HFC Haarlem: Auflösung trotz Business Club
Nach einer erfolgreichen Zeit Anfang der 1980er-Jahre näherte sich der HFC Haarlem gerade wieder dem Abstieg, wie so oft war die finanzielle Not unterdessen groß. In der Stadt mit seinen heute rund 230.000 Einwohnern bildet man sich viel ein auf sein malerisches Zentrum, auf seine Kultur und Architektur und auf seine Museen. Geld wird hier im Zweifel lieber in Kunst gesteckt als in den lokalen Fußballklub. Ändern sollte das der Waliser Barry Hughes, einer der größten Trainer der Klubgeschichte.
Hughes hatte Haarlem Ende der 1960er-Jahre in die Eredivisie geführt und nach einem zwischenzeitlichen Abschied später nochmal für sieben Jahre betreut. Anschließend tingelte er durch die Niederlande, ehe er als kaufmännischer Leiter ein zweites Mal nach Haarlem zurückkehrte. Gemeinsam mit dem jungen Raiola schuf er nun den sogenannten Business Club. Er sollte als Sammelbecken für lokale Sponsoren dienen und den Klub finanziell stabilisieren. Mit einem exquisiten VIP-Saal im Bauch der Haupttribüne des Stadions bekam der Business Club seine Heimat.
Mittlerweile werden die Räumlichkeiten vom HFC Haarlem nicht mehr gebraucht, was vorrangig daran liegt, dass es den damaligen Zweitligisten seit seiner Auflösung 2010 nicht mehr gibt. Geblieben sind der Meistertitel von 1946, die Pokalsiege von 1902 und 1912 sowie ein kleines Element im Logo des Nachfolge-Fusions-Gebildes Haarlem Kennemerland, der mit dem HFC ansonsten kaum mehr etwas gemein hat.
Haarlem Kennemerland ist ein Amateurklub mit wohl mehr Spielern als Fans. Ausgetragen werden die Partien auf Nebenplätzen des alten Stadions, das mal 18.000 Zuschauer fasste. Heute steht nur mehr die Haupttribüne. Aller Voraussicht nach wird aber auch sie bald verschwinden und mit ihr der Saal des ehemaligen Business Clubs. Noch dient er als Veranstaltungsort, unter anderem treffen sich hier regelmäßig ehemalige Funktionäre, Spieler und Fans. Ein Ort, um in Erinnerungen an längst vergangenen Zeiten zu schwelgen. Zeiten, in denen es für den HFC Haarlem noch Hoffnung gab. Zeiten, in denen Raiola und Hughes viel Leidenschaft in den Aufbau des Business Clubs steckten.
Mino Raiola, Barry Hughes und 80 Visitenkarten
Wirklichen Erfolg hatte das ungleiche Duo trotz aller Bemühungen aber nicht. "An ein Treffen kann ich mich sehr gut erinnern", sagt Piet Hooft, damals ebenfalls in der Klubführung tätig. "Wir haben sie gefragt, was bei ihrer Suche nach Sponsoren rausgekommen ist. Barry sprach von 80. Zunächst dachten wir, dass sie 80 neue Mitglieder für den Business Club gefunden hätten. Es handelte sich aber nur um 80 Visitenkarten von Leuten, mit denen erst verhandelt werden musste."
Tatsächlich umgesetzt wurde immerhin die Kooperation mit einem Busunternehmen, das Fans aus allen Teilen der Stadt gratis zum Stadion bringen sollte. Nach anfänglichen Erfolgen schlief das Projekt zwar bald ein, gelohnt hat es sich aber allein wegen eines Erinnerungsfotos: Raiola mit seinem kindlich runden Gesicht in einem Bus mit Ledersitzen, daneben der schelmisch grinsende Hughes mit Haarlem-Fähnchen und Kapitänsmütze.