Jubel von den gegnerischen Fans und ein zweitägiger Rücktritt
Barrios feiert gegen Velez sein Debüt für Gimnasia, das Spielfeld betritt er mit seinen neuen Kollegen durch ein riesiges aufgeblasenes Wolfsmaul, das als Spielertunnel dient. Gimnasia ist schließlich El Lobo, der Wolf. Erfolgreich gewildert haben die Wölfe unter Maradona aber nur bedingt. Nach dem Spiel gegen Velez ging es immerhin etwas bergauf. Vor dem letzten Spieltag belegt Gimnasia in der 24er-Liga nach zwei Siegen in Folge Platz 19, der Abstiegskampf ist noch nicht gewonnen.
Seit Maradonas Amtsübernahme gewann die Mannschaft sechs von 17 Ligaspielen. Eines davon im Oktober mit 4:0 auswärts bei den Newell's Old Boys aus Rosario, für die Maradona zum Ende seiner Karriere einst fünf Pflichtspiele bestritten hat. Grund genug für den Klub, seine Fantribüne nach Maradona zu benennen. Und für die Fans, Maradona bei seinem Gastauftritt mit Gimnasia mit einer Choreographie zu begrüßen und trotz der heftigen Niederlage der eigenen Mannschaft zu bejubeln.
Kurz darauf aber trat Maradona aufgrund von Unstimmigkeiten mit der Vereinsführung überraschend von seinem Traineramt zurück - nur um seine Entscheidung zwei Tage später zu revidieren. "Ich bin glücklich, dass ich hier Coach bleibe", verkündete Maradona.
Ob Coach aber das richtige Wort ist? Verantwortlich für die Trainingsarbeit soll hauptsächlich Maradonas 42-jähriger Assistent Sebastian Mendez sein, ein ehemaliger Innenverteidiger. Das gibt Maradona die Freiheit, sich auch um andere Anliegen zu kümmern. Kurz vor dem Heimspiel gegen Velez etwa flog er für einige Tage nach Venezuela, um dort seinem Freund Nicolas Maduro beizustehen. Der sozialistische Präsident befindet sich in einem erbitterten Machtkampf mit der Opposition. Bei einem öffentlichen Auftritt riefen sie gemeinsam: "Venceremos!" Wir werden siegen!
Maradona lässt das Zelt lachen und den Motor schweigen
Trotz akuter Zweifel der lokalen Presse kehrte Maradona zwar rechtzeitig zum Heimspiel gegen Velez aus Venezuela nach La Plata zurück, sein Siegesversprechen hält er jedoch nicht ein. Das 0:0 ist aber immerhin genug, um seine Einschätzungen zum Spiel zu bekommen. "Nach Niederlagen spricht er nämlich nie", sagt ein Lokaljournalist.
Maradona also erscheint zur Pressekonferenz, die in einem weißen Zelt auf einem Tennisplatz hinter einer der beiden Stahlrohrtribünen abgehalten wird. Die Räumlichkeiten im Stadion reichen für den Journalisten-Andrang nicht aus. Vereinsmitarbeiter helfen Maradona auf das provisorische Podium, die Show beginnt und sie folgt einem klaren Schema: Maradona wird gefragt. Maradona macht einen Scherz. Das Zelt lacht und dann auch Maradona, weil er sich über das lachende Zelt sichtlich freut.
Als ein Autofahrer draußen auf einmal seinen Motor aufheulen lässt, schreit Maradona: "Ruhe! Hier läuft eine Pressekonferenz!" Gehört haben kann der Fahrer den Tadel wohl nicht, der Motor aber verstummt trotzdem sofort. Was Maradona sagt, das zählt. Er ist bei Gimnasia gleichzeitig weniger und mehr als ein Trainer.