inneren Auge meist im Anzug auf der Anklagebank. Selten wird der 37-Jährige mit dem Ball am Fuß assoziiert, wobei er genau deswegen vor Gericht musste. Der 80-fache französische Nationalspieler entschied sich im vergangenen Jahr, neben der Equipe Tricolore auch für sein Geburtsland Französisch-Guyana aufzulaufen. Nicht erlaubt? Doch.
Denn die rund 250.000 Einwohner starke Nation in den West Indies ist zwar Mitglied des CONCACAF-Verbands, nicht aber der FIFA. Da beim Gold Cup jedoch FIFA-Regeln gelten, hätte Malouda gegen Honduras nicht auflaufen dürfen. Der Spieler wurde für zwei Spiele gesperrt, die Partie mit 0:3 aus Sicht seiner Mannschaft gewertet.
Nun saß Malouda also da, auf der Anklagebank, im Anzug. Der kleine Verbandsskandal schlägt höhere Wellen als Maloudas immer noch aktive Karriere. Das wird auch noch für die kommenden Wochen so bleiben. "Ich zweifle das Urteil an. Ich bin im Recht", betonte Malouda vor den Mikros der AFP. Bis zum 6. Februar wurde eine Entscheidung erwartet. Offensichtlich hat Malouda noch nicht mit seiner Karriere abgeschlossen, obwohl ihm die Reise zu seinen Wurzeln mehr Energie kostete als geplant.
Malouda erobert Indien: "Ein surreales Gefühl"
Diese Reise begann bereits im August 2015, als Malouda seiner indischen Abstammung auf den Grund ging. Seine Urgroßmutter lebte im 19. Jahrhundert in Kalkutta, ehe sie 1856 als Sklavin nach Mittelamerika verschleppt wurde.
Knapp 160 Jahre später kehrte ihr Urenkel in diese Stadt zurück. "Es ist ein surreales Gefühl, in eine Stadt zu kommen, in der ich selbst noch nie war, es jedoch Verbindungen zu meinen Vorfahren gibt und alle nur Fotos mit mir machen wollen", sagte Malouda gegenüber sport.360.
1500 Kilometer nordwestlich liegt Neu-Delhi, wo Malouda eineinhalb Jahre seiner Karriere bei den Delhi Dynamos verbringen sollte. "Indien blieb immer in meinem Hinterkopf. Als Prashant Agarwal [Präsident der Delhi Dynamos; Anm. d. Red.] mir dann sein Angebot unterbreitet hat, konnte ich nicht anders", sagte Malouda.
In Delhi spielte der Champions-League-Sieger von 2012 erst unter Spielertrainer Roberto Carlos, dann unter Trainer Gianluca Zambrotta, seines Zeichens Weltmeister mit Italien 2006. Trotz der neuen Star-Power der Indian Super League sei das Land noch nicht bereit für eine große Fußball-Liga. "Indien bringt viele Voraussetzungen für den Fußball mit, aber es muss noch viel passieren", erklärte Malouda.
Persönlich lief es für den Routinier im Orient aber bestens. Direkt in seiner ersten Saison wurde Malouda erst Kapitän, dann zum "Hero of the League" gewählt, was einer MVP-Auszeichnung gleichkommt.
Malouda erobert Ägypten: "Ein höheres Level"
Diese Verehrung riss weder beim vorzeitigen Abschied aus Delhi, noch bei seiner frenetisch umjubelten Ankunft in Kairo ab. Dort spielte Malouda für ein halbes Jahr bei Wadi Degla. Er folgte dabei dem Ruf von Trainer Patrice Carteron, den er bereits in Frankreich kennen und schätzen lernte.
Die Delhi Dynamos erfüllten ihrem Kapitän diesen Wechselwunsch in Form einer Leihe. In 18 Pflichtspielen verhalf Malouda dem Klub aus Kairo mit drei Toren und acht Vorlagen noch zu Platz fünf in der Abschlusstabelle. Sowohl in Indien als auch in Ägypten überschütteten Fans und Funktionäre den einstigen Chelsea-Star mit Liebe.
Wieso? Malouda überzeugte durch Wettkampf-Spirit, Führungsqualitäten und Hingabe zum Spiel. Klub-Boss Maged Samy sagte über Malouda: "So ein weltklasse Spieler wie er hebt seine Mitspieler unmittelbar auf dem Platz auf ein höheres Level."
Karrierestationen von Florent Malouda | Zeitraum |
LB Chateauroux (Frankreich) | Jugend - 2000 |
EA Guingamp (Frankreich) | 2000 - 2003 |
Olympique Lyon (Frankreich) | 2003 - 2007 |
FC Chelsea (England) | 2007 - 2013 |
Trabzonspor (Türkei) | 2013 - 2014 |
FC Metz (Frankreich) | 2014 - 2015 |
Delhi Dynamos (Indien) | 2015 - 2016 |
Wadi Degla | 2016 |
Delhi Dynamos (Indien) | 2016-2017 |
FC Differdange 03 (Luxemburg) | 2017 - ? |
Malouda (fast) am Ende seiner Reise: "Ich liebe das Spiel, aber ..."
Eben diese Qualitäten hofft auch Pascal Carzaniga begrüßen zu dürfen. Der Franzose trainiert den FC Differdange 03, der das Engagement mit Malouda am Donnerstagabend stolz auf seiner Facebook-Seite verkündete. Malouda in Luxemburg? Wieso nicht? Immerhin hat der Linksaußen seit einigen Jahren einen Wohnsitz im Großherzogtum. Außerdem eröffnete Malouda jüngst ein Restaurant inmitten der Innenstadt.
Und: Seit Oktober 2017 hält sich Malouda bei den 03ern fit. Schon damals keimte Hoffnung auf bei Differdange.
"Ich bin glücklich. Ich mache meine Entscheidung von einem Mix aus dem richtigen Umfeld und der richtigen sportlichen Herausforderung abhängig", sagte Malouda gegenüber der AFP. Aussagen, die Fußball-Luxemburg am Rad drehen ließen. Die Euphorie war schon vor der Vertragsunterschrift unbeschreiblich groß.
Dabei wusste Malouda selbst noch nicht einmal, welchen Schritt er als nächstes gehen will: "Ich liebe das Spiel, aber ich habe nicht ohne Grund Schritt für Schritt meine aktive Karriere ausgebremst. Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich meine Karriere beenden will, oder auf einem niedrigeren Level fortfahre." Nun ist die Entscheidung gefallen. Malouda unterzeichnete seinen womöglich letzten Profivertrag.