Der März 2021 könnte für Arjen Robben ein entscheidender Monat sein. So schade es ist: Es könnte der Monat werden, in dem ein ganz Großer des Fußballs seine Karriere ein zweites Mal beendet.
Seit einem Kurzeinsatz Mitte Oktober letzten Jahres kam der inzwischen 37-Jährige für den FC Groningen nicht mehr zum Spielen, hartnäckige Wadenprobleme verhindern das.
Im März will er seine Situation nun möglicherweise final noch einmal neu bewerten. "Wenn es dazu kommt, dass wir diese Schlussfolgerung ziehen müssen, dann wird es wirklich schwer zu schlucken sein", sagte Robben zuletzt im Interview mit Groningens Vereins-Homepage zu einem vielleicht endgültigen Ende seiner Profi-Laufbahn.
Noch hat der frühere Bayern-Star den Traum von einer Rückkehr auf den Platz aber nicht aufgegeben. Vergangenen Sommer hatte der Niederländer das Herz eines jeden Fußball-Romantikers höher schlagen lassen, als er noch einmal bei seinem Jugendklub Groningen anheuerte. Ein Jahr, nachdem er eigentlich Schluss gemacht, seine Schuhe nach zehn Jahren FC Bayern an den Nagel gehängt hatte, meldete sich Robben zurück.
Robbens Rückkehr nach Groningen: "Das ist meine Mission"
"Es hat wieder angefangen zu kribbeln, das ist jetzt meine Mission", sagte Robben Ende Juni 2020, als Groningen sein überraschendes Comeback ankündigte. John de Jonge, Vorsitzender der offiziellen Fanvereinigung Groningens, frohlockte überschwänglich: "Ich hatte Gänsehaut und Tränen in den Augen". Und Robben fügte knapp, aber prägnant an: "Es fühlt sich gut an, wieder zu Hause zu sein."
Mit zwölf Jahren hatte er einst in Groningens Nachwuchs begonnen, im Dezember 2000 mit 16 Jahren sein Debüt in der Eredivisie gefeiert. Groningen war die Grundlage für Robbens spätere Weltkarriere, die mit dem Wechsel nach Eindhoven als 18-Jähriger so richtig begann, die ihn in ein WM-Finale, zu Chelsea, Real Madrid und vor allem Bayern München führte.
Nicht nur in Groningen hoffte man darauf, dass Robben nun doch noch einmal mit seinem überragenden Können am Ball verzückt, dass er noch viele weitere Male mit seinem Signature Move von der rechten Seite nach innen zieht und die Kugel mit dem linken Innenrist ins lange Eck streichelt. Leider hat das bis dato nicht so funktioniert, wie man - und vor allem Robben selbst - es sich erhofft hatte.
"Ehrlich gesagt, war die Energie in den vergangenen Wochen weg. Natürlich ging es mir durch den Kopf, aufzuhören", sagte Robben Mitte Dezember bei Fox News. Mitte September, am 1. Spieltag der laufenden Saison, hatte er sein erstes Pflichtspiel seit mehr als einem Jahr absolviert, stand beim 1:3 gegen Eindhoven in Groningens Startelf - musste nach 30 Minuten allerdings wegen einer Leistenverletzung ausgewechselt werden.
Arjen Robben fehlt Groningen seit Monaten verletzt
Schon die legte ihn einige Wochen auf Eis, Mitte Oktober konnte er gegen Utrecht dann noch einmal eine Viertelstunde mitwirken. Doch bei diesen insgesamt rund 45 Einsatzminuten blieb es bis heute. Weil Robbens Waden nicht mitspielen wollen, ihm langwierige Probleme bereiten.
"Es läuft nicht gut, es ist einfach enttäuschend", sagte er Anfang Februar. "Es ist von einer Wade zur anderen gegangen. Alles in allem ist es sehr schwierig. Wir werden sehen müssen, ob es genug Perspektive gibt, um es weiter zu versuchen."
Schon Ende des letzten Jahres begann er, sich damit zu beschäftigen, erneut aufhören zu müssen. "Wir haben in den letzten Monaten hart gearbeitet, aber leider ohne das gewünschte Ergebnis. Ich werde die kommende Zeit nutzen, um mich zu erholen", sagte er damals und betonte: "Eine kleine Stimme in meinem Kopf hindert mich daran aufzuhören. Ich hoffe einfach, dass ich auf den Rasen zurückkehren kann. Ich werde alles dafür geben."
Robbens Vertrag läuft Ende Juni aus
Robben war von Anfang an klar, dass es kompliziert wird, dass körperliche Probleme vorprogrammiert sein würden. Schließlich hatte er damit schon in der Endphase bei Bayern immer wieder zu kämpfen und ganz extrem in seinem letzten Jahr in München, als Oberschenkel und Wade ihn mehrere Monate außer Gefecht setzten und dem Offensivmann nur 19 Pflichtspieleinsätze erlaubten.
Es spricht für Robben, für seine Liebe zum Fußball und zu Groningen, dass er es überhaupt noch einmal versuchen wollte. Und umso mehr, dass er nun schon so lange für ein abermaliges Comeback kämpft.
"Ich wusste auch, dass es sein kann, dass es nicht klappt. So sieht es im Moment aus. Gleichzeitig ist da der Leistungssportler in mir", erklärt der 96-malige niederländische Nationalspieler, dessen Vertrag Ende Juni ausläuft. "Aufgeben ist nicht in meinem Wortschatz. Das ist genau die Phase, in der ich mich jetzt befinde. Die Frage ist, ob es genug Hoffnung gibt, um weiterzumachen."
Arjen Robbens Hoffnung: "Ich möchte auch etwas zurückgeben"
Hoffnung könnte Robben geben, dass Groningen auch ohne seine Hilfe eine gute Saison spielt, aktuell auf Platz sechs steht und mit einem Sieg gegen Feyenoord am Mittwoch sogar an die Top-4 heranrücken könnte. Und da gibt es ja auch noch die Aussicht, vielleicht sogar noch einmal vor Fans spielen zu können: "Das wäre natürlich das Beste. Das ist noch ein Wunsch, ein Traum", sagt Robben.
Ohnehin geben ihm die Fans Groningens Kraft in dieser Zeit. "Ich muss sagen, dass die vielen Nachrichten, die ich bekomme, wirklich herzerwärmend sind.
Die Fans, die es wirklich zu schätzen wissen, dass ich diesen Schritt gemacht habe, sind sehr sympathisch und sagen mir, dass es schon jetzt ein Erfolg war. Das berührt mich", betont er, sagt aber natürlich auch: "Das Problem ist, dass ich selbst nicht so empfinde. Ich möchte auch etwas zurückgeben."
Es wäre ihm so zu wünschen, dass es dazu noch kommen kann. Dass der März 2021 ein guter Monat für ihn wird, dass er weiter für seine Rückkehr auf den grünen Rasen kämpfen kann, dass er diese vielleicht sogar noch im März in die Tat umsetzen kann. Eine kleine Stimme im Kopf wird ihn dafür mit Sicherheit antreiben.