Er ist erst 18, doch in den USA schon in aller Munde: Angreifer Ricardo Pepi sorgte zuletzt beim Nationalteam und in der MLS beim FC Dallas für Furore. Nun steht der Youngster offenbar vor dem Sprung nach Deutschland. Aber was zeichnet Pepi aus?
Durch die USA rauscht gerade ein neuer Hochgeschwindigkeitszug: Der "Ricardo Pepi Hype Train" - illustriert mit dem Konterfei des jungen Shootingstars als Gallionsfigur einer Lokomotive. Beim Länderspiel des US-Nationalteams gegen Jamaika hatte sogar seine Familie ein solches Banner dabei.
"Wir haben den Zug in El Paso genommen", war darauf zu lesen. Die Stadt im Süden des US-Bundestaates Texas direkt an der Grenze zu Mexiko ist die Heimat von Ricardo Pepi. Schon als 13-Jähriger verließ er seine Geburtsstadt, um in die Jugendakademie des FC Dallas zu wechseln und dort seinen Traum vom Profifußballer zu verwirklichen.
"Ich war gezwungen, schon in jungen Jahren sehr reif zu sein", sagte Pepi Ende Juli bei SPOX und Goal. "Es war ein großes Risiko. In der Akademie wird einem nichts garantiert, auch nicht, dass man später einmal Profifußballer wird, aber ich wusste, dass ich das unbedingt wollte. Ich wusste, dass ich eines Tages Profifußballer werden wollte."
In der MLS schoss sich Pepi in der laufenden Saison mit 13 Toren in 27 Spielen für den FC Dallas ins Rampenlicht. Im September wurde der Stürmer von Gregg Berhalter erstmals für die US-Nationalmannschaft nominiert - und erzielte bei seinem Debüt gegen Honduras (4:1) am 9. September gleich ein Tor und bereitete zwei weitere vor.
Ricardo Pepi schreibt mit Doppelpack für USA Geschichte
Vergangene Woche führte er das US-Team mit einem Doppelpack gegen Jamaika zu einem 2:0-Erfolg - und schrieb damit Geschichte. Vor ihm hatte nur der Ex-Dortmunder Christian Pulisic als 18-Jähriger schon einmal doppelt für das US-Team getroffen. Seither ist der "Hype Train" nicht mehr aufzuhalten.
Auch zahlreiche europäische Topklubs sollen auf den Zug aufgesprungen sein. Juventus, Ajax Amsterdam, AC Florenz oder FC Bologna wurden als mögliche Interessenten gehandelt. Auch mit dem FC Bayern München wurde Pepi schon in Verbindung gebracht.
Im Februar dieses Jahres absolvierte er im Rahmen einer Kooperation mit dem FC Dallas unter anderem zusammen mit Justin Che ein Probetraining beim deutschen Rekordmeister. 2018 hatte in Chris Richards (aktuell an die TSG Hoffenheim verliehen) bereits ein Dallas-Talent den Weg von Texas zu den Bayern gefunden. "Dieser Campus ist toll, er hat einfach alles, was man braucht, um als Spieler erfolgreich zu sein. Das ist ein großartiger Campus", sagte Pepi damals.
Doch seine Zukunft liegt offenbar bei einem Bundesliga-Konkurrenten.
gettyRicardo Pepi: Einigung mit VfL Wolfsburg?
Der VfL Wolfsburg soll sich laut MLS-Reporter Chris Smith von 90min.com mit Vertretern des US-Talents über einen Wechsel einig sein. Verhandlungen zwischen dem VfL und dem FC Dallas, wo Pepi noch bis 2026 unter Vertrag steht, stünden demnach aber noch aus.
Pepi selbst machte zuletzt jedenfalls keinen Hehl aus seinen großen Träumen. "Ich würde gerne eines Tages bei Real Madrid spielen", sagte er im Gespräch mit TyC Sports. Aber was bringt dieser 18-Jährige mit, dass er schon jetzt in solchen Größenordnungen denkt?
In der MLS wird Pepi jedenfalls Großes zugetraut. Im aktuellen Ranking der besten Nachwuchsspieler "22 Under 22" wurde Pepi von einer Expertenkommission auf Platz eins gewählt. Er ist damit der jüngste Gewinner in dieser Kategorie seit Alphonso Davies, der 2018 als 18-Jähriger vorne lag, 2019 zum FC Bayern wechselte - und dort durchstartete.
In der Begründung wird "El Tren" als "tödlicher Vollstrecker" vor dem Tor beschrieben, "der mit seinem Instinkt im Strafraum nur ein oder zwei Chancen braucht, um drei Punkte zu sichern".
Pepi: Ex-Dallas-Trainer erklärt die Stärken
Luchi Gonzalez, bis September Trainer des FC Dallas und vorher Nachwuchsleiter, bezeichnete seinen früheren Schützling Pepi als "Mentalitätsmonster" und "mentalen Kämpfer". "Er hat ein inneres Ego, einen Biss und einen Egoismus, Tore zu schießen", sagte Gonzalez bei MLSSoccer.com.
"Er ist sauer auf sich selbst, wenn er kein Tor schießt, egal, ob er bei einer Weltmeisterschaft oder mit dem FC Dallas oder eines Tages in Europa oder mit der U14-Mannschaft spielt - auf dem Platz ist er ein hungriger Mistkerl", ergänzte Gonzalez. "Aber abseits des Platzes tritt er so ruhig, selbstbewusst und reif auf. Er unterstützt das Team - immer. Und das ist das Schöne an diesem Jungen."
Gonzalez hatte Pepi als 12-Jährigen erstmals in Aktion gesehen. "Er war größer als alle anderen", berichtete Gonzalez und bezeichnete Pepi als "körperlichen Frühentwickler: "Er war groß und schlaksig. Und er überragte jeden." Mit 1,85 Meter ist Pepi heute aber nicht unbedingt ein Riese.
Während seiner fußballerischen Ausbildung hat sich Gonzalez für Pepis Förderung etwas Besonderes einfallen lassen. "Als er U13 und U14 war, haben wir ihn auf verschiedenen Positionen eingesetzt. Wir haben ihn im zentralen Mittelfeld und sogar in der Innenverteidigung spielen lassen, weil er zu viele Tore schoss. Er schoss fünf Tore, und wir waren der Meinung, dass ihm das in seiner Entwicklung nicht hilft", erklärte der 41-Jährige.
2018 unterschrieb Pepi seinen ersten Profivertrag und in seinem allerersten Profispiel für den North Texas SC, dem Farmteam des FC Dallas in der drittklassigen USL1, schnürte er gleich einen Dreierpack.
Leistungsdaten von Ricardo Pepi:
Team | Spiele | Tore |
FC Dallas | 55 | 16 |
North Texas SC | 14 | 11 |
US-Nationalmannschaft | 3 | 3 |
Ricardo Pepi: Vergleiche mit Haaland und Lewandowski
Pepi wurde nach eigener Aussage bereits mit BVB-Torjäger Erling Haaland oder Bayerns Weltfußballer Robert Lewandowski verglichen. Insbesondere Haaland dient ihm für seine Spielweise als Vorbild, wie Pepi bei SPOX und Goal erklärte: "Eines der wichtigsten Dinge, die ich mir ansehe, sind die Läufe, die er macht, seine Pässe, seine Bewegungen im Strafraum. Das sind seine Stärken, also versuche ich, seine Bewegungen zu beobachten und zu sehen, wie er einen Weg findet, den Verteidigern zu entkommen."
Dass Pepis möglicher Weg nach Deutschland auch eine große Herausforderung ist, hat er bei seinem Besuch in München im Februar schon erfahren. Der Fußball sei technischer, meinte Pepi damals: "Das Passspiel ist kürzer und schneller." Doch mit dem hohen Tempo kennt sich der Anführer des "Ricardo Pepi Hype Train" ja bestens aus.