Von 2011 bis 2014 haben Sie als Trainer verschiedener deutscher U18 und U19 Nationalmannschaften gearbeitet. Gibt es einen Spieler aus dieser Zeit, auf dessen spätere Karriere Sie besonders stolz sind?
Ziege: Ja, Matthias Ginter. Er war bei den U-Nationalmannschaften zunächst nie dabei, bis er uns bei einem U18-Sichtungsturnier in Duisburg aufgefallen ist. Bei Freiburg hat er damals im defensiven Mittelfeld gespielt, aber wir haben ihn als Innenverteidiger gesehen und eingesetzt. Dass er wenig später Weltmeister wurde, war eine große Bestätigung für uns.
Ein anderer Spieler, mit dem Sie beim DFB zusammengearbeitet haben, ist Marc-Andre ter Stegen. Was für ein Typ ist er?
Ziege: Ich kannte ihn schon von Borussia Mönchengladbach. Er spielte damals in der U15, wir haben ihn aber manchmal bei meiner U17 mittrainieren lassen. Ich habe ihn als unfassbar fokussierten, ehrgeizigen und professionellen Menschen kennengelernt. Bei ihm war klar, dass er es ganz nach oben schaffen wird.
Zwei einst gehypte Ex-Spieler von Ihnen sind mittlerweile vereinslos und trainieren gemeinsam beim KFC Uerdingen mit: Samed Yesil und Sinan Kurt. Was ist bei Ihnen falsch gelaufen?
Ziege: Bei Samed sind zwei Sachen zusammengekommen: Einerseits ist er aus meiner Sicht den falschen Weg gegangen und viel zu früh zum FC Liverpool gewechselt, andererseits hatte er großes Verletzungspech. Mit fehlender Spielpraxis ist es schwer, die alte Form und die alten Fähigkeiten wieder zu erreichen.
Und Sinan Kurt?
Ziege: Sinan hat eine unglaubliche Qualität im Spiel nach vorne, das Defensivspiel vernachlässigt er aber gerne. Außerdem muss man genau wissen, wie man ihn packt. Um seine Leistung zu bringen, braucht Sinan einen Trainer, der sich sehr intensiv um ihm kümmert. Die meisten Trainer wollen oder können sich die Zeit dafür aber nicht nehmen.
Zuletzt spielte Kurt in der zweiten österreichischen Liga bei WSG Wattens, musste dort aber im Sommer gehen. Könnten Sie sich vorstellen, ihn nochmal zu trainieren?
Ziege: Natürlich habe ich darüber nachgedacht. Aber ich bezweifle, ob ihn mein aktueller Verein reizt.
Ziege: "Hoeneß ist für mich fast wie ein zweiter Vater"
Uli Hoeneß tritt am 15. November von seinen Ämtern beim FC Bayern München zurück. Sie haben von 1990 bis 1997 sieben Jahre lang unter ihm als Manager gespielt. Was verbinden Sie mit ihm?
Ziege: Man konnte mit Problemen jeglicher Art zu ihm kommen und sich Ratschläge holen. Er hat sich in guten wie in schlechten Zeiten um alle Spieler gekümmert. Für mich ist er fast wie ein zweiter Vater. Ich konnte mich mit Uli Hoeneß wunderbar fetzen, aber es war immer zielführend. Diskussionen mit ihm sind nie eine Einbahnstraße.
Ist es aus Trainersicht nicht unangenehm, wenn Spieler hinter dem eignen Rücken zum Manager oder Präsidenten gehen, um sich über Probleme auszutauschen?
Ziege: Wenn sich ein Spieler einem anderen Vereinsmitarbeiter als dem Trainer anvertraut, dann ist das kein Problem - solange der Trainer von dem Gespräch erfährt. Dabei geht es nicht um den Inhalt, sondern den Umstand an sich. Problematisch ist es nur, wenn das Gespräch geheim bleibt.
Wurde das zu Ihrer Spielerzeit beim FC Bayern richtig gehandhabt?
Ziege: Ja, vor allem am Anfang unter Trainer Jupp Heynckes. Zwischen ihn und Hoeneß hat kein Blatt Papier gepasst. Wenn es Probleme gab, konnten wir zu Hoeneß gehen und er hat es sicherlich an Jupp weitergegeben. Mit Jupp persönlich zu reden, war für mich als junger Spieler schwierig. Ich hatte großen Respekt vor ihm.
Bei seinen drei letzten Amtszeiten beim FC Bayern galt Heynckes als Spieler-Versteher. War das damals anders?
Ziege: Absolut, Jupp war damals etwas anders als heute. Ich glaube, seine Zeit in Spanien (zwischen 1992 bis 2003 bei Athletic Bilbao, CD Teneriffa und Real Madrid, Anm. d. Red.) hat ihn sehr positiv beeinflusst. Damals war er sehr, sehr fordernd. Er hat nicht viel geredet, sondern gesagt: "So wird es gemacht und wenn du es nicht so machst, dann spielst du eben nicht. Fertig." Damals war es aber denke ich generell anders als heute. Als junger Spieler galt das Grundprinzip: arbeiten, lernen, zuhören und anbieten. Es lag an einem selbst, das Geforderte umzusetzen und nicht ständig zu fragen, was man besser machen muss.