Die Super League ist - zumindest in der ursprünglich anvisierten Form - Geschichte. Hätten der FC Bayern München und Borussia Dortmund mit der internationalen Konkurrenz gemeinsame Sache gemacht, wäre es für den Rekordmeister aber offenbar deutlich lukrativer gewesen als für den BVB. Der Ausstieg aus dem Projekt, den mittlerweile die meisten Klubs anstreben, könnte sich derweil schwierig gestalten.
Das geht aus Spiegel-Recherchen hervor, dem Magazin liegt der Gründungsvertrag der Super League vor. Demnach wären die 3,5 Milliarden Euro, die die Bank JP Morgan bereitstellen wollte, nach folgendem Verteilungsschlüssel aufgeteilt worden: Elf Klubs hätten je 7,7 Prozent dieser Summe erhalten - umgerechnet rund 238,5 Millionen Euro -, darunter auch die Bayern.
Vier weitere Klubs, nämlich die beiden Mailänder Klubs AC und Inter, Tottenham Hotspur und der BVB, hätten lediglich 3,8 Prozent als Antrittsprämie erhalten sollen. Macht etwa 117 Millionen Euro. In der Super League hätte Dortmund also zu Beginn über 120 Millionen Euro weniger kassiert als der FC Bayern.
Eine Zusatzprämie sah der 167 Seiten lange Gründervertrag übrigens für die spanischen Klubs FC Barcelona und Real Madrid. Beide hätten in den ersten beiden Jahren jeweils eine zusätzliche Summe von 30 Millionen Euro erhalten, also jeweils noch einmal sechzig Millionen Euro mehr als die übrigen Vereine.
Super-League-Ausstieg erst nach 23 Jahren
Die sechs englischen Vereine hatten nach heftigen Protesten von Fans, Medien, Spielern und Trainern die ersten Dominos zum Aus der elitären Liga umgestoßen, mittlerweile wollen neun der zwölf Gründungsmitglieder offiziell wieder aussteigen. Lediglich Juventus Turin, dessen Präsident Andrea Agnelli das Projekt für gescheitert erklärte, der FC Barcelona und Real Madrid haben sich noch nicht von der Eliteliga distanziert.
Das könnte auch am Super-League-Kontrakt liegen: Laut diesem haben sich alle zwölf Klubs für 23 Jahre an die Super League gebunden. Ein Austritt ist laut Spiegel erst nach drei Jahren möglich. Dafür wäre allerdings eine heftige Strafzahlung in Höhe von 150 Millionen Euro vorgesehen, dazu die Rückzahlung der Hälfte der Einnahmen der vergangenen Super-League-Saison und der anteilig noch ausstehende Vorschuss von JP Morgan (die Bank hatte sich zuletzt für seine Beteiligung am Projekt entschuldigt, ihr entgeht durch den Kollaps eine Milliardensumme).
Nur in einem Fall könnte die Super League laut Vertrag problemlos eingestampft werden: Beim FC Barcelona hätten die Mitglieder der Teilnahme an der Liga erst einmal zustimmen müssen. Hätten sie abgelehnt, hätte man "das SL-Projekt mit sofortiger Wirkung" einstellen können, sollten 70 Prozent der Teams dafür stimmen.
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hat die abtrünnigen Klubs, die sich von der Super League losgesagt haben, bereits wieder willkommen geheißen, eine Disqualifikation aus der laufenden Champions-League-Saison für Real, Manchester City und den FC Chelsea ist kein Thema.
Dem Spiegel sagte Ceferin aber auch: "Wer in Zukunft weiterhin an einer SuperLeague-Firma beteiligt ist, wird nicht in Uefa-Wettbewerben spielen können." Auch die Verteiligung der Champions-League-Einnahmen werde nun einfacher: "Wir können jetzt sagen: Ihr wollt egoistisch sein? Dann probiert doch noch mal eure Super League."